Gleichaltrige mit Haus beneiden, obwohl hochverschuldet?
Mein Bruder war neulich ein wenig eifersüchtig auf die neuen Nachbarn unserer Eltern. Diese sind erst 22 Jahre alt und ziehen bereits in ein gemeinsames Haus und haben auch ein Kind. Auf der Kind war er nicht neidisch, er möchte vorher keine, aber eben auf die Tatsache, dass jemand in seinem Alter schon ein Haus und auch einen schöneren Wagen hat. Er selbst hat auch einen Wagen, allerdings keinen besonders neuen. Mein Freund konnte die Reaktion meines Bruders nicht nachvollziehen. Das junge Paar hat sich nämlich für Haus und Auto hoch verschuldet und hatte gar kein Eigenkapital, was natürlich sehr schlecht ist.
Für das Studium der Kinder werden die Leute kaum Geld haben und auch sonst werden sie sich wenig im Leben leisten können, da sie nicht in eine Karriere investiert haben und der Mann Alleinverdiener ist und mit einem mittelmäßigen Ausbildungsjob wohl kaum viel verdient. Wärt ihr auf jemanden neidisch, der in eurem Alter schon Auto und Haus auf Pump kauft?
Ich sag's mal so: ich wäre nicht neidisch auf das Haus oder den Wagen an sich, sondern eher auf den Umstand, dass diese Leute offenbar weniger verkopft sind als manch anderer, inklusive mir. Sich für Haus und Auto verschulden kann schließlich prinzipiell jeder, die meisten sind nur zu vernünftig dafür.
Ich meine, du sprichst schon jetzt vom Studium des Kindes. Vielleicht hat das Kind gar keinen Bock auf Studieren. Vielleicht legt die Mutter in zwei Jahren eine Bomben-Ausbildung hin und wird Mega-Verdiener. Vielleicht wird die ganze Familie morgen vom Bus überfahren. Die scheinbar vernünftigen Leute denken immer so weit in die Zukunft, dass sie sich eventuell jetzt vorhandene Wünsche nicht erfüllen.
Ich würde auch gerne in einem kleinen Häuschen wohnen. Eigenkapital hab ich nicht und der Gedanke daran, verschuldet zu sein, hindert mich daran, mir diesen Wunsch auf Pump zu erfüllen. Statt dessen sitze ich die nächsten 20 Jahre in 'ner Mietbutze, racker mir den Rücken krumm und spare darauf, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Und wenn ich Pech hab, krieg ich vor lauter Gram über die Situation einen Tag vor Umzug ins Haus 'nen Herzinfarkt und verrecke.
Und genau deswegen bin ich neidisch auf Leute, die sich einfach mal weniger Gedanken machen und im Hier und Jetzt leben. Nicht auf das Haus oder das Auto als Gegenstände.
Ich kann mir schwer vorstellen, dass man mit 22 und ganz ohne Eigenkapital einen Hauskredit bekommt. Wenn doch: Die Bank würde ich gerne kennen. Denn seit die Zinsen so niedrig sind, sind viele Banken extrem vorsichtig geworden.
Die meisten Leute verschulden sich für ein Haus total hoch. Egal ob 22 oder 42. Nicht jeder kann sich ein Haus mal eben aus der Portokasse holen. Ob der Autokredit nun hätte sein müssen, das weiß ich nun auch nicht. Ein guter, günstiger Gebrauchter hätte vielleicht auch gereicht. Denn mit solchen Kleinigkeiten geht es dann doch schnell in die Schuldenfalle.
Was ist denn der mittelmäßige Ausbildungsjob? Wenn der Nachbar zum Beispiel Dachdecker ist, dann ist das doch eine tolle Sache, um ein Haus in jungen Jahren zu bauen. Man kennt sich aus, kennt gute und günstige Firmen und kann vieles in Eigenleistung machen, was der Herr Professor nach langjährigem Studium nicht mal ansatzweise so toll machen könnte. Ich würde nie abschätzig auf einen Ausbildungsberuf herab sehen.
Trüffelsucher hat da einen wichtigen Punkt angesprochen. Wenn einer der beiden Handwerker ist, kann er eine Menge Umbauarbeiten mit Muskelkraft ausgleichen statt mit Eigenkapital. Das geht.
Wenn ich mir meine eigene Finanzierung für unser Haus ansehe, haben wir durch unsere Handwerksarbeiten sogar geschätzt 100.000 Euro gespart, weil wir keine Lohnkosten für Handwerker bezahlen werden müssen und auch das Material im Durchschnitt 40 % billiger bekommen. Ich bin sogar der Meinung, dass man bei einem Hauskauf entweder viel Geld verdienen oder so viel Handwerkserfahrung haben sollte wie möglich.
Wenn man einen Beruf hat, der weder gutes Geld einbringt noch mit dem Bau zu tun hat, sollte man sich den Weg zur Bank lieber sparen, es sei denn man bekommt ein Haus extrem billig und in der größten Pampa, wo keiner hin will, und es macht einem nichts aus, die nächsten Jahre auf einer Baustelle zu wohnen. Ein vollständig renoviertes Haus wird sich so jemand nur mit Eigenkapital leisten können.
Und was das Alter betrifft: Ihr müsst es einmal so sehen, dass die Banken bei hohen Darlehensbeträgen die Summen bis zur Rente der Darlehensnehmer abbezahlt wissen möchten. Wenn beide aber noch so jung sind, haben sie mehr Zeit dafür und die Raten können wesentlich geringer ausfallen, als wenn sie erst mit 30 ein Haus gekauft hätten. Klar, sie haben dann eben schon in so jungen Jahren viel Geld geschultert, aber aufgrund der niedrigeren Raten können sie vielleicht wesentlich entspannter leben.
Und keine Bank wird jemandem einen Hauskredit geben, wenn sie sich vorher nicht über dessen Situation informiert hätten. Denn die Bank geht sicher, dass das Haus auch bezahlt werden kann und wird dazu auch Einkommensnachweise verlangt haben.
Nun, also mit 22 würde ich mir nicht unbedingt ein Haus kaufen, wenn ich nicht zufällig Millionärssohn wäre. Als allererstes würde ich wahrscheinlich, grade da ich eher durchschnittlich verdiene, eine Wohnung kaufen, denn diese kann man teilweise schon mit weniger Zahlungen erwerben als man an Miete abzahlen würde, nur mit dem Unterschied dass man hinterher Eigentum hat. Dafür muss man aber natürlich lange genug darin leben denn als Durchschnittsverdiener kann man im Regelfall keine Wohnung abzahlen und dann noch Miete zahlen um woanders selbst zu wohnen.
Aber ein Haus? Das sind so Unternehmungen die ich mir vornehme für die Zeit in der ich irgendwann mal eine höhere Position habe, worauf ich natürlich hinarbeite. Vorher würde für mich nichts dergleichen in Frage kommen - Mal eben über 100.000 Euro aufbringen ist einfach zuviel und die psychische Belastung dass ich lebenslang verschuldet sein könnte wäre mir einfach zu hoch. Auch wenn man das Haus auch wieder in Liquidität umwandeln könnte, wenn vermutlich auch mit Verlust. Aber das käme so nicht ohne weiteres für mich in die Tüte.
Azelas90 hat geschrieben:Als allererstes würde ich wahrscheinlich, grade da ich eher durchschnittlich verdiene, eine Wohnung kaufen, denn diese kann man teilweise schon mit weniger Zahlungen erwerben als man an Miete abzahlen würde, nur mit dem Unterschied dass man hinterher Eigentum hat.
Wie du schon sagst, muss man lange genug in der Wohnung leben, damit sich das überhaupt lohnt. Aber wird man das mit Nachwuchs? Dieser junge Mann, von dem die Rede ist, hat gerade ein Haus gekauft und er hat auch ein Kind, das vermutlich noch klein ist, da er 22 Jahre alt ist. Die Familienplanung ist vermutlich noch nicht abgeschlossen. Wenn die Familienplanung noch nicht abgeschlossen wäre, würde ich den Teufel tun und in eine Wohnung ziehen. Da hat man doch viel zu wenig Platz und eine bezahlbare Wohnung zu finden, die genug Platz für Kinder bietet ist auch so eine Sache.
Ich finde dieser Mann verhält sich genau wie in dem Lebenszyklusmodell beschrieben. Als Single wohnt man lieber zentral, während junge Familien lieber in die Vorstadt ziehen, weil dort der Wohnraum bezahlbarer ist und man auch mehr Platz hat. Außerdem sollen die Kinder im Grünen groß werden. Ob man das Haus deswegen unbedingt kaufen sollte steht auf einem anderen Blatt.
Neidisch wäre ich deswegen nicht. Denn so gesehen ist sein Leben vorbei. Seine Frau wird wenn die Kinder alt genug sind, vielleicht Minijobs annehmen um zu arbeiten. Er wird immer durchschnittlich verdienen und ewig Kreditraten ab bezahlen müssen während das Haus nach und nach verfällt und teure Reparatur- bzw. Renovierungsarbeiten anfallen werden.
Dass seine Kinder studieren gehen werden bezweifle ich. Denn Bildung ist ja vererbbar und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Akademikerkind studieren geht ist viel größer als die, dass ein Arbeiterkind studieren geht. Unmöglich ist es nicht, aber die Kinder bekommen eben nichts anderes vorgelebt.
Man kann auch studieren ohne dass die Eltern dazu unbedingt reich sein müssen. Klar, dass Kinder von Akademikern öfter studieren, das ist nachgewiesen, muss aber auch nicht definitiv der Fall sein. Umgekehrt gibt es auch Kinder von Nicht-Studierten, die an die Uni gehen. Ich kenne da sogar einige Beispiele in meinem Bekanntenkreis.
Und was ist da so verwerflich dran, wenn der junge Mann seine Kinder im Grünen aufwachsen lassen will? Mann kann auch ohne Studium gut verdienen. Dazu kenne ich auch wieder einige Beispiele aus dem Bekanntenkreis. Und wenn er mit 22 noch nicht die Welt verdient, aber sich den ***** aufreißt für seine Familie, ist das eigentlich eher positiv. Und wenn er mit 22 noch nicht die Welt verdient, er müsste sowieso sein Leben lang Miete zahlen, also warum nicht ein Haus abzahlen, das ihm gehört, wenn er alt wird, und welches er dann seinen Kindern vererben kann?
Schulden sind eine Sache. Ich mag die gar nicht und wir haben daher auch keine aufgenommen für unseren Hauskauf. Wir haben halt das alte Haus in der Pampa gewählt, wo wir aber sowieso hinwollten und haben alles selber gemacht.
Was mir aber an dem beschriebenen Fall viel mehr Angst machen würde, ist, dass Beziehungen, die man mit 22 Jahren eingeht, eher seltener halten. Ich bin da sehr viel pragmatischer als romantisch. Wie lange sind die denn schon zusammen? Ich hätte allein aus dem Grund noch ein paar Jahre gewartet.
Wahrscheinlich ist das Kind noch klein, was eine Beziehung ziemlich belastet. Wenn dann noch die Raten für´s Haus als Druckmittel hinzukommen, wäre mir das einfach zu viel. Wie ist es denn geregelt, wenn sie sich trennen? Wem gehört dann das Haus? Muss der Mann das dann alleine abbezahlen und noch Alimente zahlen?
Man hört immer wieder, dass Paare sich da richtig in die Bredouille geritten haben. Dass sie es sich gar nicht leisten können, sich zu trennen, weil sie dann das Haus mit großen Verlusten verlieren. Eine Garantie für das Halten einer Beziehung hat man nie, aber die Wahrscheinlichkeit wächst schon irgendwie mit dem eigenen Alter und dem Dauer der Beziehung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das mit 22 Jahren schon einschätzen kann.
Sein Problem, würde ich mal sagen ... Ich wäre neidisch darauf, dass sie einander haben und ein Kind haben. Mir ist das bislang verwehrt geblieben und ich bin bald doppelt so alt. Sicher bin ich auch irgendwo neidisch auf die, die sich ihr Häuschen zusammengespart haben, aber das ist nicht jeder Generation vergönnt ohne Einbußen. Soll er mal ein wenig in seinem Neid ersticken. Sterben wird er daran nicht.
Was ist denn der mittelmäßige Ausbildungsjob? Wenn der Nachbar zum Beispiel Dachdecker ist, dann ist das doch eine tolle Sache, um ein Haus in jungen Jahren zu bauen. Man kennt sich aus, kennt gute und günstige Firmen und kann vieles in Eigenleistung machen, was der Herr Professor nach langjährigem Studium nicht mal ansatzweise so toll machen könnte. Ich würde nie abschätzig auf einen Ausbildungsberuf herab sehen.
Mit Ausbildungsjobs verdient man aber meistens weniger als mit akademischen Jobs. Es mag sicher Ausnahmen geben - vielleicht verdient der Dachdecker mehr als jemand, der sich für wenig lohnende Studiengänge wie Politik oder Germanistik entschieden hat, aber generell kann man im Durchschnitt sagen, dass Akademiker mehr verdienen und es daher für jemanden im Ausbildungsberuf und erst recht in jungen Jahren riskanter ist solche Finanzierungen einzugehen.
Und wenn er mit 22 noch nicht die Welt verdient, aber sich den ***** aufreißt für seine Familie, ist das eigentlich eher positiv.
Ist das wirklich positiv? Es ist sozial erwünscht, aber für ihn ist das nicht positiv, er versaut sich dadurch das Leben. Also von außen betrachtet ist das kein schöner Zustand, sich den Allerwertesten aufreißen zu müssen.
Was mir aber an dem beschriebenen Fall viel mehr Angst machen würde, ist, dass Beziehungen, die man mit 22 Jahren eingeht, eher seltener halten. Ich bin da sehr viel pragmatischer als romantisch. Wie lange sind die denn schon zusammen? Ich hätte allein aus dem Grund noch ein paar Jahre gewartet.
Das stimmt. Die Beziehungen, die man in so jungen Jahren eingeht, halten meistens nicht lange. Es gibt immer Ausnahmen, aber insgesamt scheint das, was die beiden da gemacht haben, als würden die sehr naiv an alles herangehen.
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