Gleich in die Schule gehen oder zuerst Deutsch lernen?

vom 17.10.2015, 15:43 Uhr

Wie ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben habe ist meine Tochter in einer großen Klasse gelandet mit vielen Kindern. Das alleine macht es schon schwierig für alle zu lernen und auch für die Lehrerin allen gerecht zu werden. Allerdings gibt es dann noch etwas das es noch mal schwieriger macht. Es gibt ein Kind in der Klasse das kein Wort Deutsch spricht. Und auch Englisch kann es kaum. Von dem her ist es sowohl für die Kinder als auch für die Lehrerin schwierig.

Ich bin zwar dafür dass diese Kinder die in unser Land kommen eine Schulbildung erhalten, aber dafür wäre ja die Sprache zuerst mal gut. Meine Meinung ist das es super wäre wenn sie erst mal die Sprache lernen und dann in die erste Klasse einsteigen. Es könnte ja Kurse geben wo die Kinder diese Sprache lernen in dem Land wo sie leben. So finde ich das es für die deutschsprachigen Kinder schwierig ist weil die Lehrerin sehr viel Zeit für die nicht deutschsprachigen Kinder benötigt. Und das Kind das nicht Deutsch kann hat auch nicht wirklich etwas davon weil es ja nicht versteht was die Lehrerin sagt.

Wie seht ihr das? Findet ihr dass es gut ist wenn nicht deutschsprachige Kinder gleich in die Klasse integriert werden auch wenn sie kein Wort verstehen oder wäre es besser wenn sie zuerst in Kursen die Sprache lernen? Eure Meinung würde mich sehr interessieren!

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Also bei uns kommen Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, entweder in eine extra Sprachklasse, die sich in der heilpädagogischen Schule befindet, oder in die Vorschule. Keinesfalls käme ein Kind, welches kein Wort Deutsch spricht, in die erste Klasse. Da wären das Kind selber, die Lehrerin und die Mitschüler ja völlig überfordert und das kann ich auch sehr gut verstehen.

Außerdem gibt es ja immer mehrere Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können um in unserem Schulsystem nachzukommen. Es sind arme Kinder, deren Eltern es versäumt haben, ihnen rechtzeitig die Deutschbildung zu ermöglichen, die sie gebraucht hätten. Wenn es aber ein Flüchtlingskind ist, ist es natürlich ein anderes Thema. Denn diese Menschen können ja nichts dafür, dass in ihrem Land Krieg ist.

Trotzdem finde ich, dass es wirklich eine Lösung für solche Fälle geben sollte, da diese sich in naher Zukunft häufen werden. Da wären wir wieder bei meiner Meinung zur mangelhaften Politik in Deutschland sowie in Österreich, die ich bei einem anderen Thread schon geäußert habe.

Ich verstehe dich vollkommen, wenn du der ganzen Situation eher skeptisch gegenüber stehst, denn es sollte nicht das Bildungsniveau anderer Kinder darunter leiden, wenn einzelne Kinder der deutschen Sprache nicht mächtig und somit nicht in der Lage sind, die Schule positiv abzuschließen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn es sich noch um junge Kinder handelt, kann man diese doch durchaus noch ein Jahr im Kindergarten lassen und ihm dort dann die Sprache zumindest ein bisschen beibringen. Ich hatte in meinem Kindergarten im letzten Jahr ein russisches Mädchen in meiner Gruppe, die wirklich schnell und gut die Sprache lernte, auch weil sie zu Hause dann noch Kurse in Anspruch genommen haben.

Gerade in der Grundschule ist es aber wirklich wichtig die Dinge auch zu verstehen und deswegen muss man dann in der Klasse einen extra Lehrer haben für das Kind oder einen speziellen Kurs anbieten, damit das Kind dass lernen kann. An sich denke ich aber, dass das Kind schnell lernt, wenn es in einer Gruppe ist, in der die Sprache gesprochen wird. Kinder lernen doch schnell.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Als ich noch in der Grundschule war haben wir noch in einem Mehrfamilienhaus zur Miete gewohnt. Irgendwann zog dann eine türkische Familie ein, wobei die Tochter ein Jahr jünger war als ich. Sie konnte nur schlecht Deutsch und kam dann extra in eine Vorschulklasse mit einigen anderen Kindern, wo sie dann vernünftig Deutsch gelernt hat. Sie war sehr nett, ich habe häufiger mit ihr gespielt, was sich ja angeboten hat weil wir im selben Haus gewohnt haben und ein Spielplatz um die Ecke war.

Nach einem Jahr konnte sie dann auch gut Deutsch, wobei sie dann auch direkt in die erste Klasse kam und mit meiner Schwester zusammen eingeschult worden ist. Mir erschließt sich der Sinn offen gesagt nicht, wenn man ein Kind einschult, das die Sprache nicht wirklich kann. Da ist doch Ärger vorprogrammiert, weil das Kind so doch kaum folgen kann.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es gar nicht so sinnlos ein Kind, dass kaum Deutsch spricht, schon in die Schule zu schicken. Ich verstehe auch nicht ganz, warum das Niveau darunter leiden sollte und inwiefern es die anderen Kinder beim Lernen stört. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es hier um die erste Klasse, oder? Also wo auch die anderen Kinder erstmal das Alphabet lernen.

Ich finde es in Ordnung, wenn das Kind am Unterricht teilnimmt. Natürlich kann es sich noch nicht so beteiligen, wie die anderen, aber dadurch, dass es die Sprache hört, lernt es auch schon sehr viel. Allerdings finde ich es sehr wichtig, dass man neben dem Unterricht noch extra Kurse, also Förderunterricht, für dieses Kind einrichtet, zumal es ja sicherlich nicht nur ein Kind an der Schule geben wird, das die Sprache nicht (so gut) spricht.

Als meine Familie vor 22 Jahren nach Deutschland gezogen ist, waren meine beiden älteren Schwestern sieben und acht Jahre alt, sind also schon in die erste bzw. zweite Klasse gegangen. Vielleicht hatten wir einfach Glück, dass an der Grundschule so tolle Lehrer waren, aber auch in Deutschland durfte meine älteste Schwester direkt in die zweite Klasse gehen, was sehr unüblich war.

Die Klassenlehrerin von meiner anderen Schwester (erste Klasse) hat meinen Eltern angeboten, mit meinen beiden Schwestern nach dem Unterricht noch eine Stunde länger zu bleiben und Deutsch zu üben. Meine Eltern waren natürlich sofort einverstanden und haben gefragt, ob ich nach dem Kindergarten auch zur Schule kommen dürfte. Nach nur drei Monaten brauchten wir nicht mehr zu dem Förderunterricht zu gehen, da wir uns schon sehr gut verständigen konnten und so gut wie alles verstanden haben.

Ich denke, wenn wir nur diesen „Sprachkurs“ gemacht hätten und nicht noch nebenbei zur Schule bzw. zum Kindergarten gegangen wären, hätten wir die Sprache nicht so schnell gelernt. Wobei meine Schwestern schneller angefangen haben zu sprechen als ich, da sie ja in der Schule viel mehr sprechen mussten. Ich hatte in meiner Gruppe im Kindergarten noch andere Kinder, die meine Sprache gesprochen haben, somit hab ich auch erst in der Schule richtig angefangen Deutsch zu sprechen.

Kinder lernen unheimlich schnell, deshalb finde es sehr wichtig sie so gut wie möglich zu integrieren und ihnen zumindest die Chance zu geben die Schule rechtzeitig zu besuchen und die Sprache zu lernen. Wenn man sieht, dass ein Kind nach Monaten gar nicht klarkommt, kann man es doch immer noch zurückstufen.

» Hasi14 » Beiträge: 36 » Talkpoints: 14,00 »


Hier gibt es ein recht unsinniges Zweiklassensystem. Die Kinder der aktuellen Flüchtlinge kommen in sogenannte Auffangklassen. Dort gehen sie im Prinzip normal zur Schule. Aber in den ein bis zwei Jahren dort steht Deutsch im Mittelpunkt des Unterrichts. Fachunterricht findet vergleichsweise wenig statt. Nach einem oder zwei Jahren wechseln die Schüler dann in normale Klassen. Das finde ich eine gute Idee.

Allerdings sprechen auch ganz viele Kinder, die hier geboren sind, kein Deutsch. In meinem Bundesland sprechen beispielsweise 18 Prozent der Grundschüler unsere Sprache nicht, obwohl sie bereits aus der dritten oder vierten hier geborenen Generation stammen. Und da genau diese Menschen mit Migrationshintergrund, die kein Deutsch sprechen, konzentriert an bestimmten Orten leben, haben wir Klassen, wo bis zu 90 Prozent der Schüler erst einmal die Sprache lernen müssen.

Und das ist ein echtes Problem, denn der Unterricht findet so normal wie möglich statt. Die Sprachförderung gibt es extra. Damit werden diese Kinder überfordert und die anderen bleiben im Stoff zurück. Die Lehrer machen irgendwie einen Spagat, damit sie irgendwie allen gerecht werden. Nur funktioniert das natürlich nicht. Die Eltern geben ihre Kinder möglichst in andere Schulen, wenn sie Deutsch können, damit die Zukunft nicht verbaut wird. Die Verhältnisse an den betroffenen Schulen werden noch schlechter.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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