Gründe, um ein Tattoo entfernen zu lassen
Habt ihr schon einmal ein Tattoo entfernen lassen oder kennt ihr jemanden, der sich ein Tattoo hat entfernen lassen? Ich könnte mir verschiedene Gründe dafür vorstellen. Vielleicht hat man sich im Urlaub aus einer Sufflaune heraus ein Tattoo in minderwertiger Qualität stechen lassen und möchte es nun wieder loswerden. Vielleicht hat man sich den Namen seiner Freundin eingravieren lassen, mit der nun Schluss ist, und möchte die Liebesbekundung seiner Neuen nicht zumuten. Vielleicht möchte man auch in einem Bereich arbeiten, in dem gut sichtbare Tattoos nicht so gerne gesehen werden.
Gibt es Gründe für die Krankenkasse, eine Tattoo Entfernung zu bezahlen? Welche könnten das sein? War die Tattoo Entfernung für euch schmerzhaft? Ist etwas zurückgeblieben? Ich kenne jemanden, der sich nur ein kleines Tattoo zugelegt hat, weil er Angst hat, dass es ihm später nicht mehr gefällt und er meint, dass die Entfernung nicht so harmlos ist. Ich glaube allerdings nicht, dass viele Menschen im jungen Alter so weit in die Zukunft denken.
Wenn ich mir die Tattoos vieler Leute so anschaue, die ich in der Öffentlichkeit sehe (z.B. an deren Waden oder Armen), dann würde es mich wundern, wenn jeder von denen seine Motive auch in zwanzig oder dreißig Jahren immer noch toll findet. Meiner Erfahrung nach wandelt sich im Lauf der Jahrzehnte oft der persönliche Geschmack, und was man mit Mitte Zwanzig toll fand, gefällt einem später vielleicht gar nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass die Nachfrage nach Tattoo-Entfernungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmen wird. Ob das insbesondere bei großflächigen Tattoos gut gelingen kann, weiß ich nicht.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass manche Tattoos auch medizinische Nachteile mit sich bringen, weil man beispielsweise bestimmte Hautveränderungen nicht sehen kann, wenn sie von einem Tattoo überlagert werden. Solange die Veränderungen harmlos sind, macht das nichts. Aber wenn man deswegen eine ernsthafte, gefährliche Hautveränderung übersieht, kann das durchaus zu Problemen führen.
Tatsächlich trage ich schon ein paar Jahre den Gedanken mit mir umher, ob ich mir auch mal ein Tattoo stechen lassen sollte. Ich bin mir aber einfach nicht darüber sicher, was ich in 30 Jahren als Motiv auch noch mag. Es gibt sicherlich immer wieder Trends und so etwas würde ich dann auch nicht mitmachen wollen, weil es gefühlt jeder hat oder weil es einem dann irgendwann peinlich ist. Ich finde man sollte mit dem Motiv schon etwas verbinden und sich viele Gedanken darüber machen.
Deswegen sollte man sich wirklich vorher überlegen, ob man das auch so haben möchte. Natürlich gibt es aber einfach Phasen im Leben, in denen man nicht ganz so clever und reflektiert ist, als junger Erwachsener zum Beispiel oder wenn man betrunken ist. Ich habe aber auch schon Menschen erlebt, die eine radikale Zeit hinter sich haben und dann ein Umdenken stattgefunden hat und ihre radikalen Tattoos bereut haben.
Vieles kann man ja auch überstechen und damit abändern lassen. Wie schmerzhaft das Lasern ist, weiß ich nicht, aber ich denke, dass da auch immer etwas zurück bleibt und man dann durchaus noch eine ganze Weile erkennen kann, was da mal war. Daher wäre ein Cover Up sicherlich erst mal ganz clever, wenn es nicht zu groß ist.
Ich denke, der Hauptgrund wird sein, dass es dem Träger oder der Trägerin nicht mehr gefällt. Die Geschmäcker ändern sich, gerade die Neunziger waren schon ganz übel in Sachen Arschgeweih und viele Tattoos altern auch nicht in Würde, sondern werden fleckig und einfach unschön.
Null Verständnis habe ich allerdings für die Fraktion der unentschlossenen Weichflöten, die gleich nur ein "ganz kleines", verstecktes Tattoochen möchten und sich schon im Voraus grämen, dass sie es vielleicht in 30 Jahren nicht mehr so supi finden oder dass aus dem Adler dann ein Suppenhuhn geworden ist und so weiter. Und natürlich muss es super gut überlegt sein und ganz viel Bedeutung haben und ja nicht an Stellen, wo man es im Sommer sehen kann! Dabei rennt mittlerweile gefühlt jeder Dritte mit so einem Ding rum und auch im Job juckt es schon lange keinen Menschen mehr, solange es keine verfassungsfeindlichen Symbole sind.
Veränderungen und ja, auch Verfall liegt außerdem nun mal in der Natur der Sache, und Tätowierungen führen uns dies überdeutlich vor Augen. Wer damit nicht klarkommt, etwas zu tun, das bis ans Lebensende Konsequenzen hat, soll es eben gleich lassen. Oder damit leben, dass die Band, deren Namen man sich 1995 auf den Hintern hat tätowieren lassen, sich mittlerweile getrennt hat.
Ein Freund von mir macht Cover-ups und arbeitet für die Laserbehandlungen mit einer Hautärztin zusammen. Für die Fälle, in denen man das alte Tattoo erst aufhellen oder teilweise entfernen muss bevor man darüber tätowieren kann.
Für beide ist das Klischee vom Namen des oder der Ex die absolute Ausnahme, auch wenn das jeder immer sofort vermutet wenn er von deren Job hört. In der Realität sind die Gründe meistens total simpel. "Gefällt mir nicht mehr" gefolgt von "hat mir eigentlich noch nie richtig gefallen". Nicht jeder Tätowierer ist eben künstlerisch begabt, Geschmäcker ändern sich und Trends auch.
Eine Entfernung oder ein Cover up sind auf jeden Fall deutlich teurer als das Tattoo gewesen ist. Die Entfernung nimmt mehr Zeit in Anspruch und das Cover up muss meistens deutlich größer sein als das, was es verdecken soll. Das kostet natürlich.
Natürlich könnte man sich jetzt darüber Gedanken machen bevor man sich für ein Tattoo entscheidet. Aber bei allem, was das Potential hat später bereut zu werden, frage ich mich halt, was man letztendlich mehr bereut. Das Tattoo, das irgendwann nicht mehr gefallen hat, oder, dass man sein Leben lang zu ängstlich war um eine Entscheidung für ein Motiv zu treffen. Ich meine, es ist doch nicht das Ende der Welt wenn man das Arschgeweih irgendwann nicht mehr mag. Das geht vielen Leuten so.
Aus den USA habe ich schon mal gehört, dass Entfernung oder Cover ups im Rahmen von Resozialisierungsprogrammen bezahlt werden. Das betrifft aber nicht den Namen der Ex auf dem Oberarm sondern solche Sachen wie Gangsymbole im Gesicht oder Hakenkreuze auf den Händen. Eben die Art von Tattoos, mit denen man es auch heute noch schwer hat einen vernünftigen Job zu finden.
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