Gleiche Chancen und Gehälter im Lehramt für Quereinsteiger?

vom 14.10.2022, 16:35 Uhr

Ich kenne in meinem Freundeskreis viele Personen, die Lehramt studieren oder studiert haben. Diese haben nach dem Studium sehr einfach einen Job gefunden und wurden auch entsprechend verbeamtet mit sehr gutem Einstiegsgehalt nach den entsprechend festgelegten Tabellen. Darunter finden sich auch Freunde, die die erste Zeit sehr überfordert mit dem Lehrerberuf waren. Gleichermaßen habe ich Bekannte, die sich nach einem anderen Studium und bereits gewonnenen Erfahrungen im pädagogischen für einen Quereinstieg im Bereich Lehramt entschieden haben.

Nun ist es wohl so, dass Quereinsteiger in den meisten Bundesländern nur schwer eine Chance auf eine Verbeamtung haben, wenn sie nicht denn gewöhnlichen Weg über die beiden Staatsexamen bzw. früher zum Teil auch Bachelor-, Mastersystem im Bereich Lehramt im Studium gegangen sind. Ich sehe zum Teil wie engagiert diese Personen sind, wie viel Vorerfahrungen sie mitbringen und dass sie Kindern auch auf Basis ihrer fachlichen Kompetenzen sehr gut etwas beibringen können. Da ich selbst mal in der Pädagogik gearbeitet habe, finde ich eine entsprechende Vorbildung beim Umgang mit Schulkindern (ungeachtet des Alters) natürlich sehr wichtig. Zugleich finde ich nicht, dass diese aktuell im Lehramtsstudium zwangsläufig gegeben ist bzw. vor allem nicht unkompensierbar durch beispielsweise Aufbaumodule, die man ja ohnehin für Quereinsteiger anbietet.

Wie seht ihr das? Sollten Quereinsteigende das gleiche Gehalt erhalten, wie alle die Lehramt auch studiert haben? Von welchen Faktoren würdet ihr das abhängig machen und welche Erfahrungen habt ihr in euren Bundesländern dahingehend gemacht?

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das ist doch in allen Branchen so, dass quasi ungelernte Mitarbeiter weniger verdienen als ein Facharbeiter. Und wer ohne die entsprechende Ausbildung im öffentlichen Dienst arbeitet, wird wohl auch kaum die Chance auf den Beamtenstatus erhalten. Sicherlich mag das Ungerecht sein, aber ist nun mal so.

Wobei ich Quereinsteiger gar nicht mal so schlecht finde. An der Schule meiner Tochter war da mal ein Lehrer, der unter anderem auch Informatik unterrichtet hat. Seit dem hatte meine Tochter auf den Unterricht gefreut. Leider hatte ein Vater aus einer anderen Klasse gegen diesen Mann alles mögliche auf den Weg gebracht, so dass er nach einem halben Jahr wieder in die freie Wirtschaft gegangen ist.

Und nicht jeder studierte Pädagoge hat wirklich ein Händchen um Kindern und Jugendlichen wirklich Wissen zu vermitteln. Da nutzt auch der beste Studienplatz nichts, wenn man kein Talent hat den Lehrstoff so zu vermitteln, dass man zumindest den größten Teil der Schüler mit nimmt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wie soll man Quereinsteiger für Lehramt denn finden, wenn man ihnen nicht die gleichen "Chancen und Gehälter" einräumt? Wenn der Beruf der Lehrkraft so angesehen und beliebt wäre, würden ja auf dem "normalen" Bildungsweg die willigen JunglehrerInnen den Schulen die Bude einrennen. Quereinsteiger zu suchen ist im Regelfall ein Zeichen dafür, dass Mangel herrscht und deswegen nach Alternativen gesucht wird.

Und meines Wissens suchen die Schulen auch nicht gerade verkrachte GeisteswissenschaftlerInnen oder Künstlertypen, die nach dem Studium sowieso oft genug in irgendwelchen unterbezahlten Bürojobs landen (wie ich aus eigener Erfahrung weiß), und es gewohnt sind, sich mehr oder weniger fachfremd durchzuschlagen, sondern qualifizierte Naturwissenschaftler für so Fächer wie Physik oder Informatik. Nicht gerade Religionslehre.

Wieso sollte also jemand mit mindestens passablen Jobchancen in der freien Wirtschaft einen nicht besonders geachteten, anstrengenden Beruf ergreifen, in dem man sich mit unwilligen Teenagern herumschlagen muss? Doch wohl wegen des Geldes. Und dann noch weniger Geld als die Kollegen für die gleiche Arbeit, die gleichen nervigen Kinder und die gleichen Ferien in der Hauptsaison zu bekommen - welcher normale Mensch tut sich so etwas an? Da kann ich nur viel Glück bei der Suche nach "ungelernten Kräften" wünschen. Mittlerweile stehen die Arbeitslosen nicht mehr Schlange, sondern können sich die Jobs aussuchen. Und da steht "Lehrkraft" aus genannten Gründen nicht an oberster Stelle.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



In meinem Bundesland können Quereinsteiger genauso verbeamtet werden, wie regulär aus dem Lehramtsstudium kommende Lehrkräfte. Und warum auch nicht? Ein abgeschlossenes Hochschulstudium, mindestens zwei Jahre Berufserfahrung, zwei Jahre Vorbereitungsdienst für die Schule und dann die abschließende Staatsprüfung sollten doch reichen, oder? Was sollen die Leute denn noch mitbringen und was macht sie vermeintlich schlechter? Wenn man die auf Schüler und Schülerinnen loslassen kann, kann man die auch verbeamten.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:In meinem Bundesland können Quereinsteiger genauso verbeamtet werden, wie regulär aus dem Lehramtsstudium kommende Lehrkräfte. Und warum auch nicht? Ein abgeschlossenes Hochschulstudium, mindestens zwei Jahre Berufserfahrung, zwei Jahre Vorbereitungsdienst für die Schule und dann die abschließende Staatsprüfung sollten doch reichen, oder? Was sollen die Leute denn noch mitbringen und was macht sie vermeintlich schlechter? Wenn man die auf Schüler und Schülerinnen loslassen kann, kann man die auch verbeamten.

Das was du hier schreibst entspricht dann ja aber am Ende eben auch mehr oder weniger dem regulären Lehramtsstudium und deswegen gibt es dann auch die Möglichkeit genauso verbeamtet zu werden wie die Kollegen, die den "regulären" Bildungsweg eingeschlagen haben. Ein Studium, Referendariat bzw. Vorbereitungsdienst und ein Staatsexamen. Das macht halt der regulär verbeamtete Lehrer ja ganz genauso. Und in solchen Fällen wäre ich dann auch tatsächlich verwundert, wenn es dann nicht das gleiche Gehalt und die gleichen Vorzüge geben würde.

Aber es gibt ja eben auch Quereinsteiger, die haben irgendetwas studiert, haben teilweise keine pädagogische Ausbildung und kriegen die Pädagogik dann neben dem Job in Kursen reingeprügelt und arbeiten mit dieser "Ausbildung" dann genauso wie es die übrigen Lehrer tun. Und da würde ich mich dann tatsächlich schwer damit tun, diesen Kollegen die gleichen Aufstiegschancen einzuräumen und das gleiche Gehalt zu bezahlen. Denn am Ende des Tages sind das ja dann eben nicht die gleichen Fachkräfte von der Ausbildung her.

Das es natürlich in jedem Job immer auch mal völlig unqualifizierte Mitarbeiter gibt, die ihren Job viel engagierter und auch fachlich besser machen als so mancher Facharbeiter, das kennen wir wohl alle und das steht auch auf einem anderen Blatt. Aber das Gehalt bemisst sich eben in den meistens Jobs, wo man jetzt nicht gerade völlig frei verhandelt, eben auch an Hand der Qualifikationen. Und da bringt eben der reguläre Lehramtsabsolvent eben das mit, was die Länder für ihre Schulen fordern und der Quereinsteiger eben nicht.

Und in nahezu jedem Beruf ist es eben so, dass wenn Tarifverträge gelten, ungelernte Mitarbeiter weniger Gehalt bekommen als die Facharbeiter. Und warum man da bei Lehrern jetzt einen Unterschied machen sollte, erschließt sich mir da nicht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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