Gräber von berühmten Personen besichtigen müssen?

Ich habe eine Freundin, die es auch als Sightseeing betrachtet, die Gräber von berühmten Persönlichkeiten zu besichtigen. Selbst, wenn sie sich überhaupt nicht für diese Personen interessiert und auch nicht für deren Arbeit, besichtigt sie deren Gräber, was ich nicht so ganz verstehen kann.

So besucht sie dann gerne mal die Gräber von Tschaikowsky oder anderen Komponisten, obwohl sie sich nicht im geringsten für klassische Musik interessiert. Oder sie besucht die Gräber von berühmten Schriftstellern, deren Werke sie gar nicht interessiert. Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Gräber nur besichtigt werden sollen, damit meine Freundin sagen kann, dass sie dort gewesen ist und nicht, weil sie sich wirklich dafür interessiert oder diese Person bzw. deren Werke in irgendeiner Weise eine emotionale Bedeutung für sie haben.

So wirklich verstehen kann ich das nicht. So käme ich nicht auf die Idee, Gräber von Komponisten oder Schriftstellern zu besichtigen, die mich gar nicht interessieren und mir nicht wichtig waren. So würde ich auch nicht die Gräber von Steve Jobs oder Michael Jackson besichtigen, nur weil sie so berühmt sind. Dafür bedeutet mir deren Arbeit einfach viel zu wenig. Könnt ihr die Einstellung meiner Freundin verstehen? Wie handhabt ihr das und warum?

Ich gehe generell gerne auf Friedhöfe, vor allem auf alte und große Friedhöfe oder in Kirchen wo alte Grabplatten vor dem Verfall gerettet sind. Gerade alte Grabstätten verraten viel über das Leben der Menschen damals.

Wenn da die Mutter über ihre drei Söhne weint, die der Pest zum Opfer gefallen sind oder im Krieg geblieben sind, der Mann um seine reizende Frau die mit Anfang zwanzig im Kindbett bei der soundsovielten Geburt gestorben ist, dann sind das berührende Momente, auch wenn man die Leute nicht kennt.

Auf solchen Friedhöfen gucke ich dann schon, ob da jemand liegt, der prominent ist. Gerade in und um Berlin findet man da viele spannende Gräber. Und wenn man ein prächtiges Grab sieht und dann googelt, wer da ist, erfährt man teils recht spannende Dinge über Menschen, über die man sonst vielleicht nie was gelesen hätte.

Von daher kann ich voll verstehen, was deine Bekannte da macht. Ich teile das gleiche, makabere Interesse.

Ich gehe nicht freiwillig auf einen Friedhof, wenn es denn nicht unbedingt sein muss. Von daher kann ich mir wirklich Schöneres vorstellen, als im Urlaub einen Friedhof nach dem anderen zu besichtigen. Ich könnte dem nichts abgewinnen und würde mich da auch nicht sonderlich wohl fühlen. Da kann ich mir einfach schönere Programmpunkte vorstellen, die ich beim Sightseeing definitiv lieber machen würde.

Wenn ich irgendwelche Gräber besuchen würde, dann aber sicherlich auch nur die von Personen, die ich kenne und die mich interessieren. Ich kann mir nicht vorstellen, die Gräber irgendwelche Komponisten aufzusuchen, die ich nur vom Namen her kenne und deren Musik ich noch nie gehört habe. Für mich macht das einfach keinen Sinn und so einen besonderen Reiz würden solche Gräber für mich auch gar nicht ausüben, als das ich unbedingt machen wollen würde.

Mein Schwiegervater hat sich bei unserer Flitterwochenreise gewünscht, dass wir uns ein paar Gräber auf einen berühmten Friedhof ansehen und davon für ihn Bilder machen. Letztendlich hat er die selben Bilder wie im Internet bekommen, ihn hat es aber gefreut und tatsächlich waren da auch einige andere Leute und bei einem Musiker lief auch dessen Musik, obwohl er schon sehr viele Jahre tot ist.

Selber kann ich damit aber auch nichts anfangen. Urlaub macht man ja auch eigentlich um Spaß zu haben, etwas zu genießen und nicht um tote Menschen zu besuchen. Wobei ich es schon spannend gefunden habe wie der Friedhof organisiert war und wie das alles so funktioniert, weil das so ganz anders als bei uns war.