Ginge es der Schweiz in der EU besser?

vom 27.06.2016, 13:04 Uhr

Aktuell blickt alle Welt nach Großbritannien und versucht die Briten zu verteufeln und es wird so getan, als ob die Welt zusammenbrechen würde. Dabei sind die Briten noch da und machen alles wie früher, nur eben nicht mehr in der EU.Dabei gibt es auch noch andere Beispiele von friedlicher Koexistenz mit der EU.

Die Schweiz ist von EU-Staaten umgeben und trotzdem kein EU-Mitglied. Der Prozess zum EU-Beitritt wurde erst am 15. Juni diesen Jahres beendet, ohne dass es den meisten Zeitungen eine Nachricht wert gewesen wäre. Die Schweiz scheint auch wunderbar ohne EU zurecht zu kommen und niemand stört es.

Von Seiten der EU kommt keine Kritik und die Schweizer scheinen die EU auch nicht sonderlich zu vermissen. Ganz im Gegenteil fürchtet man in der Schweiz, in der EU zum Zahlmeister Europas zu werden. Ist es also möglich, dass es der Schweiz tatsächlich ohne EU besser geht? Bringt die EU der Schweiz mehr Nach- als Vorteile?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 27.06.2016, 14:31, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Seit wann ist Großbritannien denn nicht mehr in der EU, Juri? Woher weißt du, was sich langfristig ändern wird oder auch nicht, wo die Briten noch nicht ansatzweise ausgetreten sind? Irgendwie scheinst du ein großes Verständnisproblem damit zu haben, was das Referendum bedeutet und was danach alles noch folgen muss. Was sollte denn deiner Meinung nach jetzt schon passiert sein?

Die Schweiz mit anderen europäischen Ländern zu vergleichen, das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Die Schweiz ist seit ewigen Zeiten neutral und souverän. Dieses Land wird nie seine Souveränität aufgeben und nur Handelsabkommen schließen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich bin zwar nicht Yuri, aber nach meinem Demokratieverständnis war Großbritannien nach Auszählung der Stimmen und Bekanntgeben der Ergebnisse nicht mehr Mitglied der EU. Auch wenn einem das nicht schmeckt, die Mehrheit will raus und das sollte man auch als Politiker akzeptieren und umsetzen.

Welchen Stellenwert die Schweiz in der EU einnehmen würde, kann ich nicht sagen. Wirtschaftlich kann die Schweiz das vielleicht ganz gut wegstecken, nur überwiegen dann noch die Vorteile? Mit Absprachen und Verträgen würde sie vermutlich besser fahren.

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



RavenThunder hat geschrieben:Welchen Stellenwert die Schweiz in der EU einnehmen würde, kann ich nicht sagen. Wirtschaftlich kann die Schweiz das vielleicht ganz gut wegstecken, nur überwiegen dann noch die Vorteile? Mit Absprachen und Verträgen würde sie vermutlich besser fahren.

Die Schweiz ist von der EU umgeben. Ohne Absprachen kann sie nichts machen und es ist doch bezeichnend, wenn sie eine Woche vor dem Brexit den Antrag auf Aufnahme in die EU zurückzieht. So toll kann die EU dann wohl doch nicht sein, wenn sich gerade die Länder zurückziehen, die uns eigentlich perfekt ergänzen würden und auf dem selben Niveau wie wir sind.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 27.06.2016, 19:24, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Erst einmal ist erwähnenswert, dass die Schweiz die Mitgliedschaft schon 1992 abgelehnt hat. Die offizielle Rücknahme des offiziell nur zurückgestellten Antrags ist völlig irrelevant und hatte nur symbolische Wirkung. Deshalb ist das logischerweise auch keine große Schlagzeile.

Die wesentlichen Aspekte der EU hat aber auch die Schweiz übernommen. Dabei geht es zum Beispiel um den Schengen-Raum, die Asylpolitik, die Arbeitnehmerfreizügigkeit, gemeinsame Forschung und die Anerkennung der harmonisierten EU-Standards. In einigen Bereichen ist die Schweiz sogar besser in die EU integriert als Großbritannien.

Von daher macht es für die Schweizer Wirtschaft keinen Unterschied, ob sie in der EU sind oder nicht. Der starke Franken macht der Schweizer Industrie zwar schwer zu schaffen, aber das hat ja nichts mit der EU zu tun. Und ihre Währung ist wiederum eine wichtige Grundlage ihrer Finanzwirtschaft, die ja eine große Bedeutung in der Welt hat. Von daher könnten sie auch nicht so einfach darauf verzichten.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zumindest in der Grenzregion leiden die Schweizer Einzelhändler schon sehr. Das liegt natürlich am Wechselkurs aber auch daran, dass man als Schweizer die Mehrwertsteuer zurück bekommen kann. Auf der deutschen Seite der Grenze haben die Geschäfte teilweise schon extra Kassen eingerichtet am Wochenende, wo man als Schweizer das Formular bekommt. Die Einzelhändler würden sich wahrscheinlich freuen wenn dieses Problem mit einem EU Eintritt weg fallen würde.

Zur Schweizer Mentalität sollte man noch wissen, dass viele Leute wirklich extrem nationalistisch sind. Das sind keine Rassisten, die jemanden ablehnen weil er die "falsche" Hautfarbe oder die "falsche" Religion oder so etwas hat, aber es wird schon sehr klar in Schweizer und nicht Schweizer unterschieden, was man auch als Deutscher, der in der Schweiz arbeitet und sogar die gleiche Muttersprache hat, zu spüren bekommt.

RavenThunder hat geschrieben:Ich bin zwar nicht Yuri, aber nach meinem Demokratieverständnis war Großbritannien nach Auszählung der Stimmen und Bekanntgeben der Ergebnisse nicht mehr Mitglied der EU.

Dann ist dein Demokratieverständnis leider falsch. In der Realität hat das Referendum nämlich überhaupt keine Auswirkungen auf die EU Mitgliedschaft. Der Austritt muss erst beantragt werden, was noch nicht geschehen ist. Theoretisch könnte die Regierung in Großbritannien das Ergebnis ignorieren oder neu abstimmen lassen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Dann ist aber nicht meine Vorstellung von Demokratie falsch, sondern vielmehr die Umsetzung keine echte Demokratie. Die Mehrheit entscheidet, unabhängig von einem Antrag für einen Ausstieg aus der EU und was da sonst noch alles an Papierkram zu erledigen ist, dafür hat die Bevölkerung Bedienstete die sich darum kümmern.

Wenn sich die Regierung nun aber doch gegen den Willen der Bevölkerung weiterhin in der EU sehen will, die Ergebnisse ignoriert oder die Wahl solange wiederholen lässt bis das Ergebnis stimmt, ist es keine echte Demokratie. Der Schweiz scheint das ja im Moment sehr gut zu gehen, also kein Grund für die was zu ändern. :whistle:

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich weiß jetzt nicht, was du unter "echter Demokratie" verstehst, aber eigentlich bedeutet Demokratie, dass vom Volk gewählte Vertreter regieren. Es ist eigentlich nicht so, dass diese Vertreter bei jeder Entscheidung schauen müssen, was die Mehrheit will.

Das würde ja den kompletten Betrieb lahm legen und es gibt auch Dinge, bei denen es absolut unklug wäre auf eine Mehrheit zu hören. Bestes Beispiel: Steuern. Du könntest wahrscheinlich eine breite Mehrheit finden, die gegen jede beliebige Steuer, die wir haben, abstimmt. Der Vorteil, den man unmittelbar auf dem Konto spüren würde, wäre einfach viel greifbarer als so etwas wie eine gute Infrastruktur.

Und Großbritannien ist ja nun gerade ein sehr gutes Beispiel dafür, dass die Bevölkerung gar nicht so genau zu wissen scheint, was sie eigentlich will. Was meiner Meinung nach nicht unbedingt daran liegt, dass die alle zu blöd sind oder sich erst nach der Abstimmung mit dem Thema beschäftigt haben sondern, dass komplexe Themen wie eine EU-Mitgliedschaft nicht mit einer Ja/Nein Wahl entschieden werden können. Volksabstimmungen führen nicht zwangsläufig zu mehr Demokratie.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das Referendum in Griechenland wurde letztlich im Einverständnis mit der Bevölkerung komplett ignoriert. Dort wollten die Leute keine Reformen mehr und haben Tsipras auch eine deutliche Mehrheit für diese Politik gegeben. Allerdings wollte sie weiterhin den Euro und so wurde dieses Referendum schlichtweg ignoriert.

Ich finde es allerdings schon bezeichnend, dass niemand auf meine eigentliche Frage antwortet. Es scheint also keinen Vorteil wegen der Mitgliedschaft in der EU zu geben. Etwas anderes kann ich aus diesem Gespräch nicht heraus erkennen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke da etwas anders über gewählte Vertreter des Volkes, deren Aufgaben und Handlungsspielraum. Aber egal, vermutlich kommen wir eh nicht auf einen Nenner, deswegen noch eine kurze Antwort zu Juris Frage. Ich denke das man alle Vorteile die eine Mitgliedschaft in der EU hat, auch mit Verträgen bekommen kann. Ob das nun so die ultimative Lösung ist, denke ich nicht, schließlich sollte die EU auch eine Art "Wir Gefühl" schaffen. Glaube ich zumindest. :roll:

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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