Gibt es "ambivertierte" Menschen in eurem Freundeskreis?
Ich habe erst vor kurzem herausgefunden, was "ambivertierte" Menschen überhaupt sind, dementsprechend habe ich mich bisher auch nur wenig damit auseinander gesetzt. Allerdings, je mehr ich darüber erfahre, desto eher habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich einige Menschen kenne, die ambiviertiert sind.
So habe ich eine Freundin, die sehr gerne alleine ist und es auch überhaupt nicht leiden kann, wenn sie nur mit einer anderen Person zusammen ist, da sie dann das Gefühl hat, sie selber unterhalten zu müssen. Auf der anderen Seite hat sie aber auch Phasen, wo sie sehr gerne etwas unternimmt, dann aber auch flott wieder verschwunden ist, wenn es ihr zu viel wird.
Wie sieht das in eurem Freundeskreis aus? Habt ihr ambivertierte Menschen in eurem Freundeskreis? Falls ja, wie seid ihr darauf aufmerksam geworden? Habt ihr es selbst festgestellt oder habt ihr euch darüber unterhalten? Falls ihr es selber festgestellt habt, an welchen Dingen habt ihr es erkannt?
Ich muss sagen, dass das nicht unbedingt ein Thema ist, das ich bei den Leuten anspreche. Aber ich beobachte mein Umfeld schon und dabei ist es mir bei einer Freundin schon aufgefallen, dass sie eher ambivertiert ist. Sie genießt es schon, wenn sie in der Gruppe unterwegs ist, braucht aber oft auch Zeit für sich.
Ich bin mir gar nicht so sicher, wie man "ambivertierte" Leute definiert. Nachvollziehbar finde ich die Unterscheidung zwischen "introvertiert" und "extrovertiert", wenn es um Modelle geht, die Persönlichkeitseigenschaften beschreiben. Natürlich sind diese immer stark vereinfacht, aber als "introvertierter" Mensch kann ich nur bestätigen, dass es mich gibt und dass ich nach zwei Stunden Kaffeetrinken in geselliger Runde ein Nickerchen brauche.
Letzten Endes geht es ganz grob vereinfacht darum, was den Energietank leert: alleine die Wand anstarren oder mit 20 Onkeln und Tanten auf dem Volksfest Dosen werfen. Und wie so vieles im Leben handelt es sich um ein Spektrum. War mir nicht so recht einleuchten will ist, wieso Leute, die ausgerechnet auf dieser Skala nicht in eine bestimmte Richtung ausschlagen, unbedingt auch ein Label brauchen. Die meisten Menschen in meinem Freundeskreis ebenso wie im Job sind sowieso eher ruhige Typen, sodass "Feiern" eher einem Sitzkreis einer Selbsthilfegruppe gleichen, weil keiner Bock auf Small Talk hat und Kopfweh kriegt, wenn zuviel durcheinander geredet wird.
Ich habe den Begriff noch nie vorher gehört, aber nachdem ich mir mal die Definition durchgelesen habe muss ich sagen, dass das auf die allermeisten Menschen in meinem Freundeskreis zutrifft.
Ich kenne sehr wenig Leute, die extrem introvertiert sind und ich habe mit keiner extrem extrovertierten Person näheren Kontakt. Die meisten liegen tatsächlich irgendwo dazwischen. Ich habe es deshalb immer als völlig normal empfunden, dass Menschen Phasen haben, in denen sie gerne mit anderen zusammen sind und Phasen, in denen sie gerne für sich sein möchten.
Braucht man dafür jetzt wirklich einen eigenen Begriff, der dazu führt, dass man in eine weitere Schublade gesteckt werden kann und, dass normales menschliches Verhalten dadurch wieder mal irgendwie pathologisiert wird?
In meinem Freundeskreis kenne ich auch einige ambivertierte Menschen. Manchmal habe ich es selbst bemerkt und manchmal haben wir uns auch darüber unterhalten.
Ein Freund von mir zum Beispiel liebt es, Zeit alleine zu verbringen, insbesondere nach einer langen Arbeitswoche. Er braucht diese Zeit, um sich zu erholen und wieder aufzuladen. Auf der anderen Seite mag er es aber auch, mit einer Gruppe von Freunden auszugehen und sich zu amüsieren. Aber nach ein paar Stunden zieht er sich oft zurück und sagt, er brauche eine Pause von all dem Trubel. Ich denke, diese Abwechslung zwischen Geselligkeit und Zeit für sich selbst ist ein Indikator dafür, dass er ambivertiert ist.
Eine andere Freundin von mir ist auch ambivertiert, aber auf eine andere Weise. Sie ist gerne in Gesellschaft und fühlt sich wohl in großen Gruppen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn sie das Gefühl hat, dass sie zu lange mit denselben Menschen zusammen ist, wird sie unruhig und möchte sich zurückziehen. Andererseits hat sie aber auch Zeiten, in denen sie gerne alleine ist und Zeit für sich selbst hat.
Ich denke, ein weiterer Hinweis auf Ambivertiertheit ist, dass Menschen in verschiedenen Situationen unterschiedlich agieren und sich anders fühlen können. Zum Beispiel kann jemand in einer Gruppe von Freunden laut und extrovertiert sein, aber in einer Situation mit Fremden schüchtern und zurückhaltend sein.
Insgesamt denke ich, dass Ambivertiertheit eine interessante und wichtige Eigenschaft ist. Es ist schön zu wissen, dass es nicht nur introvertierte und extrovertierte Menschen gibt, sondern auch eine Mischung aus beiden. So können wir uns selbst besser verstehen und auch unsere Freunde besser verstehen und respektieren, wenn wir ihre Bedürfnisse und Präferenzen besser verstehen.
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