Gibt es deutsches Pendant zum amerikanischen Traum?

vom 05.08.2018, 23:36 Uhr

Jeder hat sicher schon mindestens einmal im Leben vom amerikanischen Traum gehört, der das Streben des einzelnen nach dem höchstmöglichen persönlichen Glück sogar in einer schriftlichen Verankerung in der Verfassung der Staaten festlegt sieht. Was ich mich gerade frage, ist, ob es so etwas auch auf der deutschen Seite gibt.

Gibt es einen deutschen, kulturell universellen Traum, der von vielen angestrebt wird? Beinhaltet ein solcher vielleicht so etwas wie die berüchtigten durchschnittlich 1,7 bis zwei Kinder, das Haus im Grünen mit Hund und eine Karriere auf mittlerer Ebene? Oder gibt es so etwas hierzulande gar nicht und die Deutschen sind zu bodenständig, realistisch oder anders gesagt auch zu wenig kämpferisch und verträumt, um immer nach dem Höchsten zu streben?

Es bleibt ja auch noch die Frage, ob Amerikaner im Alltag wirklich an die Verwirklichung des amerikanischen Traums glauben und danach streben. Gibt es so etwas wie einen deutschen Traum? Hat sich das vielleicht in Zeiten, wo Deutschland zunehmend zu einem Land der Einwanderung geworden ist, geändert?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde nicht. Die USA haben ja eine völlig andere Geschichte als Good Old Germany. Generationen von Einwanderern hatten ja tatsächlich den Traum, dass da drüben alles besser wird und Hunger, Diskriminierung und Armut der Vergangenheit angehören, weil man dort komplett neu anfangen kann und Erfolg und Wohlstand nicht vom Zufall der Geburt, sondern von der eigenen Hände Arbeit bestimmt werden. Protestantischer Arbeitsethos lässt grüßen. Und diese Hauptzutaten des American Dream "Jeder ist seines Glückes Schmied" und "Gleiche Chancen für alle" hat es hierzulande in der Form wahrhaftig nie gegeben.

Ich habe nicht den Eindruck, als gäbe es ein kollektives Ideal, nach dem die Deutschen streben, sondern eher, als seien die allermeisten braven Bürger darauf bedacht, in einer Mischung aus Angst und Neid ihren Wohlstand zu bewachen und ja mit niemandem zu teilen. Das würde ich nicht als Traum bezeichnen, sondern eher als kollektive Neurose. Wobei der amerikanische Traum ja auch nie mehr war als ein Klischee. Nicht jeder hat es dort drüben als Einwanderer geschafft, ein besseres Leben zu führen als in der Ukraine oder sonstwo, und die Diskriminierung wartet bekanntlich auch schon auf die Neuankömmlinge. Deswegen heißt es wohl auch Traum und nicht Realität.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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