Gesunde Kinder in einen Behindertenkindergarten bringen?

vom 31.12.2016, 18:39 Uhr

Ich habe mich vorhin mit einer Bekannten unterhalten und da teilte sie mir etwas mit, was ich echt seltsam fand. Sie hat eine Tochter, die verhaltensauffällig ist. Das bedeutet aber nicht, dass sie wirklich ein schlimmer Mensch ist, mit der man den Alltag schlecht bewältigen könnte, sondern ist sie Hyperaktiv. Manchmal fällt es deutlich intensiver auf, als ein anderes mal.

Sie will halt viel Aufmerksamkeit, ist immer wibbelig und durchaus für eine nicht Mama als anstrengend zu bezeichnen. Doch trotzdem wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dieses Kind bewusst in einen Kindergarten zu stecken, wo nur gehandicapte Kinder zu finden sind. Gehandicapt ist eine Angelegenheit, aber wir reden hier von einem Kindergarten, wo Kinder sind, die nicht sprechen, reden, essen, laufen oder gar "denken" können.

In diesem Kindergarten sind somit auch wirklich schwerstbehinderte Kinder, die nicht reden können, oftmals nicht einmal anwesend wirken, die gefüttert werden müssen. In der Gruppe, in der sich die Tochter befindet gibt es nur die Tochter der Kindergärtnerin, die "normal" ist und somit mit der Tochter meiner Bekannten spielen kann.

All die anderen sind teilweise nicht dazu geeignet, andere sind eben auch nicht in der Lage, zu spielen und mehr. Ich finde das persönlich traurig und nicht gut, dass man ein hyperaktives Kind mit Kindern zusammenpackt, die teilweise eine sehr schwere Behinderung haben, sodass sie niemals richtig Anschluss finden kann.

Natürlich lernt sie, dass eine Behinderung nichts "unnormales" sei, dass diese Kinder Hilfe benötigen und mehr. Das ist super, aber ihr fehlt vollkommen der kindliche Anschluss und zu Hause nervt sie die Bekannte trotzdem und ist somit weiterhin hyperaktiv, nicht ausgelastet und mehr.

Erst einmal wusste ich natürlich nicht, dass man überhaupt relativ gesunde Kinder in einen solchen Kindergarten unterbringen kann. Das war mir nicht bekannt. Das ändert jedoch nichts, dass ich das vollkommen daneben finde und ich das nicht tun würde.

Ich möchte jedoch gerne mal Euren Stand der Dinge wissen. Hier sind ja viele Eltern, manch einer hat vielleicht ein anstrengendes Kind und mehr. Da wüsste ich gerne, ob ihr Euer Kind in einen Kindergarten bringen würdet, wo gehandicapte Kinder, auch schwerst gehandicapte sind und wenn ja, wieso. Nicht zu vergessen, dass ich auch wissen möchte, ob ihr das Verhalten okay findet oder weniger. Was würdet ihr über diese Bekannte denken?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich kenne für solche Fälle eigentlich nur Kindergärten, wo es ein paar Kinder mit Behinderungen in normalen Gruppen gibt, aber nicht nur komplett behinderte Kinder. Ich würde mein normales Kind sicherlich nicht in so eine Gruppe schicken, weil ich Angst haben würde, dass es nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt und auch keine sinnvollen Dinge macht. Letztendlich gibt es natürlich auch Kinder, denen Kontakt zu einem Kind reicht, aber man weiß nicht, wie sich das entwickelt in so einer Gruppe.

Gemischte Gruppen finde ich schon in Ordnung und das ist für die Kinder auch okay, aber wenn man nur behinderte Kinder um sich herum hat, mit denen man nichts anfangen kann und nur die Auswahl hat mit einer Person zu spielen ist das schon nicht ganz so schön. Ich würde das meinem Kind nicht antun und ich würde das auch nicht richtig finden. Letztendlich kenne ich die Mutter und das Kind aber nicht und vielleicht hatte sie gute Gründe für diese Tat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Meine Schwester ist schwerstbeeinträchtigt, sowohl auf geistiger wie auch auf körperlicher Ebene. Sie ist natürlich auch in einen solchen Kindergarten gebracht geworden und ihre beste Freundin über Jahre hinweg, war angeblich auch ein verhaltensauffälliges, hyperaktives Mädchen. Deshalb muss es nicht mal unbedingt schlecht sein, wenn ein gesundes Kind in eine solche Gruppe integriert wird.

Aber es kommt immer auf den Grad der Behinderung an. Meine Schwester kann sich in Lautsprache verständigen, zeigen, wenn sie was möchte und sie kann auch halbwegs laufen, krabbeln und spielen. In einen Kindergarten, in dem nur apathisch herumsitzende Kinder sitzen, würde ich auf jeden Fall kein gesundes Kind stecken, auch wenn es gewisse soziale Kompetenzen lernen würde.

Es gibt integrative Kindergärten, in denen nicht nur rein beeinträchtigte Kinder sind. Dort mischen sich die verschiedensten Behinderungen und ich denke, dass eine solche Gruppe eher was für die Kleine wäre. Natürlich findet man auch dort die schwerstbeeinträchtigten Kinder, die nichts machen können, aber es sind halt auch zum Beispiel Kinder mit nicht so ernsten Handicaps vorhanden. Und auch den schwerstbeeinträchtigen Kindern tut der Kontakt zu "gesünderen" Kindern gut, sie blühen teilweise sogar auf und lernen sogar noch Dinge, die man ihnen nie zugetraut hätte.

Ich würde meine Kinder in einen solchen Kindergarten geben. Aber ich würde mir die Gruppe anschauen. Sprich ich würde darauf achten, dass die Handicaps absolut gemischt sind und nicht nur Kinder vorhanden sind, die nur im Rollstuhl sitzen und apathisch herumschauen. Es gibt so viele muntere, lachende, behinderte Kinder, die zwar nicht sprechen können, aber mit denen man schon etwas anfangen kann oder die sich zwar im Rollstuhl bewegen müssen, aber die spielen und lachen können und einen gewissen Grad an Selbstständigkeit erlernen können.

Ich finde jedoch, dass du die Behinderungen irgendwie über einen Kamm scherst. Man sollte die Behinderungen getrennt betrachten und dann die schweren Fälle erneut trennen. Nur weil ein Kind nicht sprechen kann, bedeutet es nicht, dass man nichts mit ihm anfangen kann. Das Gleiche gilt für das Laufen oder Essen. Die ganz schweren Fälle sind natürlich wieder etwas Anderes, aber es gibt Behinderungen, bei denen nicht alle Fähigkeiten beeinträchtigt sind.

Die Freundin meiner Schwester ist zum Beispiel über Jahre hinweg erst ruhiger geworden. Sie ist ein sozialer Mensch, hat auf meine Schwester geachtet, mit ihr geredet, gespielt, gelacht und manchmal ist die Hyperaktivität auch durchgekommen, aber daran war nichts Schlimmes. Meine Schwester hat schließlich auch nur Blödsinn im Kopf. Aber es war ein Prozess, der Jahre gedauert hat und das kann im Normalfall ja auch im "normalen" Kindergarten sehr lange andauern.

Ich würde die Mutter also nicht vorverurteilen, nur weil aktuell Land unter herrscht. Vielleicht spielt es sich noch ein, aber ich kenne die Gruppe nicht und auch nicht den Kindergarten und was die Mutter sich dabei gedacht hat, ist auch schwierig zu benennen. Was ich jedoch sagen will, ist, dass nicht alle Kindergartengruppen mit behinderten Kindern schrecklich sind und dass man seinen Kindern sowas nie "antun" sollte.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ganz klar nein, ich würde mein Kind nicht in einen Kindergarten mit behinderten Kindern bringen, gerade nicht wenn dabei Fälle solch ausgeprägter Form sind. Grund dafür ist ganz einfach, der Personalschlüssel stimmt hinten und vorne nicht und geht nur nach der Anzahl der Plätze. Dabei wird nicht beachtet, wie aufwendig manche Kinder sind und natürlich muss dann auch immer Rücksicht genommen werden und mein "normales" Kind zurück stecken. Fängt schon damit an mit dem raus gehen, klappt das nicht mit allen Kindern, sind Erzieher an die Krippe gebunden und es können nicht alle mit raus da man keine 10 Kinder an 2 Erzieher hängen kann, die anderen aber im inneren gebunden sind. Dann bleiben alle drinnen, auch wenn mein Kind gerne raus gegangen wäre ist das Fair?

Ich halte von dem ganzen Inklusions Kram rein gar nichts, jedenfalls nicht, solange der Personalschlüssel nicht stimmt. Weder in der Krippe, Kindergarten noch in der Schule und ich werde mich auch weiterhin nach Einrichtungen umsehen, die bei dem ganzen Mist noch nicht mitmachen. Übel sind hier vor allem die Schulen, auch dazu habe ich mich bereits informiert und es gibt fast keine die das noch nicht im Programm hat. Dann hüpfen dort 10 auffällige in einer Klasse herum mit 25 Kindern mit nur zwei Lehrern die restlich unterbesetzt sind. Auf der Strecke bleiben dann mal wieder die normalen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich möchte mich natürlich entschuldigen, wenn ich das Wort oder die Bezeichnung "behinderte Kinder" hier zu salopp genutzt habe. Das war in keinster Weise meine Absicht und ich weiß natürlich auch, dass viele Behinderungen nicht ausschließen, dass man das Spielen mit ihnen lernt, den Umgang, das gesamte Alltagsbild und sie denken können.

Doch in diesem Kindergarten ist es wohl sehr auffällig. Es gibt irgendwie um die 10 Kinder oder 12, sicher war ich mir da jetzt nicht. Zwei Betreuerinnen und eine davon ist die Kindergartenleiterin. Dort sitzen eben Kinder in einem Rollstuhl, sie können sich nicht bewegen, spucken beim Essen, sind auf jegliche Hilfe angewiesen. Andere wiederum sind auch nur "gehandicapt", dass sie nur auf Hilfe angewiesen sind. Das soll es wohl auch geben.

Trotzdem bin ich halt der Meinung, dass eine Hyperaktivität doch etwas anderes ist, als eine Schwerstbehinderung und eben nur ein einziges Kind, das Kinder der Betreuerin, normal ist. Normal ist hier natürlich das falsche Wort und soll auch so wieder nicht abwertend klingen, aber wie soll ich das auch sonst schreiben?

Ich halte viel davon, wenn man Kindern auch aufzeigt, dass es Behinderungen gibt und wie man mit den Kids umgeht oder mit Menschen im Allgemeinen. Ich halte jedoch wenig von dieser Inklusionsangelegenheit, wo gehandicapte Kinder beispielsweise mit Down-Syndrom extra "Würstchen" kriegen, die sie verdienen, aber das ist auch nicht die richtige Inklusion sondern nur eine Schönrederei, weil man die Kids nicht anders unterbringen kann.

Doch hier reden wir ja von einem Kind mit einer offensichtlichen Hyperaktivität und womöglich ADHS. Das letzte sag ich jetzt nur aufgrund ihres hibbeligen Verhaltens, zwischenzeitlichen Gedächtnisproblemen und mehr. Da stehen die Tests wohl auch noch mal explizit aus. Solch ein Kind mit schwerstbehinderten Kindern zusammensetzen, die selber schon die volle Aufmerksamkeit der Betreuerinnen brauchen, kann nicht sein.

Das Kind gehört in einen durchaus normalen Kindergarten, wo vielleicht die Erzieherinnen auf diese "Problematik" angepasst sind. Denn die Kids wollen Aufmerksamkeit und die gibt es nur da, wo die Kids halbwegs "normal" sind und mit dem Kind für mich kommunizieren können. Doch nur ein bis 3 Kinder von circa 10-12 Kinder in einer Gruppe ist wohl nicht die beste Lösung.

Zumal ich mich hier frage, wo sie sich weiterentwickeln soll. Sie bleibt jetzt schon auf dem Stand, weil zu Hause nur mühselig man sich mit ihr beschäftigt. Es nervt ja schließlich, dass sie immer wibbelig ist. Hier wird schon das Krankheitsbild vollkommen vergessen, dabei ist die Tochter durchaus wissbegierig. Wie soll das mit gehandicapten und schwerst gehandicapten Kindern gehen?

Gehandicapt und schwerstbehindert ist schon ein Thema für sich und gehört meiner Meinung nach schwer zusammen. Denn wo Pflegebedarf deutlich höher ist, als bei einfach gehandicapten Kindern mit Down-Syndrom, "nur" im Rollstuhl usw. kann das gesamte Umfeld nicht gut gehen. Wo bleibt die Entwicklung im Leben, wenn ein verhaltensauffälliges Kind mit teilweise schwerstbehinderten Kindern im Kindergarten ist, die eigentlich nur im Rollstuhl sitzen und etwas vorgelesen bekommt, wo aber keine Reaktion kommt.

Denn das scheint ja laut der Mama, also der entfernten Bekannten so zu sein. Die Erzieherinnen lesen dem einen Kind immer wieder vor. Das macht auch mal die Tochter der Erzieherin oder das hyperaktive Kind. Eben alle die Lesen können. Das finde ich auch gut, weil so nimmt man ihnen die Angst, laut vor zu lesen. Füttern usw. das machen natürlich nur die Erzieher.

Ich bin halt der Meinung, dass man eine Hyperaktivität nicht mit einem Kind im Rollstuhl und geistiger Abwesenheit vergleichen kann. Versteht mich nicht falsch, diese haben viel Liebe und Aufmerksamkeit verdient und auch zu erwarten. Doch das ist keine Umgebung für ein "halbwegs" gesundes Kind.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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