Gibt es einen Zusammenhang zwischen Märchen und der Bibel?
Die Bibel ist eigentlich wesentlich älter als gewisse uns bekannte Kindermärchen. Allerdings finden sich in sehr vielen Märchen auch gewisse positive Wünsche, die leider nicht immer der Realität entsprechen. Diese Wünsche können dann auch nicht in der gewünschten Form in Erfüllung gehen.
Die Bibel zeigt uns ja auch einige Textaussagen mit wenig Realitätsgehalt. Diese Dinge kann man dann überhaupt nicht begreifen aber man wünscht sie sich in gewissen Situationen doch. Sind Märchen die sogenannte Ersatzbibel für ungläubige Leute? Oder gibt es noch einen ganz anderen Zusammenhang dabei? Wer kann mir helfen oder beschäftigt sich sogar mit Märchen?
Also ich höre aus deinem Beitrag sehr viel Wertendes heraus. In meiner Welt braucht die Bibel gar nicht den Anspruch haben, dass die Dinge, die in ihr stehen "der Wahrheit entsprechen". Genau wie Märchen ist die Bibel für mich eine große Metapher mit vielen schönen Punkten darin.
Natürlich muss man auch den damaligen kulturellen Kontext raushören und unseren gesellschaftlichen Fortschritt ständig vor Augen haben. Es ist beispielsweise einfach nicht mehr zeitgemäß Leute zu steinigen.
Wenn du dich wirklich für die Zusammenhänge interessierst, kann ich dir Carl Jung und Joseph Campbell empfehlen. Die Beiden haben die archetypischen Wurzeln der menschlichen Mythologie und Fantasie erforscht und versucht herauszufinden, was eben genau alle "Fantasiegebilde" und alle "Legenden" der Menschheit miteinander verbindet.
Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Märchen und der Bibel. Ich hatte während meines Studiums auch sogar ein ganzes Seminar im Rahmen alter deutscher Literatur zu Mären gehabt. Dieses Seminar beschäftigte sich mit den Anfängen der Mären im frühen Mittelalter. Dabei hatten mehr oder weniger alle Mären damals klare Bezüge zur Bibel, was aber auch nicht verwunderlich war. Religion hatte damals auch einen wesentlich höheren Stellenwert als jetzt, so dass es deshalb beispielsweise auch zahlreiche Mären zum Thema Kloster gab.
Eine Ersatzbibel für ungläubige Menschen sollten die Mären niemals sein, sie sollten eher der allgemeinen Unterhaltung dienen. Viele Leute konnten damals natürlich auch nicht selbst lesen, wobei dann oft Mären vorgelesen wurden. Im Mittelalter gab es dabei wahrscheinlich auch nicht so viel andere Themen, als die Religion und die Bibel, so dass es eben nicht verwunderlich ist, dass es so viele religiöse Mären gab.
Wie das bei den jüngeren Märchen ist, weiß ich nun gar nicht so genau, aber sicherlich gib es auch viele Märchen, die ebenfalls angelehnt an die Bibel sind. Ich denke dass Märchen in keinem Fall eine Ersatzreligion sein sollen. Man hat sich einfach durch die Bibel inspirieren lassen,die älteren Märchen wohl etwas mehr, die jüngeren wohl auch etwas weniger.
Wie viele Zusammenhänge man nun letztendlich mit der Bibel sieht, ist wohl auch Auslegungssache. Ich denke, dass Märchen ohnehin immer extrem viel Raum für Interpretation geben, so dass man sich da sicherlich auch seine eigene Meinung bilden kann. Das ist bei Märchen erlaubt und jeder kann diese nun auch für sich selbst auslegen.
Allerdings bietet die Bibel ja auch sehr viele Formen der Auslegung. Kommt man dann nicht unter Umständen sogar in die sogenannte Märchenform? Eine entsprechende Deutung der Bibelinhalte kann doch ein Märchen entstehen lassen oder? Ist somit nicht in Wirklichkeit die Bibel die Mutter aller Märchen? Man muss doch schon etwas gekannt haben, um eine fantasievolle Literatur zu schreiben.
Ja, die Bibel ist ein Märchen, was die Religiösen natürlich abstreiten, denn fast alles, was sich irgendwie nachprüfen lässt hat sich als falsch erwiesen. Aber es gibt wesentlich ältere Texte, die genauso wenig die Realität widerspiegeln, teilweise sind das sogar Geschichten, die in ganz ähnlicher Form später in der Bibel auftauchen oder die die gleichen Motive verwenden.
Die Bibel ist ein interessantes Buch, das ich auch in die Reihe der Märchenbücher einordnen würde. Ich habe früher sehr viele Märchenbücher gelesen, nicht nur die bekannten Märchen, sondern auch die aus anderen Ländern. Oft entdeckt man in den Märchen eine Gemeinsamkeit. Dann habe ich mich in die Bibel vertieft und festgestellt, dass auch sie viele unglaubwürdige Geschichten hat, die als der Anfang von Märchen gesehen werden könnten.
Gläubige Menschen werden das empört von sich weisen als Zumutung, aber erklären können sie nicht alles. Märchen würde ich keinesfalls als Ersatzbibel sehen. Sondern als das was sie sind.
Welchen Sinn haben denn Märchen? Sie wurden lange mündlich überliefert und sollten neben Unterhaltung auch als lehrreiche und moralische Anleitung dienen. Jedes Märchen zeigt deutlich Richtig und Falsch auf. Wohlverhalten wird belohnt, Ungehorsam und Bösartigkeit wird bestraft.
Es sind andere Geschichten, aber der Sinn dahinter ist doch ebenso. Das ist richtig, das ist falsch. Wer glaubt und gehorcht, der wird belohnt und wenn es im Leben nach dem Tode sei. Alle diese Geschichten unterhalten und geben Normen und Regeln vor, damit das Zusammenleben funktioniert.
Dann ist doch eigentlich die Bibel eine genaue Anleitung fürs Zusammenleben von Menschen? So wie wir es uns doch es auch wünschen und uns vorstellen können. Die einzelnen Märchen sind ja in gewisser Weise auch nur ein Wunschdenken der Menschen gewesen. Ein Märchen kann damit auch eine ganz neue Denkweise über die Bibel erzeugen? Kann man diese These so einfach in den Raum stellen?
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