Gleitzeit auch für jugendliche Schüler?

vom 17.03.2016, 01:36 Uhr

Kürzlich hörte ich von einem interessanten Experiment: Da Biologen zugrunde legen, dass Jugendliche aufgrund ihrer hormonellen Umstellung einen andersartigen Aufbau im Biorhythmus haben als Erwachsene oder Kinder, können sie dem Unterricht am frühen Morgen gar nicht folgen, ob sie nun wollen oder nicht. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, sieht das Experiment vor, die Schüler auf freiwilliger Basis den Unterrichtsbeginn später antreten zu lassen.

Sie dürfen sich ihre Zeit frei einteilen, ein Teil des Unterrichts findet mehr in Kurssystemen als in festen Klassenverbänden statt. Aus meiner eigenen Pubertät kann ich diese extreme Form der Müdigkeit bestätigen, über die Möglichkeit eines späteren Unterrichtsbeginns hätte ich mich sehr gefreut. Ich weiß gar nicht, wie oft ich das Gefühl hatte mit dem Kopf gleich auf der Tischplatte aufzuschlagen vor Erschöpfung.

Natürlich gaben die Lehrer einem dafür die Schuld, unabhängig davon, ob das nun so war oder nicht. Ich finde das Experiment gut und interessant, habe aber auch schon andere Stimmen gehört. Gegner führen an, Schüler würden so nicht auf das Leben vorbereitet, an der Uni oder im Beruf müssten sie schließlich auch früh erscheinen. Aber dann müsste man argumentieren, dass auch der Vergleich zwischen Uni und Beruf herangezogen werden müsste, denn dort ist der Tag auch zeitlich völlig anders strukturiert.

Abgesehen davon, gibt es auch in vielen Büros und Behörden Gleitzeiten für die Erwachsenen. Warum sollten Jugendliche nicht von solch einem Konzept profitieren? Das einzige, was mich damals zu Schulzeiten abgeschreckt hätte, wäre dann eine Schulzeit von 10:00 bis 17:00, aber das kann man ja auch variabel gestalten und dafür an anderen Tagen früher kommen.

Hättet ihr euch über eine späteren Schulbeginn auch gefreut? Oder denkt ihr, dass man als Schüler da eben durch muss und die Jugend heutzutage ohnehin zu verwöhnt ist? Glaubt ihr, dass solche Modelle nicht genug auf das Leben und den Beruf vorbereiten? Oder denkt ihr, soviel Eigenverantwortung kann nur gut sein und solche Angebote sind vor allem zeitgemäß?

» Verbena » Beiträge: 4942 » Talkpoints: 1,79 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Witzigerweise wurde wenige Stunden nach der Veröffentlichung deines Beitrags ein Artikel veröffentlicht, der das Thema näher beleuchtet. Hier geht es um ein Studienprojekt an einer Schule in NRW, das probeweise die Gleitzeit einführen möchte. Die Umsetzung finde ich selbst aber ziemlich unsinnig und überflüssig, ich hätte das anders gemacht, wenn es nach mir ginge.

Hier wird gesagt, dass die erste Stunde eine Art Freistunde ist. Die Schüler haben selbst die Wahl, zur ersten Stunde zu erscheinen und die Freistunde vor Ort zu nutzen für Aufgaben oder andere Sachen oder eben länger zu schlafen und eine Stunde später zum Unterricht zu erscheinen. Das selbstständige Lernen muss dann nachmittags selbstständig nachgeholt werden.

Ich finde diese Umsetzung total unsinnig. Wer ist schon anwesend, wenn in der Schule eh nichts gemacht wird und man im Prinzip nur vor sich hingammelt? Wenn ich in meiner Schulzeit die erste Stunde frei hatte, habe ich die zu Hause verbracht oder länger geschlafen, aber ich war bestimmt nicht in der Schule, weil man die Zeit einfach sinnvoller nutzen kann, wenn man nicht vor Ort ist. Ich sehe den Sinn dahinter nicht so wirklich und denke, dass das Experiment zum Scheitern verurteilt ist.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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