Gutes Verhältnis zu jemandem nur vortäuschen?

vom 19.01.2016, 16:46 Uhr

Meine Freundin arbeitet in einem Büro, wobei sie sich da nicht mit allen Kolleginnen gut versteht. Mit einer Kollegin hat sie wohl so ihre Schwierigkeiten, wobei sie sich gegenüber anderer Kollegen und ihrem Chef nichts davon anmerken lassen möchte. Sobald andere Kollegen dabei sind, verhält sie sich immer freundlich gegenüber der Kollegin, die sie nicht mag und täuscht ein gutes Verhältnis vor.

Sie meinte, dass sie nicht will, dass jeder mitbekommt, dass sie eine Kollegin nicht mag und dass das auch nicht die Runde machen muss. Habt ihr auch schon einmal ein gutes Verhältnis zu jemandem nur vorgetäuscht, damit niemand davon weiß, dass das Verhältnis zwischen euch und der anderen Person doch nicht so gut ist? Oder zeigt ihr das auch ganz offen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Also meine Mutter und ich hatten nie ein gutes Verhältnis. Wir sind zu verschieden und ecken einfach gerne an. Hinzu kommt, dass ich kein Wunschkind war und ich das "falsche" Geschlecht habe, ihrer Meinung nach. Also so gute Startvoraussetzungen hatten wir nie.

Da sie aber extrem viel Wert auf Prestige und Ansehen legt, versucht sie dieses schlechte Verhältnis dann immer zu vertuschen. Sie inszeniert sich gerne als Bilderbuch-Mama obwohl sie nie für mich da gewesen ist und sich nie für mich interessiert hat, auch als Kind schon nicht. Komischerweise interessiert sie sich nur für mein Leben, wenn jemand beispielsweise wissen will, welche Fächer ich in der Schule belegt habe oder ob ich einen Freund habe. Dann fragt sie plötzlich genauer nach, weil sie es als demütigend empfindet, dann keine Antwort zu wissen. Aber wenn keiner fragt, juckt sie das auch nicht und sie erkundigt sich auch nicht nach Details aus meinem Leben.

Ich habe allerdings keine Lust dazu, etwas vorzuspielen, was nicht da ist. Deswegen stichle ich gerne vor Zeugen, wenn sie es wieder übertreibt mit ihrer Selbstinszenierung. Ob diesen Wink die Menschen verstehen weiß ich nicht, aber von meiner Seite ist das Zeichen genug. Manchmal sind die Kommentare schon heftig und haben es in sich. Wobei es sich dabei aber meist um Konter handelt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich das Verhalten von deiner Bekannten ziemlich gut finde und dass es von Professionalität zeugt, dass sie sich nicht anmerken lässt, dass sie diese Person nicht mag. Es ist einfach so, dass man, wenn man erwachsen ist, nicht alle seine Streitigkeiten und Antipathien in der Öffentlichkeit austragen muss, sodass es jeder mitbekommt.

Es ist einfach so, dass man nicht jeden Menschen mögen kann und dementsprechend auch nicht zu jedem ein gutes Verhältnis haben kann. Das ist völlig normal und auch vollkommen in Ordnung, allerdings sollte man sich dies auch nicht von jedem anmerken lassen. Vor allem vor Kunden ist es ein absolutes No-Go, wenn man sich untereinander streitet.

Jedoch denke ich, dass es nur fair ist, wenn die andere Person es auch weiß, dass man nicht sonderlich viel von ihr hält beziehungsweise mit ihr nicht mehr als geschäftliche Beziehungen führen möchte. Es wäre äußerst unfair, wenn man dieser Person ein super Verhältnis vortäuscht und absolute Sympathie heuchelt.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich kann so etwas nicht gut vortäuschen und ich fürchte, dass man das dann bei mir trotzdem erkennen würde, dass ich die andere Person nicht mag und das gute Verhältnis nur vortäusche. Aber allgemein muss ich sagen, dass ich es toll finde, wenn jemand das kann und dann so professionell mit der Lage umgeht. Allerdings müssen dann natürlich auch beide Parteien mitziehen und ein gutes Verhältnis vortäuschen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Als Mann sehe ich das etwas anders. Ich arbeite auch im Büro und bin immer wieder verwundert, wie sehr sich Frauen damit beschäftigen, ob sie Jemanden mögen oder nicht. Ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine da. Viele Männer wundern sich darüber. Wir Männer können auch miteinander arbeiten, wenn wir uns nicht mögen. Es gibt Arbeitskollegen, die ich mag und welche, die ich nicht mag. Eigentlich sind mir die, welche ich nicht mag viel lieber, denn Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps.

Frauen scheinen da etwas anders gestrickt zu sein. Ihnen ist ein gutes Betriebsklima wesentlich wichtiger als uns Männern. Allerdings gibt es da viel öfter Reibereien, als bei uns Männern. Lästern und eben diese vorgetäuschte Freundlichkeit ist wesentlich häufiger zu beobachten, als bei Männern. Wenn ich Jemanden nicht mag, dann sage ich ihm das, und wenn mich jemand nicht mag, dann ist mir das eigentlich total egal. Hauptsache wir machen unsere Arbeit.

Ich möchte hier allerdings keinen chauvinistischen Eindruck hinterlassen. Ich spreche eher von einer Tendenz, welche ich in meinem Leben beobachtet habe. Es gibt eben solche „zickigen“ Männer, wir zielorientierte Frauen. Und keinesfalls möchte ich ein Urteil darüber fällen. Ich meine eben nur, dass Männer und Frauen da doch ein wenig anders gestrickt sind.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mir ist es eigentlich auch viel wichtiger, dass die Arbeit gemacht wird, als dass sich alle KollegInnen liebhaben und ein gutes persönliches Verhältnis pflegen. Ich trenne Arbeit und Privatleben so gut wie möglich, und einerseits ist es mir natürlich recht, wenn ich jemanden nett finde und auch mal ein paar private Worte wechseln kann, aber falls das nicht geht, habe ich andererseits auch persönlich kein Problem damit, das Verhältnis auf einer Sachebene zu handeln.

Nur bin ich aber eine Frau und arbeite bedauerlicherweise in einem fast reinen Frauenberuf. Das hat sich so ergeben, man kann sich seine Begabungen leider nicht heraussuchen. Deshalb wird von mir praktisch verlangt, dass mir zwischenmenschliche Beziehungen und ein auch emotional gutes Verhältnis zu den anderen Schnepfen, sprich, den werten Kolleginnen, persönlich wichtig sind.

Beispielsweise nervt es mich insgeheim unendlich, allwöchentlich ein "Teamfrühstück" über mich ergehen lassen zu müssen, bei dem es von oben ausdrücklich erwünscht ist, dass man sich besser kennenlernt und auch abseits vom Job den Zusammenhalt pflegt. Als Mann unter Männern würde mir der ganze Kram höchst wahrscheinlich erspart bleiben, aber da muss ich geschlechtsbedingt wohl oder übel durch.

Anders als bei Männern (vermute ich) würde es bei mir sonst ziemlich schnell heißen: "Frau Gerbera, bedrückt Sie irgend etwas? Sie sind in letzter Zeit so verschlossen!" oder schlimmer noch, hinter meinem Rücken: "Also. Die Gerbera, die hält sich wohl für was Besseres. Arbeitet den ganzen Tag und redet nie über ihr Privatleben." Deswegen spiele ich im Job in Gottes Namen die Rolle, die mir die Gesellschaft als Frau zugedacht hat, da es sich schlicht nicht lohnen würde, hier Wellen zu machen.

Außerdem ist es meiner Erfahrung nach zumindest bei Frauen ein Problem, dass man auch nicht auf rein dienstlicher Ebene mit ihnen zusammenarbeiten kann, wenn sie das Gefühl haben, dass man sie nicht "mag". Wie es bei Männern läuft, weiß ich nicht, da ich kaum jemals einen im Team hatte, aber bisher habe ich kaum jemals eine Kollegin gehabt, die persönliche Ressentiments beiseite schieben konnte, damit der Laden läuft.

Da wurde eher gezickt und geschmollt und mir Böses unterstellt, während die Arbeit liegen geblieben ist. Auch deswegen beschwichtige ich die alten Ziegen bei mir im Job so gut es geht und tue so, als wären wir die besten Bussi-Bussi-Freundinnen. Sonst komme ich ja gar nicht mehr zum Arbeiten vor lauter Socializing.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es gibt Kollegen, die ich mag und es gibt welche, die ich nicht mag. Z.B. habe ich eine Kollegin, die ist sehr dominant und im Prinzip braucht man mit ihr gar nicht diskutieren, weil sie nie etwas einsieht, nie nachgibt und immer meint, sie weiß alles besser. Wenn ich also ein Anliegen habe, dann gehe ich gleich zum Chef und hole mir vom dem eine Anweisung. Denn wenn ich der Kollegin gegenüber sagen kann, dass das eine Anweisung vom Chef ist, dann knickt sie auch ein.

Solche dominanten Frauen mag ich absolut nicht. Das ist unsympathisch und ich will solche Leute auch eigentlich nicht um mich herum haben. Wenn ich ihr gegenüber aber unfreundlich wäre und meine Antipathie zeigen würde, dann käme das im Unternehmen auch nicht gut an. Daher bleibe ich freundlich und nett, auch wenn ich mir innerlich was ganz anderes denke.

Es gibt auch eine Kollegin, die mir schon von Anfang an sehr überheblich vorkam. Die lächelt nie und redet auch nur das Nötigste mit einem. Ich kann mir richtig gut vorstellen, dass die hinter meinem Rücken über mich lästert. Trotzdem bin ich auch zu ihr freundlich.

An der Uni gibt es einen Mann, der mich nicht mag, es kommen von ihm aber auch manchmal freche Kommentare. Aber da es an der Uni nicht so wichtig ist, einen auf nett und freundlich zu machen, schieße ich da auch zurück. Es gibt also durchaus Arbeitsumfelder, wo man mal seine Meinung sagen kann.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Warum kann sie denn ihre Kollegin nicht leiden? Ich finde da den Grund schon wichtig um sagen zu können, ob es besser ist, wenn man da nichts sagt, oder ob es da empfehlenswert ist, ehrlich zu sein.

Gerade unter Kollegen muss man manchmal und unter bestimmten Umständen professionell bleiben. Wenn derjenige fachlich einfach nicht gut ist, aber so tut als ob, dann kann ich die Person meistens auf der Arbeitsebene nicht leiden. Wie das menschlich aussieht, ist was ganz anderes. In dem Fall würde ich es der Person aber sagen.

Mag ich einfach jemanden so nicht, was auch vorkommt, dann ist es wirklich besser, wenn man das auf Arbeit "nicht an die große Glocke hängt". Ich muss mit der Person nach Feierabend ja nichts machen oder mit ihr meine Freizeit verbringen.

Ich habe eine Kollegin, die ich fachlich nicht mag. Ich mag ihre Art auf Arbeit nicht. Als Mensch finde ich sie in Ordnung. Sie wird nicht meine Freundin werden, aber da habe ich auch nichts gegen sie. Ich habe ihr schon mehrmals offen gesagt, dass ich mit ihrer Art nicht klar komme und so lange wir nicht zusammen arbeiten, ist auch alles ok.

Und dann habe ich eine Kollegin, die ich menschlich nicht gut finde. Mit dieser Person komme ich einfach nicht klar. Die lasse ich auf Arbeit aber in Ruhe, weil ihre Arbeit absolut nichts damit zu tun hat. Sie erledigt alle Aufgaben ordentlich und gewissenhaft. Das sie menschlich nicht so meins ist, ist einfach eine andere Geschichte.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich glaube im Leben trifft man immer mal auf Menschen, die man nicht wirklich mag und einfach nicht sympathisch findet. Da finde ich es schon wenig professionelle, wenn man diese offen zur Ausstellt oder eben keinen großen Hehl darum macht, dass einem jemand unsympathisch ist.

Gerade im Berufsleben kann man sich ja nicht immer aussuchen, mit wem man zusammenarbeiten möchte. Da finde ich eine gewisse Professionalität schon wichtig. Die Arbeit sollte eben nicht darunter leiden. Daher finde ich das Verhalten deiner Freundin durchaus nachvollziehbar und denke, dass es auch irgendwie richtig so ist. Nur finde, dass sie dies nicht nur in Gegenwart des Chefs so handhaben sollte, sondern auch generell. Ich denke, dass es wirklich das Arbeitsklima stören kann, wenn man sich da nicht zusammenreißt.

Im Privaten bin aber auch der Meinung, dass man nicht jedem direkt zeigen muss, dass man ihn nicht mag. Ich gehe diesen Menschen meistens aus dem Weg, zumindest wenn es sich eben machen lässt. Es hat sich noch niemand dadurch geschadet, in dem man auch jemanden gegrüßt, den man eben nicht so leiden kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde es höchst unprofessionell wenn man nicht in der Lage ist zu differenzieren und am Arbeitsplatz auf bockiges Kleinkind macht, nur weil man mit einer anderen Person nicht zurecht kommt und diese nicht mag. Ich muss niemanden mögen um mit ihm arbeiten zu können, ich muss diese Person auch nur auf der Arbeit die paar Stunden ertragen und nehme sie nicht mit nach Hause und sonstiges. Daher macht es mir wenig aus, wenn ich jemanden nicht leiden kann und muss mir das auch nicht heraus hängen lassen oder jedem aufs Ohr drücken, wie sehr ich den Kollegen doch nicht mag.

Ich konnte und kann es mir nicht immer aussuchen mit wem ich arbeite und sicherlich ist es nett, wenn man jemanden hat mit dem man auf einer Ebene schwimmt aber das ist halt nicht immer der Fall. Aber ich muss auch nicht auf heile Familie machen und den anderen lieben, umarmen wenn es nicht der Fall ist. Sachlich, nüchtern, distanziert mit Höflichkeit ist hier das Rezept was mich weiter bringt in der Sache und natürlich die Diskretion, denn ich muss es keinen anderen Kollegen aufs Brot schmieren wenn ich jemanden nicht mag.

Leider ist dazu kaum jemand in der Lage das auch durchzuhalten und nicht zu machen. Ganz oft und schnell macht es die Runde wenn man mit jemanden seine Probleme hat und dann weiß es die ganze Abteilung und zerreißt sich hinter dem eigenen Rücken auch noch das Maul. Kam bei mir ebenfalls vor, als jemand meiner Kollegen ein Problem damit hatte, dass ich den Vorgesetztenposten bekommen hatte und nicht er. Stattdessen würden Lügengeschichten über mich hinter meinem Rücken bei anderen Kollegen gesät und das war dann auch die Grundlage für das Mobbing gegen mich, ausgehend von einem Kollegen der nicht damit zurecht gekommen ist eine Absage kassiert zu haben auf den Posten.

Dennoch musste ich mit diesem Menschen weiterhin zusammen arbeiten und habe dort auch alles professionell weiter laufen lassen wie bislang. Damit wurde nach außen schon der Anschein erweckt, dass wir uns verstehen und alles klappt im Einsatz, aber auf der Wache in den Bereitschaftszeiten gingen wir getrennte Wege und schauten uns mit dem Arsch nicht an. Ein schlechtes Wort habe ich über ihn und sein Verhalten nie bei anderen hinter dem Rücken verloren, bei direkter Konfrontation ist dieser Mensch lieber weg gerannt, nichts dazu gesagt und hat weiter Lügen erzählt über das Gespräch und Dinge die ich ihm angeblich dabei angedroht haben sollte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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