Gilt die Ursprungsidee des Adventskalenders noch heute?

Jeder kennt einen Adventskalender. Ob es nun ein gekaufter ist mit kleinen zu öffnenden Türchen, hinter denen sich eine Süßigkeit verbirgt, oder ein schöner selbst gebastelter in verschiedenen Arten mit Kleinigkeiten verschiedener Art darin, das ist egal. Aber woher kommt der Brauch, einen Adventskalender zu kaufen oder zu basteln? Wer hat einen solchen Kalender erfunden?

Die geheimnisvolle Weihnachtszeit, wo auf die Ankunft Jesus Christus gewartet wird, so wie es vom Engel verkündet wurde, ist nicht mehr so, wie sie früher einmal war. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest, auf ein gutes Essen, auf Plätzchen, gemeinsames Singen, das Anhören der Weihnachtsgeschichte ist nicht mehr üblich. Heute geht es um Sachwerte, auf die die meisten Menschen gespannt warten.

Die Vorfreude auf den Erlöser war früher groß. Man machte sich Kerben in ein Holz oder Kreidestriche bis der Erlöser kam. 1885 bekam Gerhard Lang von seiner Mutter einen Karton, auf dem 24 Stücke Gebäck genäht waren. Jeden Tag durfte er ein Stück essen. So verging die Wartezeit bis Weihnachten. Doch schon vor mehr als 150 Jahren gab es einen Kalender, aus dem jeden Tag ein Bild herausgenommen wurde und an die Wand kam.

Gerhard Lang brachte in Gedanken an den Karton seiner Mutter 1908 einen Kalender heraus, den es in der Art noch heute gibt. Ursprünglich ein schöner Brauch, sich mit einem 24-tägigen Kalender die Wartezeit zu verkürzen. Gibt es diesen Brauch auch in anderen europäischen Ländern?

In den Niederlanden ist der Adventskalender nicht verbreitet. Das liegt ganz besonders daran, dass der Heilige Abend für die Kinder keine große Bedeutung hat. Schließlich handelt es sich "nur" um ein besinnliches Fest, das in der Familie begangen wird.

So, wie sich hier Kinder auf Weihnachten freuen, fiebern die Kinder dort dem Sinterklass entgegen. Am 5. Dezember ist Pakjesavond, also Päckchenabend und es gibt die Geschenke. Daher macht ein Adventskalender dort wenig Sinn. Ähnlich ist es in Belgien, wo es die Geschenke am 6. Dezember gibt.

Ich denke eigentlich, dass die Ursprungsidee des Adventkalenders noch eher gilt, als die Ursprungsidee von Weihnachten. Mit den Adventkalendern will man, zu mindest in unserer Familie, die Zeit bis Weihnachten verkürzen. Was will die moderne Welt jedoch zu Weihnachten machen? Nein, man will nicht an die Geburt des Heiligen denken, mann will Geschenke, Geschenke und Geschenke. Da ist die Ursprungsidee definitiv nicht mehr vorhanden.

Ich kenne das auch so, dass man sich mit dem Adventskalender eben die Wartezeit bis Heiligabend versüßen möchte. Ob man da jetzt an die Geburt Christi glaubt bzw. an das Christkind, welches die Geschenke verteilt oder an den Weihnachtsmann, spielt im Endeffekt nur eine untergeordnete Rolle. Aber man wartet immer noch und freut sich auf die Weihnachtszeit, wenn man den Adventskalender besitzt und nutzt. In meiner Familie sind Adventskalender so gar keine Tradition, daher habe ich auch keinen als Erwachsene. In der Familie meines Partners ist das auch nicht üblich.

Bei den Christen, die ihre Kinder in ihrem Glauben erziehen, wird das mit dem Adventskalender wahrscheinlich schon so gehandhabt werden, wie du beschrieben hast. Aber bekanntermaßen schwinden die Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen seit vielen Jahren und da Weihnachten für die meisten ein Kommerzfest ist, ist es doch auch nicht weiter verwunderlich, wenn man sich mit Adventskalender dann auf den kommenden Kommerz freut, oder?

Ich frage mich aber gerade, wie sich ein Adventskalender überhaupt mit der christlichen Tradition verträgt. Denn vor Weihnachten ist für die Christen eigentlich eine Fastenzeit, die soweit ich weiß bis zum ersten Weihnachtsfeiertag geht. Die Schokolade aus dem Adventskalender zum Frühstück, die man als Kind toll findet, passt dazu ja wohl nicht.