Genauso unfair, wenn Frauen mehr verdienen als Männer?
Es gibt ja immer wieder Diskussionen, dass Männer nach wie vor bei den gleichen Tätigkeiten mehr verdienen als Frauen. Auch bei dem letzten Wahlkampf hat dies eine große Rolle gespielt. Andere Länder wie beispielsweise in Skandinavien haben sich dem Thema schon angenommen und Änderungen vorgenommen.
Dabei ist bei mir die Frage entstanden, ob es nicht genauso unfair ist, wenn Frauen mehr verdienen würden als Männer. Ich kann mir vorstellen, dass dann noch eine wesentlich größere Debatte losbrechen würde, als jetzt, wo Männer noch mehr verdienen als die Frauen. Könnte man aber nicht sich sagen, dass es zum Ausgleich fair wäre, wenn die Frauen auch eine zeitlang mehr verdienen würden? Ich kann mir sich gut vorstellen, dass dadurch auch viele private Streitigkeiten entstehen würden.
Was glaubt ihr, wäre es genauso unfair wenn Frauen mehr verdienen als Männer? Was für Debatten würden bei diesem Thema entstehen? Was wäre mit einer zeitlichen Begrenzung, um den Vorteil der Männer wieder ausgleichen zu können?
Diskriminieren oder selbst diskriminiert werden ist ja kein Vorrecht irgendeiner Gruppe. Entweder ich setze mich gegen Diskriminierung ein oder eben nicht aber Diskriminierung als Ausgleich zu nutzen ist das gleiche wie sich für Diskriminierung einzusetzen, zu fördern und zu fordern. Wenn ich wirklich einen stabilen Konsens erreichen möchte, dann muss ich darauf hinarbeiten einen Gleichstand im hier und jetzt zwischen allen Beteiligten zu erreichen. Wer ein Negativbeispiel für gesetzliche Diskriminierung sehen will, der schaue sich einmal § 3 in der Gleichstellungswahlverordnung (GleibWV) an. Gleichstellung im Namen und doch Diskriminierend für eine Seite, so wird das mit der Gleichstellung nichts!
Natürlich. Diskriminierung ist von der Definition her immer unfair, und ich finde sowieso, dass es gerade auf dem Arbeitsmarkt alles andere als fair zugeht. Der Unterschied im Verdienst auf Basis des Geschlechts ist dabei nur ein Aspekt unter vielen. So viele Berufe, die wichtig für ein gutes Zusammenleben sind, werden derart krass unterbezahlt, dass sich kaum noch jemand findet, der diese Jobs machen kann. Von "wollen" ist hier schon keine Rede mehr, da die meisten Menschen doch ganz gerne Miete zahlen und sich etwas zu Essen kaufen möchten.
Und mich wundert auch immer wieder, wie es die Männer selbst in fast reinen Frauenberufen in die Position von Vorgesetzten schaffen und dadurch legitimerweise mehr verdienen als die einfachen Mitarbeiterinnen. In meinen Augen müsste man sich diese Entwicklung mal genauer anschauen. Das ist mir nämlich schon öfter aufgefallen: Dass der Marktleiter mehr verdient als die Kassenkraft, ist in meinen Augen nämlich nicht zwangsläufig ein Zeichen von Diskriminierung, aber dass die Kassenkraft erheblich öfter weiblich ist als der Chef, da könnte man schon ansetzen.
Dennoch kann ich wohl kaum die Diskriminierung von Männern befürworten und mich gleichzeitig darüber echauffieren, dass mein eigenes Geschlecht manchmal grundlos schlechter wegkommt. Ob es dabei jedoch zu Debatten, Diskussionen oder "privaten Streitigkeiten" kommt, ist mir jedoch relativ egal. Ich würde sogar sagen, dass es der Sache helfen würde, wenn die gesellschaftliche Diskussion über die generelle Gleichberechtigung der Geschlechter mal wieder ordentlich angefacht wird und ein paar harsche Wahrheiten auf den Tisch kommen. Und ein Mann, der mit mir "privat streiten" würde, weil ich mehr verdiene als er, braucht seine Beine sowieso nicht unter meinen Küchentisch zu strecken.
Für mich spielt es keine Rolle, welches Geschlecht jemand hat. Ich finde, dass man je nach Qualifikation und nach Leistung immer gleich bezahlt werden sollte, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Religion oder was auch immer. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich beschämend, dass sich das im modernen 21. Jahrhundert immer noch nicht durchgesetzt hat und das immer noch nicht selbstverständlich ist. Bei uns im Unternehmen wird man nach Tarifvertrag bezahlt und da gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, was ich auch gut finde.
Dass gleiche Arbeit gleich bezahlt werden muss und, dass es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern und sonstigen willkürlich gewählten Merkmalen geben sollte, sollte klar sein. Aber die Zahlen kommen ja nicht dadurch zustande, dass Frau Müller und Herr Meier im selben Unternehmen die gleichen Aufgaben haben, aber unterschiedlich bezahlt werden.
Die Zahlen kommen zustande, weil Frau Müller vielleicht nur 30 Stunden arbeitet, oder noch nicht so lange zum Unternehmen gehört, weil sie wegen der Kinder eine längere Auszeit hatte oder, dass Herr Meier befördert wurde, weil Männer in Führungspositionen immer noch bevorzugt werden.
Es dürfte deshalb schwer sein eine Situation herzustellen, in der Frauen mehr als Männer verdienen. Man müsste es ja erst mal hinbekommen Frauen auf das gleiche Niveau zu bekommen. Indem man zum Beispiel Frauen in Führungspositionen fördert oder für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Karriere sorgt.
Ich denke auch nicht, dass man irgendwann eine Situation erreichen würde, in der Frauen auf unfaire Weise zu sehr gefördert werden. Es gibt ja inzwischen auch genug Männer, die gerne mehr Zeit mit der Familie verbringen würden und die würden dann ja auch von Programmen, die die Vereinbarkeit mit dem Beruf fördern, profitieren.
Täubchen hat geschrieben: Bei uns im Unternehmen wird man nach Tarifvertrag bezahlt und da gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, was ich auch gut finde.
Du glaubst doch selber nicht, das bei einem Tarifvertrag alle wirklich gleich behandelt werden und deshalb die Gehälter nicht unterschiedlich sind. Wenn der Vorgesetzte Herrn B in die höhere Gehaltsstufe (nicht Altersstufe oder Zugehörigkeitsstufe) eingruppieren will, als Frau A, obwohl beide den gleichen Job machen, dann bekommt er das auch mit einer Betriebsratsanhörung hin, dann wird eben argumentiert, das Herr A ja noch Zusatzaufgabe X macht und dann geht das in der Regel auch durch, auch wenn Herr A diese Zusatzaufgabe gar nicht macht.
Wenn eine Tarifbindung ein Garant dafür wäre, das es weniger Unterschiede gäbe, dann wäre die Diskussion in Deutschland nicht so ausgeprägt, weil immer noch sehr viele Unternehmen nach Tarif zahlen.
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