Gerichte aus Kindertagen erst als Erwachsener mögen?
Als ich noch klein war, gab es ab und an ein Gericht, das ich so gar nicht mochte. Ich wollte es nie essen, aber da ich in einer Großfamilie aufgewachsen bin, war von vorne herein klar, dass nicht immer nur meine Wünsche berücksichtigt werden konnten und Geschmäcker sind nun mal verschieden. Also musste ich mich eben anpassen, wenn ich nicht hungrig bleiben wollte. Umgekehrt ist es aber auch schon vorgekommen, dass es mein Leibgericht zum Essen gab, was nicht alle meine Geschwister wirklich gemocht haben.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass das auch so bleiben würde und ich hatte meinen Eltern immer gesagt, dass ich diese Gerichte, die ich als Kind so gar nicht mochte, als Erwachsene bestimmt nicht zubereiten wollen würde, eben weil sie mir nicht schmeckten und ich damit nichts anfangen konnte. Lustigerweise habe ich mich gestern dabei ertappt, wie ich ein solches Gericht plötzlich doch kochen und nächste Woche meinem Freund vorsetzen wollte, der dieses Gericht aus seiner Familie überhaupt nicht kennt.
Hattet ihr es auch schon, dass ihr Gerichte aus Kindertagen erst als Erwachsener so wirklich gemocht habt? Um was handelte es sich dabei und wie oft kocht ihr es mittlerweile?
Mir ist es in letzter Zeit primär durch das tägliche Essen in der Kantine auf meiner Arbeit tatsächlich häufiger passiert, dass ich festgestellt habe, wie sich mein Geschmack vom Kindes- zum Erwachsenenalter hin in Bezug auf einzelne Lebensmittel und ganze Gerichte verändert hat. Meine Arbeitsstelle bietet vorwiegend gutbürgerliche Gerichte an, darunter beispielsweise auch Königsberger Klopse mit Rote-Bete-Salat oder Fleisch mit Leipziger Allerlei als Beilage.
Rote Bete, Erbsen oder Schwarzwurzeln waren in meiner Kindheit überhaupt nicht mein Ding und ich habe sie meistens aussortiert, wenn sie irgendwo als Beilage aufgetaucht sind - aber mittlerweile schmecken mir alle drei Gemüsesorten so gut, dass ich sie auch privat gerne in der Küche verwende.
Ähnlich verhält es sich mit Fleisch und Fisch in seiner natürlichen Form. Früher mochte ich beispielsweise wegen der Sehnen kein pures Steak und wegen der Gräten auch eher nur wenig Fisch am Stück. Wenn meine Mutter entsprechende Gerichte zubereitet hat, dann gab es für mich meistens stattdessen eine Bratwurst, Fischstäbchen oder panierte Hähnchenschnitzel.
Heutzutage ist es genau andersherum: je weniger das Fleisch bearbeitet und zur Unkenntlichkeit zerhackstückt ist, desto mehr freue ich mich darüber. Ich glaube aber, dass es zumindest in dieser Sache vielen Menschen ähnlich geht, da man als Kind einfach stärkere Ekelgefühle vor gewissen Nahrungsmitteln entwickelt und im Alter oft die Berührungsängste damit verliert. Außerdem rückt die Qualität des Fleisches als wichtiger Aspekt auch viel mehr in den Vordergrund, wenn man älter wird und sich über die Hintergründe Gedanken zu machen beginnt.
In der Form gibt es das bei mir nicht. Bei uns Zuhause wurde gegessen was auf den Tisch kommt und es wurde auch keine Extrawurst gebraten, wenn es jemanden nicht zugesagt hat. So hat man zwangsläufig davon gegessen, auch wenn es nicht der wirkliche Hit war. Hat man das ganze aussortieren wollen oder gar gemeckert, dann gab es direkt ein paar Schläge. Von daher hat sich die Frage gar nicht gestellt, ob ich etwas aussortiere oder es mir heraushängen lassen muss, dass mir dieses Gericht gar nicht zusagt.
Heute verhält es sich ebenfalls noch genauso. Wenn es hier in der Kantine Grünkohl mit Mettwurst gibt, dann esse ich es im äußersten Notfall zwar, aber wenn ich noch die Wahl zu etwas anderen habe, dann nehme ich lieber die andere Speise anstatt den Grünkohl. Genauso ist es mit Braten und anderen Dingen die ich nicht so wirklich gerne mag, aber im Zweifel wird auch das ohne zu Meckern gegessen, wenn nichts anderes da ist.
Ich kann nur sagen, dass ich als Kind Spinat mit Kartoffeln, Rührei und Fleischkäse am liebsten gegessen habe. Das ist auch ein Gericht, welches mich immer noch jede Woche begleitet und ich mir mindestens einmal die Woche selbst Zuhause zubereite. Auch mein Sohn mag das ganze sehr gerne und wünscht sich das doch häufiger einmal am Wochenende zum essen.
Ich habe als Kind Spinat gehasst. Meine Mutter hat den natürlich trotzdem ab und zu gemacht und ich musste ihn auch essen, aber gerne habe ich dies nie gemacht. Mittlerweile finde ich Spinat eigentlich ganz lecker und kann gar nicht mehr verstehen, warum ich den als Kind nicht mochte. Wobei man Zutaten, die man nicht mag nach ein paar Jahren generell nochmal probieren sollte meiner Meinung nach, immerhin kann sich der Geschmack immer mal ändern.
Als Kind konnte ich gekochte Eier nicht ausstehen, ich habe mich vor dem Geschmack, Geruch und vor der Konsistenz geekelt. Ich hätte als Kind nie geglaubt, dass ich hartgekochte Eier essen und auch mögen könnte. Weichgekochte Eier oder Frühstückseier gehen bei mir aber immer noch nicht, da empfinde ich zu viel Ekelgefühl.
Ich mochte Sauerkraut als Kind gar nicht. Wenn meine Eltern Schupfnudeln mit Sauerkraut oder ein anderes Gericht mit Sauerkraut gegessen haben, habe ich das als Kind nie mitgegessen. Ich bin zwar nun noch immer nicht der größte Fan von Sauerkraut, allerdings habe ich doch hin und wieder mal Lust auf Schupfnudeln mit Sauerkraut. Das kommt relativ selten vor, dass ich da mal Appetit drauf habe, allerdings ist es doch manchmal der Fall. Das wäre als Kind nicht vorstellbar gewesen für mich.
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