Geruchsblindheit - kennt ihr das von euch oder anderen?
Wenn ich zu meiner Oma gehe, dann ist in ihrer Wohnung immer ein Geruch, den ich sofort meiner Oma zuordnen kann. Wenn ich zu meinen Eltern gehe, dann empfinde ich auch einen Geruch, den ich sofort meinem Elternhaus zuordne. Ich habe Bekannte, die haben Katzen und die meinen, dass man die Katzen nicht riecht. Aber wenn ich die Tür reinkomme, dann rieche ich schon vor der Etagentür, dass hinter dieser Tür Katzen wohnen.
Wie kann es sein, dass man eine Geruchsblindheit entwickelt und ist das eine Krankheit, die behandelbar ist? Denn irgendwie spielen doch die Geruchsrezeptoren in der Nase dann verrückt. Man muss doch, wenn man in einem Haus wohnt, in dem es nach Katzen riecht, das auch merken, wenn man von der frischen Luft nach drinnen in die Wohnung kommt. Kennt ihr das auch oder kennt ihr das von anderen Leuten, die glauben, dass ihre Wohnung neutral riecht?
Du sprichst von der Wohnung deiner Großeltern und von der deiner Eltern. Wie riecht denn deine eigene Wohnung? Oder glaubst du, dass deine Wohnung neutral riecht, weil du keine Tiere hältst?
Das Ganze liegt einfach daran, dass man sich daran gewöhnt. Ebenso fällt es der Putzfrau vom Berliner Hauptbahnhof bestimmt nicht mehr so schwer wie am ersten Tag, in die Toilettenräume zu gehen. Auch Landwirten, die Felder güllen, tragen keine Gasmasken, obwohl jeder Autofahrer, der nur kurz vorbeifährt, sofort über die üble Landluft redet.
Man gewöhnt sich eben daran. Wie an Schmerzen oder an die Dunkelheit. Wenn man ständig von einem bestimmten Geruch umgeben ist - wie der Geruch der eigenen Wohnung oder der eigenen Katzen - dann nimmt man ihn irgendwann nicht mehr wahr. Muss man ja auch nicht.
Der Geruchssinn ist dazu da, Gefahren aus dem Weg zu gehen oder Essbares zu finden und ähnliches. Sobald das Gehirn weiß, dass von einem bestimmten Geruch keine Gefahr ausgeht und da auch nichts zu holen ist, vernachlässigt es ihn einfach.
Man sagt doch: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". Beim Gehirn und Gerüchen ist es umgekehrt: "Was es nicht heiß macht, braucht es nicht zu wissen."
Das kennt jeder, du auch. Der Geruch wird natürlich mit der Nase aufgenommen, aber eigentlich riecht man mit dem Gehirn, weil dort die Informationen verarbeitet werden. Aus diesem Grund sind übrigens auch Rauchmelder nötig, weil du im Schlaf den Rauchgeruch nicht wahr nehmen würdest, weil dein Gehirn im Schlaf die Informationen, die von der Nase kommen nicht verarbeitet.
Wenn du nun längere Zeit einem Geruch ausgesetzt bist nimmst hört das Gehirn eben irgendwann auf diese Information zu senden. Macht ja auch Sinn, denn du bist ja schon über diesen Geruch informiert. Das geht übrigens relativ schnell, zünde mal eine Duftkerze an und verlasse nach einer Zeit den Raum. Wenn du dann wieder in den Raum kommst wird dir der Geruch viel stärker bewusst sein.
Und wenn man ständig dem gleichen Geruch ausgesetzt ist passiert es wohl auch, dass der Geruch direkt ausgeblendet wird. Passiert zum Beispiel Leuten, die ständig das gleiche Parfüm benutzen. Die riechen das dann irgendwann immer schlechter und benutzen immer mehr Parfüm und riechen für Außenstehende deshalb überparfümiert.
Ich würde die beschriebenen Fälle nicht als Geruchsblindheit bezeichnen. Wenn wenn man blind ist, kann man nicht sehen, da ist der Sehsinn nicht nur eingeschränkt. Und in dem Fall ist der Geruchssinn nur eingeschränkt, würde ich sagen.
Echte Geruchsblindheit gibt es auch. Hier im Forum ist sogar ein Mitglied, das mal geschrieben hat, es könne gar nichts riechen. Egal was. Ich habe auch mal jemanden persönlich kennen gelernt, der nach einem Unfall mit Gehirnverletzung teilweise einige Duftkomponenten nicht mehr wahrnehmen konnte. Auch in allerhöchster Konzentration direkt unter der Nase nicht.
Letztlich sollte die eingeschränkte Wahrnehmung von Gerüchen fast jeder kennen. Typischer Fall wäre für mich die Mutter von einem Kind im Windelalter, das noch das große Geschäft in die Windel macht. Während alle anderen Anwesenden im nahen Umkreis längst wegen dem penetranten Kotgeruch dunkelgrün im Gesicht anlaufen hebt die Mutter das Kind mit dem Po ganz dicht an die Nase um zu schnuppern, ob die Windel noch sauber ist, weil das Kind quengelt.
Natürlich hat jede Wohnung ihren ganz eigenen Geruch, welchen man nach etwas Übung auch sofort zuordnen kann. Den Geruch meiner eigenen Wohnung nehme ich aber nur dann bewusst war, wenn ich mindestens zwei Tage abwesend war. Wenn ich tagsüber unterwegs bin und dann nach Hause komme, rieche ich überhaupt gar nichts. Ich denke, dass das auch normal ist, weil wir Menschen halt eben Gewohnheitstiere sind. Es ist ja auch sinnvoll, wenn sich der Geruchssinn in gewohnter Umgebung quasi abschaltet und der Körper somit entspannen und Kraft sparen kann.
Ich glaube, das was du beschreibst ist gar keine Geruchsblindheit. Natürlich gibt es auch Fälle davon, wo dann die Betroffenen wirklich gar nichts riechen können. Ich halte aber auch sehr viel für Gewohnheit. Es kommt eben darauf an, wie lange man mit den speziellen Gerüchen vertraut ist und mit ihnen konfrontiert wird.
Mit Katzengeruch habe ich kein Problem gehabt, ich rieche Katzen auch sehr schnell. Was aber daran liegt, dass unsere Katze eben Freigänger war und nicht immer im Haus war. Ich bin sicher, wenn sie nicht permanent bei mir gewesen wäre, dann hätte ich das irgendwann auch nicht mehr wahrgenommen.
Ach, ich wohne in der Nähe von mehreren Großstädten und in einer Industriestadt, wo die Luft nicht besonders gut ist. Als mein Partner bei mir zu Besuch war meinte er, dass die Luft nicht wirklich klar ist, also irgendeinen Geruch nimmt man immer wahr. Ob das nun Autoabgase sind oder Geruch von der nächsten Pizzeria, das spielt keine große Rolle, irgendwas ist immer dabei. Ich konnte mir darunter nicht wirklich viel vorstellen, aber habe mir darüber Gedanken gemacht.
Anschließend war ich im Ausland bei ihm zu Besuch und ich war von der frischen Luft absolut begeistert gewesen, so wie man sich Skandinavien anscheinend vorstellt. Das finde ich sehr schön. Als ich nach Hause gekommen bin, habe ich den Unterschied mit der frischen Luft bemerkt, wobei ich nun auch wieder seit einiger Zeit Zuhause bin und keinen Unterschied feststelle. Ob das nun mittlerweile wieder eine Geruchsblindheit ist, das kann ich nicht sagen, aber ich kenne das schon von mir.
Das ist doch normal oder nicht? Man wird eben automatisch irgendwann "betriebsblind", wenn es um Informationen geht, mit denen man theoretisch ständig konfrontiert wird und wo eben keine Veränderung eintritt. Das kann genauso gut auf Geräusche bezogen sein, aber auch Gewohnheiten, Gerüche oder eben Veränderungen egal welcher Art. Ich kenne zum Beispiel die Essgewohnheiten meines Partners sehr gut und registriere sie gar nicht mehr nach all den Jahren. Aber wenn er dann ausnahmsweise was anders macht als sonst, registriert mein Gehirn das sofort, weil es eben von der üblichen Routine abweicht.
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