Gleichberechtigte Aufteilung des Haushalts verschweigen?

vom 15.10.2017, 11:24 Uhr

Die Familie meines Freundes ist noch sehr konservativ. In der Regel führen die Frauen den Haushalt und sind Hausfrauen oder arbeiten in einem schlecht bezahlten Job in Teilzeit, während die Männer Vollzeit arbeiten und häufig Karriere gemacht haben. Ich habe meinem Freund direkt zum Beginn unserer Beziehung gesagt, dass dies für mich keine Option ist und ich so nicht leben möchte und auch keine Kinder will. Für meinen Freund war das kein Problem, da er sich offenbar darüber gefreut hat auch mal eine selbstbestimmte Frau zu treffen.

Seit einiger Zeit wohnen wir nun zusammen und teilen uns auch den Haushalt. An vielen Tagen übernimmt mein Freund sogar deutlich mehr, da er früher zu Hause ist. Gewisse Aufgaben mache ich überhaupt nicht, beispielsweise kochen und auch bügeln, da mein Freund das aufgrund der vielen Hemden die er immer bügeln muss sehr gut kann.

Meinem Freund ist es allerdings unangenehm, dass seine Familie das mitbekommt. Er fürchtet, dass gerade seine Großmutter und seine Mutter mich aus diesen Gründen nicht mögen würden. Sie sind eben noch sehr altmodisch und glauben, dass man die Männer bedienen muss und ihnen den kompletten Haushalt abnehmen muss. Mir persönlich wäre es eigentlich egal, wenn sie mich aus diesem Grund nicht mehr mögen würden, da ich keine Lust für sie zu schauspielern und so zu tun, als wäre ich genauso mittelalterlich wie sie.

War es bei euch möglicherweise auch schon mal so, dass ihr es lieber verschwiegen habt, dass ihr euch den Haushalt gleichberechtigt aufteilt? Hattet ihr auch Angst, dass man euch deswegen weniger mag, da gerade hier in Deutschland das traditionelle Familienbild noch sehr stark gelebt wird und man das von vielen Frauen erwartet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Du und dein Freund, ihr macht euch echt Probleme, wo keine sind. Das fängt mit der Fehlannahme an, dass deutsche Angehörige sehr großen Wert auf Frauen legen, die den Haushalt führen. Auch wenn du es nicht glauben möchtest, die Mehrzahl der deutschen Eltern, wünschen sich Töchter, die auf eigenen Beinen stehen und ihren Weg auch ohne Mann machen können. Die Idee, dass Frauen heiraten, Kinder bekommen und Hausfrau werden, ist auch hierzulande schon lange Geschichte.

Du verwechselst das mit dem, was sich Eltern für ihr Kind wünschen, wenn ein Partner da ist. Diese Wünsche sind international und vollkommen verständlich, wenn man einen Moment über den feministischen Tellerrand schaut. Denn so ziemlich alle Eltern wünschen sich einen Partner, der voll hinter ihrem Kind steht.

Und da ist es ganz natürlich, dass man sich wünscht, dass der Partner die Lebensvorstellungen des eigenen Kindes unterstützt und nicht behindert. Das führt dann zu Vorstellungen, die manchmal deinen Klischeevorstellungen entsprechen. Natürlich liegt den Eltern die Karriere des eigenen Kindes näher.

Der Partner soll den anderen nicht mit Hausarbeit belästigen, das gilt übrigens für beide Geschlechter. Und natürlich finden Eltern einen Partner besser, der anpassungsfähig ist, damit die Wünsche des eigenen Kindes erfüllt werden. Das hat eben nur nichts mit der allgemeinen Haltung zu tun.

Ich kann mir wünschen, dass meine Tochter Karriere macht und trotzdem einen Partner für sie wollen, der auch eine Hausfrau mit Kindern zu schätzen weiß. Dann hat die junge Frau nämlich alle Möglichkeiten und frei entscheiden, wie sie ihr Leben führt. Und ich kann mir für meinen Sohn eine in Vollzeit arbeitende Partnerin wünschen und trotzdem wollen, dass sie ihre Belange zurückstellt, um mein Kind zu unterstützen, wenn es ihm Vorteile bringt. Der eigene Nachwuchs ist einem näher als der Fremde.

Allerdings finde ich es mal wieder bezeichnend, dass dein Partner, der andauernd auf cool und wichtig macht, vor der Familie einknickt. Er ist noch nicht einmal in der Lage, seinen Lebensentwurf und seine Entscheidung in Sachen Partnerschaft vor seiner Familie zu vertreten? Findest du das nicht jämmerlich?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mal ganz nebenbei zu der selbstbestimmten Frau, ich lese deine Beiträge ja schon etwas länger und da war durchaus schon die Rede von Adoption und Kinder bekommen, weil dein Freund es will. Du hast dich letztendlich durchgesetzt, was ich aus Sicht des eventuellen Kindes sehr gut finde. Nun aber wieder zurück zum eigentlichen Thema.

Ich würde da auch nichts verschweigen und offen damit umgehen wie man lebt. Man kann doch auch stolz darauf sein, wenn man irgendwann einen guten Job hat und beide gutes Geld verdienen. Wenn man sich da auch einig ist, sollte man das auch nach außen tragen. Die Meinung anderer Menschen sollte euch beiden absolut egal sein, denn letztendlich müsst ihr damit glücklich sein.

Heutzutage ist es ja auch keine Seltenheit mehr, dass die Frau genauso arbeiten geht wie der Mann und dann auch keine Kinder bekommt oder die Kinder den ganzen Tag betreut werden. Das kann man doch machen wie man möchte, wobei ich nichts von verstellen oder irgendeiner Show halte, man muss da schon ehrlich sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich frage mich gerade, was für ein absolutes charakterschwaches Weichei ohne Rückgrat ein Mann sein muss, wenn er nicht dazu steht, dass er auch im Haushalt anpackt und kein Problem damit hat zu kochen oder zu bügeln. So einen Partner würde ich nicht haben wollen. Ich lege Wert auf einen Partner, dem es charakterlich egal ist, was andere Menschen über ihn denken und der das durchzieht, was er für richtig hält. Mit so einem Weichei könnte ich gar nicht leben. Ich finde es beschämend, überhaupt so einen rückgratlosen Partner zu haben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Für meinen Freund und mich ist es die größte Selbstverständlichkeit der Welt, dass wir uns beide den Haushalt teilen und beide etwas machen. Klare Regeln und Aufteilungen gibt es da nicht und wir haben auch noch nie offen darüber gesprochen, wer den Haushalt macht. Für uns beide ist es absolut selbstverständlich, dass wir beide gemeinsam den Haushalt machen, so dass es noch nie einen Anlass gab, das zu thematisieren.

Ich wusste gar nicht, dass das bei anderen Paaren so ein großes Thema ist und dass da sogar noch die klassische Rollenverteilung so ein großes Thema ist. Von daher wäre ich nie im Leben darauf gekommen, es zu verheimlichen, dass mein Freund im Haushalt mithilft oder gar zu behaupten, dass ich alles allein machen würde, um meinem Freund in dem Sinn zu entlasten.

Wenn ich das machen würde, würde ich von meiner Familie und von meinen Freunden wohl ordentlich eins über die Rübe bekommen. Denn immerhin ist es normal, dass der Mann eben auch einiges im Haushalt übernimmt oder diesen komplett schmeißt, wenn die Frau arbeitet.

Ich bin mir ganz sicher, dass die Mutter meines Freundes ihm auch ordentlich den Kopf waschen würde, wenn mein Freund sich weigern würde, irgendwas im Haushalt zu machen. Die meisten Kinder lernen es doch auch schon, im Haushalt mitzuhelfen, dabei ist es egal, ob es sich um Jungen oder Mädchen handelt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wenn ich so darüber nachdenke, hat sich noch nie jemand dafür interessiert, wie mein Partner und ich uns den Haushalt aufteilen und wie wir es mit den "Geschlechterrollen" halten. Das ist doch ein todlangweiliges Thema. Hausarbeit gehört zu den lästigen Pflichten im Alltag, und wenn ich mich mit Familie oder Freunden unterhalte, fallen uns ziemlich viele interessantere Gesprächsthemen ein als die Frage, wer bei uns die Fenster putzt und wer die Betten bezieht.

Selbst mein uralter Vater hat sich mit über 70 noch ein paar einfache Haushaltstätigkeiten beigebracht und käme nie auf die Idee, sich zu erkundigen, ob ich meinen Partner auch angemessen bediene und wie es mit der "Rollenverteilung" aussieht. Ihm liegt natürlich auch daran, dass seine Töchter mit beiden Beinen fest im Leben stehen und sich weder ausnutzen noch aushalten lassen, aber das hat nicht mal in seinem konservativen Weltbild etwas mit der Hausarbeit zu tun. Der geht schon davon aus, uns entsprechend erzogen zu haben, dass wir niemandem die Pantoffeln hinterhertragen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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