Großen Ehrgeiz positiv oder negativ sehen?
Ich würde mich schon als ehrgeizig bezeichnen. Wenn ich mir einmal ein (berufliches) Ziel gesetzt habe, dann setze ich auch alles daran, es zu erreichen, gerade wenn es mein Traumjob wäre. Ich musste während der vielen Jahre der (akademischen) Ausbildung so manche Klippe umschiffen und es haben sich zig Hindernisse in den Weg gestellt, aber ich habe mein Ziel dabei nie aus den Augen verloren. Es gab Momente, da habe ich mich sogar gefragt, ob ich nicht sogar zu ehrgeizig bin und ob das nicht wiederum negativ bei den Mitmenschen ankommt.
So bin ich zum Beispiel sehr hartnäckig bei den Professoren gewesen, in deren Fachrichtung ich mich spezialisieren wollte. So habe ich bei dem einen Professor sogar meine Abschlussarbeiten geschrieben und habe sogar damals einen Werkstudentenjob in seinem Institut ergattern können und lief ihm da ständig über dem Weg. Selbst als der Vertrag ausgelaufen ist, habe ich ihn häufiger gefragt, ob er denn was zu tun hätte für mich, weil mich das eben interessiert hat und weil ich eben wusste, dass das gut auf dem Lebenslauf aussieht.
Also es gab schon Momente, da empfand ich mich als ziemlich anstrengend und habe gedacht, mein Ehrgeiz muss dem Professor doch voll auf den Keks gehen, wobei er sich vom Verhalten her aber nie etwas in diese Richtung anmerken ließ. Eine Freundin meinte dann zu mir, dass Ehrgeiz doch grundsätzlich positiv zu betrachten ist. Wie seht ihr das? Seht ihr großen Ehrgeiz als positiv oder negativ?
Es ist schon sehr sinnvoll Ziele zu haben und diese zu verfolgen, aber Menschen, die immer nur nach mehr streben und die Grenzen ihres Seins nicht einsehen finde ich dann schon eher anstrengend und nervig. Man kann ehrgeizig sein und das ist auch gut, aber man sollte es meiner Meinung nach nicht übertreiben und auf dem Boden der Tatsachen bleiben.
Wenn der Ehrgeiz und die Motivation die Fähigkeiten und das Können unproportional übersteigen, kann das schon ziemlich nervig sein. Ehrgeiz alleine befähigt einen Menschen ja noch lange nicht dazu, etwas besonders gut zu können.
Wenn also beispielsweise jemand mit großem Fleiß und Ehrgeiz alles daran setzt, Fagott zu lernen, aber sich dennoch anhört wie eine Seekuh mit Bauchweh, und dies auch noch nach Jahren, sehe ich diese Form von Ehrgeiz vor allem dann negativ, wenn ich mir jahrelang die Seekuh anhören muss und dem ehrgeizigen Musik-Aspiranten natürlich nicht sagen darf: "Jung, das wird nichts, der Tierschutzverein hat schon wieder angerufen!", weil derjenige welche dann verletzte Gefühle bekommt.
Oder wenn sich jemand offensichtlich ganz arg Mühe gibt, um bei seinem Chef, Professor oder was auch immer gut dazustehen, kann man das natürlich als beruflichen Ehrgeiz, aber eben auch als Schleimen und Katzbuckeln interpretieren. Letzteres finde ich auch nervig. Insgesamt kann man also sagen, dass ich persönlich einen gewissen Ehrgeiz zwar schon als wichtige Eigenschaft für die persönliche Entwicklung ansehe, aber dennoch der Meinung bin, dass man damit nicht unbedingt hausieren gehen sollte, wie ehrgeizig man doch ist. In diesem Fall ist es beeindruckender, wenn man sich auf die Ergebnisse von Ehrgeiz und Motivation konzentriert und nicht auf den Weg dorthin.
Ich finde nicht, dass Ehrgeiz immer so positiv ist, wobei man diese Eigenschaft aber auch nicht als negativ bezeichnen kann. Ich finde es wichtig, da einen Mittelweg für sich zu finden, mit dem man selbst zufrieden ist und mit dem die Mitmenschen auch gut zurechtkommen. Das ist dann natürlich von Person zu Person individuell und kommt auch auf die äußeren Umstände an.
Ich hatte eine ehemalige Klassenkameradin, die extrem ehrgeizig in der Schule war und nur Einsen schrieb. Dafür lernte sie aber auch nahezu Tag und Nacht und hatte grundsätzlich nie Zeit, um sich mit Freunden zu treffen. Selbst Hobbys hatte sie keine, dafür aber natürlich ein gutes Zeugnis. Mittlerweile hat sie ihr Studium beendet, wobei sie aber meinte, es zu bereuen, ihre Jugend "verschwendet" zu haben.
Den Studienplatz hätte sie auch ohne die guten Noten bekommen und die Zeugnisse der Schule zählen nun, da sie einen Masterabschluss hat, auch nicht mehr so richtig. Sie meinte, dass sie die Zeit lieber hätte nutzen sollen, um nicht ganz so viel zu lernen und sich mehr mit Freunden zu treffen.
Nicht immer lohnt es sich einfach, so viel Zeit und Energie in die Karriere zu stecken. Man sollte nicht vergessen, dass man auch ein Leben außerhalb hat und dass es wichtig ist, Spaß zu haben und sich selbst auch etwas zu gönnen. Auch den Partner und die Familie und Freunde sollte man natürlich nicht vernachlässigen. Wenn man es aber schafft, alles unter einen Hut zu bekommen, dann ist Ehrgeiz natürlich völlig in Ordnung.
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