Gibt es wirklich Leute, die nach einem Lebensmotto leben?

Immer wieder in Interviews oder auch in Foren findet man die Frage nach dem Lebensmotto. Abgesehen davon, dass mir gar keins für mich einfiele, frage ich mich, ob es wirklich Menschen gibt, die unter einem Leitmotiv oder Lebensmotto ihr Dasein bestreiten. Denn überraschend viele Menschen scheinen ja diese Frage ad hoc beantworten zu können.

Ich dachte eigentlich immer, das sei nur eine nicht so ernst gemeinte Frage, die keine Relevanz zu haben scheint, denn für mich ist das Leben mit all seinen Bereichen doch viel zu komplex als dass man es unter ein gemeinsames Motto stellen könnte. Oder hat in Wahrheit jeder so ein Motto und es ist einem nur nicht bewusst?

Was haltet ihr von einem Lebensmotto? Habt ihr eines? Haltet ihr es für realistisch, dass man seinen Alltag wirklich darunter stellen kann? Kennt ihr Menschen, die dies tun oder seid ihr selbst solche Menschen? Oder denkt ihr, das sei nur eine inhaltsleere Plattitüde?

Meine Ur Oma hat mir immer wieder gesagt: " Weißt du, Geld kann man nicht mitnehmen und so genieße ich mein Leben, tue Gutes und wollte immer die Welt genießen und jede Ecke sehen." Ich habe mir sie zum Vorbild genommen und irgendwie ist das schon auch ein Motto, mit dem ich mich anfreunden kann.

Ich meine oftmals buckelt man sich ab, kommt nach einem ewig langen Tag nach Hause und hat nichts vom Leben. Man muss es aber auch genießen und auch nicht immer alles sinnlos herauswerfen, sondern auch etwas für die Seele machen.

Ich habe mehrere Mottos, nach denen ich lebe. Aber welches wäre das wichtigste Motto für mich und mein Leben? Ich denke, das wäre das Motto, dass man jederzeit bereit sein sollte zu sterben. Mir ist bewusst, dass es jeden Tag vorbei sein kann und ich möchte nicht, dass man mir zu großen Pessimismus unterstellt, ich bin nur realistisch. Alte Menschen müssen irgendwann sterben, aber junge Menschen können jederzeit sterben, sei es durch Unfall, Krankheit oder was weiß ich.

Daher versuche ich so zu leben und zu handeln, dass ich nichts auf meinem Sterbebett bereuen würde. Wenn ich meine Angehörigen und meine Liebsten wertschätzen und ihnen sagen möchte, dass ich sie liebe, dann tue ich das. Wenn mir spontan danach ist, nach Paris zu fahren, dann fahre ich dorthin. Manche Gelegenheiten kommen nie wieder und ich lebe so, dass ich nichts bereue, egal ob ich es getan habe oder nicht getan habe. Ich möchte nicht zurückdenken und etwas bedauern müssen.

Meine Oma, die mir wirklich sehr nahe gestanden hat, hatte immer so ein Gedicht in ihrem Flur hängen, das ihr sehr wichtig war. Es war dieses Gedicht, was ich sehr schön finde. Sie hat bis zum Schluss danach gelebt und hat immer dafür gesorgt, dass man nie im Streit auseinander gegangen ist, egal ob das jetzt zur Nacht war oder weil man sich wegen Schule oder Arbeit getrennt hat und aus dem Haus gehen musste. In dieser Hinsicht war sie mir auch ein großes Vorbild.