Geldprämien statt Freizeitausgleich um Personal zu sparen?
A ist in einem Unternehmen beschäftigt, welches mit dem Personal mehr als nur knapp kalkuliert. Kaum meldete sich ein Mitarbeiter krank, brach direkt Panik aus da alle andere ebenfalls bereits verplant waren oder sich in Freizeit/Urlaub befanden und mehr als die geforderten Wochenstunden bereits erfüllten.
Aus diesem Grund wurde ein SMS-Alarm eingeführt, welcher für die Übernahme eines weiteren Dienstes in der Freizeit mit einem Tankgutschein bis 50 Euro oder wahlweise 50 Euro Brutto vergütet worden ist. Die Stunden für den Mehrdienst konnten als Überstunden aufgeschrieben werden und im Rahmen des Freizeitausgleichs eingereicht werden. Zusätzlich wurden noch die Fahrtkosten auf Antrag extra gewährt. Daraufhin war die Resonanz nicht sonderlich gut, es fand sich kaum jemand der dazu bereit war. Umgerechnet auf die Stunden ergab das einen Lohn pro Stunde weit unter dem Mindestgehalt und dem eigentlichen Verdienst.
Nun ist das Personal noch knapper geworden, da auch einige Mitarbeiter gekündigt haben wegen anderen Dingen die in dem Unternehmen komplett falsch gelaufen sind. Neue Bewerber lassen auf sich warten und nun kam die Chefetage zu dem Entschluss, bei der Übernahme eines zusätzlichen Dienstes 250 Euro Brutto zu gewähren, dafür können die geleisteten Stunden jedoch nicht mehr als Überstunden aufgeschrieben werden sondern sind damit pauschal abgegolten. Ebenfalls können Fahrtkosten nicht mehr geltend gemacht werden.
A ist nun der Meinung, dass sie auf diese Weise weiterhin Personal sparen wollen und mehr Mitarbeiter bereit sind auf ihre Freizeit zu verzichten für das angebotene Geld. Denn das was angeboten wird ist aus finanzieller Sicht mehr als lukrativ, da es so pro Stunde mehr als den doppelten Lohn gibt als wenn man regulär seiner Arbeit nachgeht auch wenn die Stunden nicht mehr aufgeschrieben werden können und auch das Fahrtgeld nicht mehr gezahlt wird.
Für eine kurzfristige Maßnahme bei Personalnotstand lasse ich mir so etwas noch einsehen, aber als langfristige Lösung sehe ich es nicht. Denn jeder Mitarbeiter braucht auch einmal Zeit für sich und seine Familie um abzuschalten von der Arbeit. Damit provoziert man es in meinen Augen nur noch mehr, dass finanziell schlechter gestellte mit Kindern, bei denen das Geld gerade so reicht mit vielen Abstrichen, nun nur noch auf Arbeit rennen und den Rest komplett vernachlässigen. Gesundheitlich förderlich ist das ganze mit Sicherheit auch nicht wenn jemand 7 Tage die Woche schwere körperliche Arbeit ableistet nur damit am Ende noch ein paar Euros übrig bleiben.
Würdet ihr das auf lange Sicht mitmachen oder würdet ihr lieber eure eigene Freizeit weiter genießen und diese Zusatzdienste auch nicht annehmen, selbst wenn diese nun finanziell besser gestellt sind? Oder würdet ihr einen Mittelweg wählen und vielleicht 1-2 Zusatzdienste machen um mehr Geld in der Tasche zu haben? Habt ihr das bei euch auch schon im Unternehmen erlebt, dass man mit solchen Maßnahmen gegen den Personalnotstand vorgeht und konnte man damit langfristig Stellen einsparen?
Aus diesem Grund wurde ein SMS-Alarm eingeführt, welcher für die Übernahme eines weiteren Dienstes in der Freizeit mit einem Tankgutschein bis 50 Euro oder wahlweise 50 Euro Brutto vergütet worden ist. Die Stunden für den Mehrdienst konnten als Überstunden aufgeschrieben werden und im Rahmen des Freizeitausgleichs eingereicht werden. Zusätzlich wurden noch die Fahrtkosten auf Antrag extra gewährt. Daraufhin war die Resonanz nicht sonderlich gut, es fand sich kaum jemand der dazu bereit war. Umgerechnet auf die Stunden ergab das einen Lohn pro Stunde weit unter dem Mindestgehalt und dem eigentlichen Verdienst.
Da kann ich jetzt nicht ganz folgen. Wenn es Freizeitausgleich gibt, dann entspricht die Entlohnung für den Zusatzdienst exakt dem normalen Verdienst. Die 50 Euro und die Fahrtkosten gibt es zusätzlich als Bonus. Für mich klingt das nach einem guten Geschäft. Natürlich immer vorausgesetzt, dass man den Freizeitausgleich tatsächlich nutzen kann.
Oder würdet ihr einen Mittelweg wählen und vielleicht 1-2 Zusatzdienste machen um mehr Geld in der Tasche zu haben?
Ich würde das vermutlich so machen, wobei das sehr von der konkreten Situation abhängen würde.
Habt ihr das bei euch auch schon im Unternehmen erlebt, dass man mit solchen Maßnahmen gegen den Personalnotstand vorgeht und konnte man damit langfristig Stellen einsparen?
Ja, das habe ich schon oft selbst erlebt oder bei Bekannten mitbekommen. Das gibt es zum Beispiel sehr oft, wenn der Tarifvertrag eine Wochenarbeitszeit von weniger als 40 Stunden vorgibt. Da ist es üblich, dass bestimmte Mitarbeiter generell Überstunden leisten (manchmal bezahlt, manchmal aber auch nicht) oder gleich außertarifliche 40-Stunden-Verträge bekommen. Es gibt auch Unternehmen, bei denen die offizielle Wochenarbeitszeit 42 oder gar 44 Stunden ist. Das heißt natürlich nicht, dass die Leute nicht trotzdem noch mehr arbeiten.
Weasel_ hat geschrieben:Da kann ich jetzt nicht ganz folgen. Wenn es Freizeitausgleich gibt, dann entspricht die Entlohnung für den Zusatzdienst exakt dem normalen Verdienst. Die 50 Euro und die Fahrtkosten gibt es zusätzlich als Bonus. Für mich klingt das nach einem guten Geschäft. Natürlich immer vorausgesetzt, dass man den Freizeitausgleich tatsächlich nutzen kann.
Es sieht dort so aus, dass quasi alle Mitarbeiter 200-800 Überstunden vor sich herschieben und niemand überhaupt etwas genehmigt bekommt in diese Richtung, da einfach Personal an jeder Ecke fehlt. Selbst Urlaub ist ein schwieriges Thema, mehr als eine Woche am Stück wird nicht gewährt. Somit ist der Tankgutschein in Höhe von 50 Euro oder die 50 Euro zzgl. das Fahrtgeld das tatsächliche Entgelt, Rest kann man nicht nutzen als Freizeit da ohnehin schon das Personal fehlt. Zum Auszahlen gibt es eine Sperre, es wird momentan nur ausgezahlt wenn jemand das Unternehmen verlässt.
Die Maßnahme wurde ergriffen, da neben der 48 Stunden Woche jeder Mitarbeiter schon hin und wieder weitere Dienste zusätzlich bekommt ohne das man es sich aussuchen kann. Gewährt werden dabei nur die Stunden. Aus diesem Grund meldet sich auch niemand mehr auf den SMS Alarm wenn ein Dienst zu besetzen ist, da die Entlohnung einfach lächerlich ist und die Stunden nicht genutzt werden können.
Daher wohl nun diese Entscheidung das ganze lukrativer zu machen damit sich jemand meldet, aber eine langfristige Lösung sehe ich darin nicht, denn die bestehenden Überstunden bleiben weiterhin erhalten. Je mehr Personal abwandert oder erkrankt, desto mehr wird ausgezahlt und irgendwann müsste auch der Punkt kommen an dem es sich finanziell gar nicht mehr lohnt 250 Euro pro Dienst auszusetzen anstatt die Überstunden auszuzahlen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass bei dieser neuen Regelung mehr Mitarbeiter zuschlagen werden, wenn die Überstunden wenigstens vernünftig bezahlt werden. Aber auf die Dauer sollte so etwas sicher keine Lösung sein, sondern nur kurzfristig, bis sich eben neue Mitarbeiter in dem Betrieb vorstellen und diese vernünftig eingearbeitet sind. Wenn natürlich gar nicht nach neuen Mitarbeitern gesucht wurde, dann muss ich sagen, dass ich das nicht als praktikable Lösung ansehe.
Ich würde dann vielleicht auch einige wenige zusätzliche Schichten übernehmen, weil es vermutlich auch nicht gerade einen guten Eindruck macht, wenn man sich dem verweigert. Aber ich muss sagen, dass für mich meine Freizeit auch nicht gerade unwichtig ist und dass ich diesen Ausgleich neben meiner Arbeit auch dringend brauche. Darum würde ich sicher nicht komplett auf Freizeit verzichten, auch wenn die Arbeit gut bezahlt wird.
Sorae hat geschrieben:Es sieht dort so aus, dass quasi alle Mitarbeiter 200-800 Überstunden vor sich herschieben und niemand überhaupt etwas genehmigt bekommt in diese Richtung, da einfach Personal an jeder Ecke fehlt. Selbst Urlaub ist ein schwieriges Thema, mehr als eine Woche am Stück wird nicht gewährt. Somit ist der Tankgutschein in Höhe von 50 Euro oder die 50 Euro zzgl. das Fahrtgeld das tatsächliche Entgelt, Rest kann man nicht nutzen als Freizeit da ohnehin schon das Personal fehlt. Zum Auszahlen gibt es eine Sperre, es wird momentan nur ausgezahlt wenn jemand das Unternehmen verlässt.
Wenn das so aussieht, dann würde ich noch ein paar Dienst extra übernehmen um das Überstundenkonto aufzublähen und dann meine Kündigung einreichen. Hier wird ja schließlich an allen Ecken und Enden gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen. Im Durchschnitt sind pro Woche maximal 48 Stunden Arbeitszeit erlaubt, sofern keine Opt-Out-Regelung unterschrieben wurde. Und selbst diese Regelung ist rein freiwillig und darf bei Nichtunterzeichnen zu keinen Nachteilen führen.
Als nächstes verstößt man mit der Urlaubsregelung gegen geltende Gesetze. Mindestens 2 Wochen am Stück sind da zu gewähren, da kommt der Arbeitgeber gar nicht drum herum. Auch das hier massiv Überstunden nicht bezahlt werden, würde ich mir nicht gefallen lassen. Da scheint ja umgerechnet jeder Arbeitnehmer mindestens einen vollen Monat zu haben, den er zu Hause bleiben könnte oder zusätzlich bezahlt kriegen müsste.
Ich selber arbeite auch mehr als viele andere. Aber zum einen habe ich eine Opt-Out-Regelung unterschrieben, sodass ich theoretisch 60 Stunden pro Woche arbeiten darf und dies somit freiwillig mache und zum anderen kriege ich auch jede Stunde bezahlt oder ausgeglichen. Daher mache ich auch immer ein bis zwei Dienste als der Rest meiner Kollegen, die alle ebenfalls schon Überstunden schieben. Aber wie gesagt, wir kriegen halt auch alles bezahlt.
Wenn es da mal hapern sollte, würde ich sofort meine Opt-Out-Regelung kündigen und Dienst nach Vorschrift machen. Wenn das bei meinem Arbeitgeber auf Unmut stoßen würde und ich würde das zu spüren bekommen, dann würde sofort meine Kündigung ins Haus flattern.
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