Gute Vorsätze für das kommende Jahr lieber lassen?

vom 30.12.2017, 20:38 Uhr

Schlaue Psychologen haben den Rat gegeben, gute Vorsätze für das kommende Jahr lieber ganz und gar seinzulassen, da diese eher krank machen würden, als irgendeinen positiven Effekt hätten. Als Grund dafür wurde benannt, dass es sowieso nur allerhöchstens 10% der Leute schaffen würden, ihre Vorsätze auch wirklich umzusetzen. Resultat wäre, dass wenn dies mehrere Jahre am Stück so anhält, man sich als schwach und als Verlierer empfinden würde, was wiederum ein hohes Depressionsrisiko in sich bergen würde. Was haltet ihr denn von dieser Aussage? Könnte da etwas dran sein und wie haltet ihr es denn mit euren Vorsätzen für das neue Jahr?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Bedeutet das im Umkehrschluss denn auch, dass ich mir keinerlei private oder berufliche Lebensziele setzen sollte, weil immer die Gefahr besteht, dass ich an der Umsetzung scheitere? Sollte ich lieber gar nicht erst studieren gehen, um nicht durch Klausuren zu fallen, und nie eine Beziehung beginnen, weil ich mich eventuell trennen könnte? Ganz ehrlich - das ist für mich kein weiser psychologischer Rat, sondern schlicht und ergreifend Vermeidungsverhalten. Einen Sinn sehe ich dahinter nicht.

Enttäuschungen, Niederlagen und Herausforderungen gehören zum Leben ebenso dazu wie Freuden, Erfolge und angenehme Zeiten. Niemand erlebt gerne Pleiten und negative Gefühle, aber jeder wird früher oder später damit konfrontiert und muss lernen, damit umzugehen. Ansonsten ist man doch überhaupt nicht überlebensfähig.

Bezogen auf die Neujahrsvorsätze muss das eben jeder handhaben, wie er will. Ich selber bin kein Freund von großen Ankündigungen, was man im kommenden Jahr alles besser machen oder endlich einmal anfangen will, denn meiner Meinung nach braucht es für einen Lebenswandel kein fixes Datum und keinen gesellschaftlich aufgezwängten Anlass, sondern lediglich die intrinsische Motivation und den persönlichen Kampfgeist. Wer seine Diät nicht von heute auf morgen beginnen kann, sondern dafür noch 4 Monate bis zum Jahreswechsel warten muss, der kann es damit nicht allzu ernst meinen.

Trotzdem finde ich prinzipiell nichts falsches daran, sich für ein neues Jahr persönliche Ziele und Pläne zu machen. Beispielsweise kann man sich vornehmen, ein neues Land zu bereisen, eine Sprache zu lernen oder seinem Partner einen Heiratsantrag zu machen. Das sind dann aber Dinge, die nicht an einen Stichtag gebunden sind, sondern lediglich in absehbarer Zeit erledigt werden sollen. Daher hat das für mich genauso viel mit Neujahr zu tun wie die Planung des Wocheneinkaufs.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich halte Neujahrsvorsätze aus dem einzigen Grund, weil sich das Datum ändert und große Teile der Bevölkerung Geld verbrennen und sich sinnlos besaufen, für Schwachsinn. Aber das heißt andererseits natürlich auch nicht, dass ich keinerlei Pläne und Ziele für mein Leben habe, nur weil ich den ganzen Optimierungszwang nicht nachvollziehen kann. Ich finde lediglich, dass es a) illusorisch ist zu glauben, man könne von heute auf morgen zu einem besseren Menschen werden, nur weil man es sich an Neujahr vornimmt, und b) dass die meisten Neujahrsvorsätze viel zu hoch gegriffen sind.

Gerade wenn man nicht mehr so ganz jung ist, kann man sich in meinen Augen schon mal überlegen, dass man sich seit 2009 alljährlich vorgenommen hat, weniger zu rauchen, und bis jetzt keinen Unterschied feststellen konnte. Wie es so schön heißt: Verrückt ist, immer wieder das Gleiche zu tun und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten.

In meinen Augen ist es viel sinnvoller, sich generell zu überlegen, was einem selber wichtig ist und auch unter dem Jahr zu versuchen, sein Leben in entsprechende Bahnen zu lenken. Mir selber ist Sport aller Art beispielsweise nicht wichtig, und daran würde sich auch nichts ändern, wenn ich mit den ganzen anderen Sportmuffeln mich jeden Januar aufs Neue ins Fitness-Studio schleppen und den ganzen Krempel im März wieder hinschmeißen würde. Dann muss ich mir eben anders Bewegung verschaffen. Außerdem nervt mich der alljährliche Silvester-Zirkus sowieso, weswegen ich den ganzen Zinnober auch dieses Jahr wieder boykottieren werde, Bleigießen, Feuerwerk und gute Vorsätze eingeschlossen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



So eine Aussage habe ich noch nie gehört und das ist auch nicht der Grund, weshalb ich keine Vorsätze für das neue Jahr fasse. Ich habe das noch nie gemacht, weil es mir einfach klar ist, dass es recht wahrscheinlich ist, dass man es nicht durchzieht. Aber ich sehe dann kein Problem mit einem höheren Depressionsrisiko, sondern finde die Vorsätze einfach recht nutzlos.

Außerdem finde ich es auch ein wenig albern, sich die Vorsätze zum Jahresanfang aufzuheben und ich sehe es einfach so, dass man dann, wenn man sich etwas vornimmt, das auch sofort durchziehen sollte, weil dann die Motivation auch noch höher sein dürfte, als wenn man sich das alles auf eine Liste für das neue Jahr packt. Darum finde ich es auch sinnvoll, sich nicht mit Vorsätzen für das neue Jahr zu stressen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



So schlau können die Psychologen ja nicht gewesen sein, wenn die so einen Schwachsinn von sich geben. Nach der Logik sollte man sich grundsätzlich nichts vornehmen und keine Ziele setzen unabhängig von den Neujahrsvorsätzen, weil man ja immer versagen und Depressionen entwickeln könnte. Niederlagen und Scheitern gehören aber zum Leben dazu und man muss lernen damit umzugehen und entsprechende Strategien zu entwickeln, damit man nicht mehr so überempfindlich darauf reagiert.

Ich persönlich halte gar nichts von Neujahrsvorsätzen. Wenn ich mir etwas vornehme, dann setze ich das auch direkt um und brauche kein bestimmtes Datum wie Neujahr dafür. Daher sind derartige Neujahrsvorsätze in meinen Augen komplett überflüssig und unnötig. Man braucht doch keinen Stichtag um sich etwas vorzunehmen und es umzusetzen, wenn es einem wichtig genug ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Mein Problem mit Neujahrsvorsätzen ist eher, dass das bei vielen so ritualisiert abläuft. Mehr Sport, weniger Essen, mehr Zeit für Privates und so weiter. Und das alljährliche Scheitern ist auch irgendwie schon fester Bestandteil des Rituals geworden.

Und wenn man sich etwas vornimmt weil ein neues Jahr beginnt und nicht weil man ein Problem erkannt hat und beheben will stellt sich doch die Frage, wie ernst man das überhaupt nimmt. Wenn du kein extremes Gewichtsproblem hast oder noch nicht an deinem Übergewicht leidest, dir aber eine Diät vornimmst, weil das zum Jahreswechsel halt irgendwie dazu gehört ist das Scheitern doch wesentlich weniger schlimm als wenn du aus gesundheitlichen Gründen dringend abnehmen musst, durch die eingeschränkte Lebensqualität auch extrem motiviert bist und es dann trotzdem nicht schaffst.

Ich habe keine Vorsätze für das neue Jahr, habe aber zwei kleine Sachen in meine tägliche bzw. wöchentliche Routine mit aufgenommen. Ich habe meine App zum tracken von Gewohnheiten seit über einem Jahr in Gebrauch und bin bisher noch nie in Depressionen verfallen, wenn irgendwas mal über Wochen nicht so gut gelaufen ist. Ich versuche mich dann einfach wieder mehr zu bemühen und gut ist.

Was mich zu dem Punkt bringt, dass die Vorsätze nicht das Problem sind sondern die Art, wie viele Leute damit umgehen. Einmal ein Wochenende durchgefeiert und bei McDonalds gelandet - schon wird die Diät für gescheitert erklärt. Eine Woche nicht beim Sport gewesen - schon wird der Plan aufgegeben. Statt einfach da weiterzumachen, wo man aufgehört hat bevor man den Ausrutscher hatte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde Neujahrsvorsätze nicht einmal so schlecht. Es ist doch egal zu welcher Zeit man sich vornimmt, etwas zu verbessern. Denn immerhin hat man sich dann selber reflektiert und erkennt, dass man etwas verändern kann. Ob man es dann auch schafft, sei dahin gestellt.

Die Depressionsrate geht deshalb nicht in die Höhe, so glaube ich. Denn es gibt Menschen, die von Haus aus zu Depressionen neigen und eben Menschen, die dies nicht tun. Ich glaube, wenn ich schon einen Hang zur Depression habe, dann werde ich mir Neujahrsvorsätze außen vor lassen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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