Gutes Filmkonzept ernste Themen komödiantisch aufzulockern?

vom 20.12.2022, 16:57 Uhr

Vor kurzem habe ich im Fernsehen "Die Rettung der uns bekannten Welt" gesehen, welcher im November 2021 in die deutschen Kinos kam. Regie führte Til Schweiger, der gemeinsam mit Lo Malinke auch das Drehbuch schrieb. Er wirkte außerdem, ebenso wie seine Tochter Emma Schweiger, auch als Schauspieler im Film mit.

Hauptakteur in dem Film ist Paul, der an einer bipolaren Störung leidet und unter radikalen manischen und depressiven Emotionsschüben. Nach einem Suizidversuch muss ihn sein alleinerziehender Vater Hardy in ein Therapiezentrum für psychisch kranke Jugendliche einweisen, wo er lernen soll, mit seiner Krankheit umzugehen. In dieser Klinik befinden sich zahlreiche andere Jugendliche, die ebenfalls mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.

Ähnlich wie bei "Honig im Kopf", bei dem es um das Krankheitsbild von Alzheimer ging, wird auch hier ein ernstes medizinisches Thema aufgegriffen und auf eine komödiantische Art und Weise thematisiert.

Meiner Meinung nach regt die Aufmachung und Geschichte trotz lustiger Momente dazu an sich mit dem Krankheitsbild auseinanderzusetzen und auch mehr Gedanken darüber zu machen, wie man es sonst im Alltag vielleicht tun würde. Ich schaue mir solche Filme sehr gerne an und informiere mich danach aber auch mal noch auf sachliche Weise weiter über das Thema.

Denkt ihr solche Filme machen trotz ihrer komödiantischen Aufmachung trotzdem auch aufmerksam auf "schwierige Gesellschaftsthemen"? Kann in solchen Filmen überhaupt ein realistisches Bild einer Krankheit dargestellt werden bzw. zumindest Auszüge davon? Sollte es Filme dieser Art vermehrt geben? Welche Themen sollte man so mal in den Fokus rücken? Welche Filme dieser Art haben euch besonders gut gefallen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Tragikomödien sind ja nun kein neues, originelles oder kontroverses Konzept, was Filmgenres angeht. Ich finde die meisten Produkte aus dieser Richtung eher anstrengend als irgendwas sonst. Entweder wirkt der "komödiantische" Teil aufgesetzt und ich komme mir auf die ungute Art komisch vor, weil ich über die lustigen Auswüchse von Demenz lachen soll (meistens sind die "ernsten Themen ja Krebs, Alzheimer oder "Pflegefall nach Bergunfall").

Oder der ernsthafte Teil ist in meinen Augen ziemlich misslungen, weil die Hauptfiguren immer genau so krank oder sonst wie gebeutelt sind, wie es der Plot zulässt. Sprich, auch mit Hirntumor im Endstadium kannst du noch einen lustigen Roadtrip machen und verstirbst dann mit Fluppe in der Hand in St. Peter Ording mit Blick aufs Meer. Schlichtweg unrealistisch.

Außerdem wiederholen sich immer dieselben Dramen, entweder die schon erwähnten Krankheiten oder ganz biedere, langweilige Familienprobleme wie die "lustigen" Verwicklungen, die daraus entstehen, dass ein Familienvater fremdgeht oder sich damit abfinden muss, dass aus dem Stammhalter Hanspeter plötzlich Lily wird. Und irgendwo taucht dann der olle Nuschler Til Schweiger auf, also ich werde mit diesem Genre garantiert nicht glücklich.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Mein Genre ist das auch nicht. Ich finde es zwar gut, dass man auf diese Erkrankungen hinweisen will, aber es ist nun mal nicht wirklich lustig und Betroffene finden es selber eher belastend, wenn sie es noch mitbekommen und deren Umfeld muss jeden Tag damit kämpfen. Gerade wenn man vermittelt, dass es ja nicht so schlimm ist und man dann auch mal lustige Seiten sehen muss, fragt man sich als Angehöriger schon, warum man das dann selber nicht so gut packt und das finde ich falsch.

Ich finde man muss diese Thematiken ansprechen, aber es auf eine witzige Art und Weise zu machen finde ich nicht richtig. Es vermittelt ein falsches Bild und wertet Menschen ab, die sich für andere Menschen jeden Tag einsetzen und damit auch zu kämpfen haben. Humor an sich ist immer gut, aber man darf ein ernstes Thema auch nicht abwerten nur damit sich Leute damit auf eine falsche Art und Weise beschäftigen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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