Gute Idee, dass Zivildiener in Coronakrise länger dienen?
In Österreich müssen aktuelle Zivildiener eine Dienstverlängerung hinnehmen. Auch werden Zivildiener, die bis zu vor 5 Jahren ihren Zivildienst abgeleistet haben, einberufen. Darüberhinaus ruft man dazu auf, auf (noch) freiwilliger Basis, einen außerordentlichen Zivildienst ableisten zu wollen. Hintergrund dafür ist, dass man das Gesundheitswesen nicht kollabieren lassen will und auch die 24-Stunden-Pflege absichern will.
Ist es eine gute Idee, dass Zivildiener in der Coronakrise länger dienen müssen? Wie sieht das aktuell in Deutschland aus? Würdet Ihr auch solche Vorhaben befürworten oder ist das alles für Euch ein zu starker Eingriff in das Privatleben?
Für den Zivildienst erhält man derzeit in Österreich eine Grundvergütung von knappen 347 Euro. Außerdem bekommen sie einen monatlichen Zuschlag von knappen 190 Euro für die Verlängerung . Zusätzlich dazu noch Verpflegungsgeld , Fahrtkostenersatz und Wohngeld falls nötig. Davon kann man natürlich keine großen Sprünge machen aber es ist zumindest eine kleine finanzielle Entschädigung. Wer bereits einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat, hat einen Schutz nach dem Arbeitsplatz-Sicherungsgesetz. Der Arbeitsplatz geht somit nicht verloren und der Job kann nach dem Zivildienst angetreten werden.
Grundsätzlich halte ich es also für eine sehr gute Idee alle möglichen Kräfte zu mobilisieren die sich im Gesundheitsbereich schon auskennen und nicht laienhaft irgendwelche Freiwillige anzulernen die mit der Materie gar nichts zu tun haben. Man versucht halt jetzt aus allen möglichen Ressourcen zu schöpfen um den Supergau zu verhindern. Es werden ja unter anderem zum Beispiel auch schon Medizinstudenten herangezogen um eine gute Versorgung aufrecht erhalten zu können.
Ich bekam vor einiger Zeit Post von einem meiner alten Arbeitgebern, dass alle ehemaligen Krankenpfleger sich bitte melden sollten, um in der Coronakrise Unterstützung zu gewährleisten. Ich habe dann freundlich und bestimmt abgesagt und gesagt, dass ich zur Zeit Medikamente nehme, die einen adäquaten Einsatz im Gesundheitswesen nicht gewährleisten.
Hier in Deutschland kam man auch schon auf die Idee, dass man Reservisten einberuft. Ein Bekannter von mir ist Rettungssanitäter und sucht momentan Arbeit und für ihn bietet sich diese Art der Arbeit natürlich an. Er ist regelrecht begeistert davon und ich finde es an sich auch wirklich super, weil er darin schon aufgeht. Ich hoffe, dass er es gesund übersteht.
Das mit den Medizinstudenten ist auch so eine Sache. Schon mitbekommen, dass in manchen Bundesländern wegen der Corona-Krise der Zeitraum fürs Lernen zum Staatsexamen verkürzt werden soll? Auch andere Passagen des Ganzen klingen für mich nicht ganz schlüssig.
Zurück zum Zivildienst. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn auch Zivildiener eingesetzt werden können. Dann aber bitte nach ihren Möglichkeiten und nicht unter unwürdigen Bedingungen. Schließlich riskieren auch Zivildiener, wie übrigens jeder andere Mensch auch, ihre Gesundheit und sind in der Pflege sogar noch deutlich gefährdeter. Ich bin durchaus für den Ausbau der Ressourcen, aber mir stellt sich immer die Frage nach dem Preis?
In Deutschland gibt es ja keine Zivildienstleistenden mehr. Es haben sich aber viele Reservisten gemeldet, die für den Gesundheitsdienst ausgebildet sind und freiwillig helfen. Auch für Bufdis oder Menschen im freiwilligen sozialen Jahr gibt es die Möglichkeit, das Einsatzgebiet zu wechseln, falls ihre bisherige Tätigkeit wegen Corona nicht mehr ausgeübt werden kann. Reservisten können sogar, glaube ich, bin mir aber nicht sicher, verpflichtet werden. Aber solange sich so viele freiwillig melden, sollte das nicht nötig sein. Freiwillig ist immer besser als Zwang.
Auf Deutschland ist das ja nicht mehr übertragbar. Wir haben den Zivildienst ja im Zuge der Aussetzung der Wehrpflicht abgeschafft. Ansonsten wäre hier sicherlich auch jemand auf die Idee gekommen.
Ich bin da doch etwas zwiegespalten. Grundsätzlich macht das natürlich Sinn Leute, die eh schon im Gesundheitswesen arbeiten einfach länger zu verpflichten. Umso weniger Menschen muss man neu einarbeiten. Auf der anderen Seite ist es dann aber doch so, dass solche Zivildiener ja in Österreich genauso bescheiden bezahlt werden wie damals bei uns die Zivildienstleistenden. Man muss sich das mal überlegen, dass da Leute mit Summasummarum circa 500 bis 600 Euro im Monat für eine 40 Stunden Woche abgespeist werden. Und dafür machen sie aber die Arbeit die Pflegehelfer sonst machen und dafür das doppelte bis dreifache für eine 40 Stunden Wochen kriegen würden.
Ich denke daher, dass man wenn dann auch die Bezüge zumindest für die Verlängerung entsprechend anpassen müsste. Ansonsten ist doch nur noch viel mehr ein Ausnutzen der Zivildiener als eh schon. Wer vorher teure Arbeitsplätze abgebaut hat, kann sie jetzt dann schön mit Billigkräften auffüllen. Das kann es dann ja irgendwo auch nicht so, erst recht nicht, wenn man so etwas dann noch verpflichtend machen würde.
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