Gescheiterte Integration durch entliehene Burkinis?
Laut Medienberichten gibt es ein Gymnasium in Herne, das Burkinis gekauft hat, um sie an muslimische Schülerinnen zu verleihen. Damit soll gewährleistet werden, dass alle Schüler am Schwimmunterricht teilnehmen. Viele Menschen aus der Bevölkerung und auch Politiker sind empört und sehen darin ein Zeichen dafür, dass die Migranten keinen Grund mehr dazu sehen, sich integrieren zu müssen.
Was haltet ihr von dieser Praxis? Kann man durch so eine Praxis direkt davon ausgehen, dass die Integration gescheitert ist oder scheitern wird? Was haltet ihr davon? Hättet ihr das als Schule auch so geregelt? Oder haltet ihr eine andere Lösung für viel sinnvoller? Könnt ihr die Kritik und den Wirbel um diese Burkinis nachvollziehen?
Ganz ehrlich, kann man es nicht einfach mal akzeptieren, dass diese Mädchen das in ihrem Glauben so machen wollen? Was ist dabei gescheitert? Integration heißt für mich nicht, dass man seinen Glauben abgeben muss und sich Gartenzwerge aufstellen muss. Wenn zu mir jemand sagt, er isst kein Schweinefleisch nehme ich das hin, warum kann man dann nicht akzeptieren, dass diese Mädchen sich beim Schwimmunterricht verhüllen wollen?
Ich finde die Schule hat hier richtig gehandelt. Was ist denn auch die Alternative? Ärger, Kinder die schlechte Noten kassieren und Streit mit den Eltern. Muss das wirklich sein? Man kann einfach andere Menschen akzeptieren. Wenn man keine anderen Kulturen möchte, muss man eine Mauer aufbauen und wieder aussortieren und in so einem Land möchte ich nicht leben.
Ich verstehe dieses ganze Gequatsche von Integration auch immer nicht. Die meisten Leute, die davon reden, wollen doch gar keine Integration. Integration heißt eine Einheit herstellen oder jemand zu einem Teil einer Gruppe werden lassen. Es heißt doch aber eben nicht, dass sich jemand komplett anpassen muss und eine Kopie eines Deutschen werden muss.
In Deutschland gibt es doch auch Katholiken und Evangelen, und viele andere kleine Religionsgruppen und dann noch den großen Teil der Atheisten. Ist jetzt Integration gescheitert, wenn ich Sonntags nicht in die Kirche gehe? Also mal ehrlich, dass ist doch totaler Unsinn. Nur weil man nach Deutschland kommt, muss man doch nicht seinen Glauben ablegen.
Zumal die Konsequenz ja statt mehr Integration eher Ausgrenzung gewesen wäre. Die Mädchen würden ohne Burkinis gar nicht zum Schwimmen gehen. So tragen sie nun zwar andere Bademode, gehören aber zur Gruppe dazu und können sich so viel besser integrieren. Ich finde, dass die Schule da völlig pragmatisch und realitätsnäher gehandelt hat, als viele der Besserwisser die jetzt den Finger heben.
Gegenfrage. Was ist denn daran integriert, wenn ich in einem Burkini schwimmen gehe, damit verhülle, was mich als Frau angeblich laut meiner männlich patriarchalischen Religion sexualisiert? Was hat es mit Integration zu tun, wenn ich damit automatisiert die westlichen Werte und die Freiheit ablehne, die mir das Land bietet und gleichermaßen die Schulpflicht und Unterrichtspflicht darin ablehne? Für mich hat das mit Integration gleich null zu tun!
Auf der anderen Seite bin ich aber etwas zwiegespalten. Denn es gibt eben auch Muslima, die das freiwillig für sich wollen. Denen würde ich mit einem derartigen Verbot von Burkinis natürlich ihre eigene Freiheit nehmen, zu tragen, was sie wollen. Ähnlich verhält es sich mit Burkas. Gleichzeitig geben aber auch viele Muslima zu, dass die Mehrheit teilweise sexualisiert und gezwungen wird. Es müsste also auch in ihrem Interesse sein, das Verhalten zu unterbinden.
Auf der anderen Seite hat man uns schon immer gesagt, es gibt eine Schulpflicht und Unterrichtspflicht. Wenn nun eine dazu gewanderte, hier aufgewachsene Familie mit Migrationshintergrund oder aktuell befindliche im Duldungsstatus sich verweigern, dieses Gesetz zu achten, welches ihren Kindern zu Gute kommt ( je nach Land ist Bildung dort Mangelware und vor allem für Mädchen), wegen der Religion, der zeigt mir, dass sie sich nicht in integrieren wollen oder aufgrund ihrer eigenen Denkweise nicht können.
Wenn wir mit einem Oberteil schwimmen gegangen sind, was eher einem Top ähnelte kam sofort, raus aus dem Wasser! Bei uns haben sich genug Mädchen geschämt davor, ihre Brüste, die im Wachstum waren zu zeigen, aber darauf wurde auch keine Rücksicht genommen. Es wurde auf vieles bei uns ebenso wenig Rücksicht genommen und wird es auch bis heute nicht, ebenso im Übrigen auch von dem Personal in Badeanstalten!
Ich sehe das irgendwie auch einfach nicht mehr ein, dass gewisse Klientel ständig irgendwo eine Extrawurst bekommen sollen mit der Begründung der Kultur und Religion. Wir leben hier nach den deutschen Regeln und Sitten, Schulpflichten, Arbeitsbekleidungen usw. Je nach Branche, Wohnort, Bundesland bla bla bla. Da hat sich jeder dran zu halten, das ist mir mittlerweile scheiß egal wer!
Kätzchen14 hat geschrieben:Wir leben hier nach den deutschen Regeln und Sitten, Schulpflichten, Arbeitsbekleidungen usw. Je nach Branche, Wohnort, Bundesland bla bla bla. Da hat sich jeder dran zu halten, das ist mir mittlerweile scheiß egal wer!
Na, du scheinst dann ja scheinbar doch nicht nach den deutschen Regeln zu leben. Schon das Grundgesetz schreibt eindeutig, dass in Deutschland Religionsfreiheit herrscht. Wenn du nun aber zum Beispiel Muslimen mehr oder weniger verbietest Teile ihrer Religion auszuleben, dann widerspricht das ganz klar den deutschen Regeln des Grundgesetzes. Zumal du ja mehr oder weniger weiter gehst und implizierst, dass du mit Mädchen mit einem Burkini nicht am Schwimmunterricht teilnehmen lassen willst. Also hebelst du quasi die Schulpflicht dann auch gleich noch aus.
Ich finde eben vieles viel zu engstirnig und bockig was derzeit gemacht wird. Es fehlt einfach an zu vielen Stellen der Pragmatismus. Es ist doch nun einmal so, dass wir Millionen Muslime im Land haben und ein großer Teil von denen auch nicht wieder weggehen wird. Nun kann man natürlich im CSU-Stil das bockige Kind spielen und behaupten wir wären die Wiege des christlichen Abendlandes (haha) oder man versucht sich einfach mal mit den Gegenbenheiten zu arrangieren.
Und wenn jetzt wie in diesem Beispiel die Wahl einfach nur lautet, Unterrichtsteilnahme im Burkini oder gar keine Unterrichtsteilnahme, ist es ja wohl doch wesentlich mehr Integration, die Mädels im gestellten Burkini mitmachen zu lassen als gar nicht. Auf Grund ihrer islamischen Erziehung werden da wohl kaum die Eltern zulassen, dass die Mädels jetzt im Bikini mitmachen werden im Schwimmunterricht.
Man muss halt einfach mal schauen, welche Lösungen denn überhaupt realisierbar sind. Da muss man doch auch einfach mal schauen mit welchen geschaffenen Fakten man sich auseinandersetzen muss.
Bei der ganzen Debatte darf man aber auch nicht vergessen, dass die hier angesprochene Schulleitung auch weiterhin für eine Öffnung zu westlichen Umständen wirbt, aber eben für die Ausnahmen, die sich einfach nicht im Badeanzug zeigen wollen, eine Möglichkeit bietet.
Was hier auch immer wieder missverstanden wird, ist die Frage, was Integration eigentlich ist? Wann hört sie auf, wann fängt sie an? Ist ein Kleidungsstück oder das Tragen oder Nicht-Tragen eines solchen ein Indikator für eine gelungene oder gescheiterte Integration? Und bedeutet Integration eigentlich wirklich und zwangsläufig die Abkehr von den Werten der aus der elterlichen Heimat mitgebrachten Traditionen? Ich glaube, viele von uns verstehen das Konzept immer noch nicht bis ins Letzte.
In letzter Zeit frage ich mich auch, ob mit Integration nicht eher so etwas wie eine möglichst detailgetreue Anpassung oder sogar Überanpassung an dieses Land gefordert wird. Wünschen sich manche nicht eigentlich eher so etwas wie: Wenn ihr mit eurer anderen Haut, Sprache und Traditionen schon hier seid, dann legt wenigstens so weit wie möglich eure Religion ab und sprecht Deutsch, zeigt generell wenig von einer Andersartigkeit und werdet zu möglichst deutschen Kopien? Der Burkini passt natürlich wunderbar in diese Denke hinein.
Verbena hat geschrieben:In letzter Zeit frage ich mich auch, ob mit Integration nicht eher so etwas wie eine möglichst detailgetreue Anpassung oder sogar Überanpassung an dieses Land gefordert wird.
Das ist mir auch schon aufgefallen. Viele (einheimische) Menschen verbinden mit einer erfolgreichen Integration eine Assimilation. Assimilation hat für mich aber nichts mit Integration zu tun. Bei einer Integration kann man gut in der Gesellschaft leben und sich zurecht finden ohne aber seine eigene Identität, die eigene Kultur und die Bräuche dabei aufgeben zu müssen. Leider sieht das nicht jeder so.
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