Geld verleihen, wenn man selbst nicht über die Runden kommt?

vom 16.11.2016, 09:55 Uhr

Eine Bekannter ist Frührentner und hat nur eine kleine Wohnung. Er geht auch mehrmals die Woche zur Tafel zum Essen. Dort bekommt er Mittagstisch für 1 Euro. Er lebt alleine und braucht daher auch nicht so viel.

Nun ist es so, dass er einen Sohn hat, der wohl öfter mal kommt und dann Geld braucht. Er hat wohl zwei Kinder und hat auch einen Job. Allerdings scheint er mit seinem Geld nicht gut umgehen zu können. Mein Bekannter ist dann auch immer so, dass er seinem Jungen Geld gibt. Er meint, dass es ja schließlich sein Sohn wäre und er ihn ja nicht hängen lassen könnte.

Nun war es aber auch schon so, dass der Bekannte dadurch wirklich in Schwierigkeiten kam. Er könnte seine Miete nicht mehr zahlen, da er seinem Sohn wieder mal etwas Geld geliehen hatte. Nur bekommt er dieses Geld wohl nur mal sporadisch zurück, wenn überhaupt. So kam es dann, dass mein Bekannter sich bei seinem Bruder Geld leihen musste, damit er die Mieter bezahlen konnte. Sein Sohn scheint da auch kein schlechtes Gewissen zu haben, denn er kennt die Situation seines Vaters.

Könnt ihr verstehen, dass jemand Geld verleiht, der eigentlich selbst nichts hat? Ist es so, dass man dem eigenen Kind sogar das letzte Hemd geben würde? Ist das für euch verständlich, dass man sich dann selbst Geld irgendwo leihen muss, um über die Runden zu kommen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kann so etwas gar nicht nachvollziehen, auch wenn es sich um das eigene Kind handelt. Man muss selbst sehen auch wo man bleibt und wenn nichts vorhanden ist, dann kann man auch nichts geben. Zudem der Sohn mit seinen eigenen zwei Kindern sich selbst darum kümmern müsste über die Runden zu kommen. Hilfe wenn das Geld nicht reicht, gibt es überall. Man kann entsprechende Anträge stellen wie z.B. Familienzuschlag, aufstockendes Gehalt oder auch einen weiteren Job annehmen.

Für mich kommt es jedenfalls nicht in Frage, dass ich bei meinen Eltern angekrochen komme und dauerhaft um Geld bitte weil es bei mir nicht reicht. Solche Phasen hatte ich auch in meinem Leben, aber wenn man sich damit auseinandersetzt und damit befasst, dann kann man daran auch etwas ändern. Ich habe mir oftmals einen weiteren Job gesucht, die Ausgaben noch weiter reduziert oder auch mal einen Antrag auf staatliche Hilfe gestellt. Das alles ist besser, als dauerhaft zu meinen auch als erwachsener von seinen Eltern finanziert zu werden. Was macht denn der Sohn, wenn der Vater eines Tages stirbt? Wen will er dann anpumpen weil es bei ihm nicht reicht?

Gleiches werde ich auch bei meinem Sohn nicht machen. Selbst wenn das Geld vorhanden wäre, müsste er sich zuerst selbst darum kümmern seine finanziellen Missstände wieder zu richten. Erst wenn dabei alles ausgeschöpft ist, würde ich ihm finanziell auch unter die Arme greifen. Jedoch auch nur soweit, dass ich auch noch selbst meinen Lebensunterhalt bestreiten könnte. Schulden machen für das eigene Kind oder die eigene Miete nicht zahlen nur damit das Kind Geld in die Hand gedrückt bekommt, dafür fehlt mir jedes Verständnis. Selbst beim eigenen Kind, denn das muss auch einmal lernen selbstständig zurecht zu kommen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Als erstes kann ich den Sohn gar nicht verstehen, wie charakterlos dieser ist. Er weiß, dass sein Papa gar nicht viel Geld hat, aber geht trotzdem da hin und leiht sich etwas. Mit dem Wissen, dass er es bekommt, weil er der Sohn ist und Papa sonst ein schlechtes Gewissen hätte. Während Sohn zu Hause einen Job hat und womöglich nur schlecht haus wirtschaftet. Selber Schuld.

Ich kann aber auch den Papa nicht verstehen, wieso er es ständig tut. Sohn hin oder Sohn her. Kam er vielleicht mal auf die Idee, dass es dem Sohn egal ist, ob er über die Runden kommt, weil Papa hilft ja sowieso aus? Wäre ja auch ein durchaus plausibler Gedankengang, den man mal näher betrachten muss. Derweil darf angemerkt werden, dass auch viele Söhne oder Kinder im Allgemeinen genau so denken, weil Mama und Papa ja immer helfen, egal wie schlecht es ihnen geht.

Wenn der Papa dadurch schon in Schwierigkeiten war, finde ich das beim besten Willen nicht Okay von dem Sohn. Das muss man ihm auch als Freundin des Papas oder Bekannte vielleicht mal sagen, wenn Papa es sich nicht traut oder der Meinung ist, dass er ihm etwas schuldig ist. Das finde ich unmöglich, dass der Sohn diese Situation schamlos ausnutzt. Er sollte sich schämen und wenn ich dem seine Perle wäre, Hilfe das wäre nicht gut.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wir kennen die Beteiligten nicht. Es kann doch auch sein, dass der Vater dem Sohn gar nicht erzählt hat, welche finanziellen Schwierigkeiten er hat. Seien wir mal ehrlich, welche Eltern reden mit ihren Kindern offen über Finanzen? Also meine Eltern lassen das Thema immer aus und sind der Ansicht, dass es nur die beiden etwas angeht und niemanden sonst. Dementsprechend wurden finanzielle Sorgen oder Nöte nie vor den Kindern erwähnt, egal wie schlecht es in dem Moment aussah. Die beiden sind aber auch immer ohne Hilfe zurecht gekommen, daher finde ich es nicht fair, dem Sohn hier sonstwas zu unterstellen, wenn man doch gar nicht weiß, ob er von den Finanzen des Vaters und den Geldproblemen eben wusste oder nicht. In meinem Umfeld ist es nicht normal, dass man seinen Kindern alle finanziellen Probleme mitteilt, man geht mit so etwas nicht hausieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Wir kennen die Beteiligten nicht. Es kann doch auch sein, dass der Vater dem Sohn gar nicht erzählt hat, welche finanziellen Schwierigkeiten er hat. Seien wir mal ehrlich, welche Eltern reden mit ihren Kindern offen über Finanzen?

Ganz ehrlich? Dann geht man mit verschlossenen Augen durch die Welt. Man kann vieles in den Wohnungen der Leute ablesen ob sie vermögend sind oder nicht. Das fängt schon bei der Einrichtung an, ist diese spärlich, kaputt und alt dann kann man schon darauf schließen, dass nicht viel finanzielle Mittel dafür zur Verfügung stehen. Auch wenn man es nicht austauscht, eine Reparatur kostet ebenfalls Geld.

Auch was ansonsten geboten wird, Kleidung, Essen usw. daran kann man so vieles ablesen, genauso an den Stapeln Papieren die liegen von der Post. Zahlt man die Miete nicht, dann gibt es auch entsprechende Schreiben und dazu muss ich nicht einmal wühlen gehen, vielen Leuten steht das bereits ins Gesicht geschrieben.

Selbst bei mir komplett Fremden Menschen kann ich sehen wie deren Lage ist und habe ich auch oft, wenn ich als Rettungsassistent in deren Wohnungen gegangen bin und sie betreten habe. Da gab es genug Anzeichen die auf eine Armut und nicht genug Geld schließen haben lassen, wenn damit nicht mit der Sprache heraus gerückt worden ist und es wurde oft davon erzählt wenn man mal gefragt hatte. Sogar mir, als wildfremder Person hat man das anvertraut was man auf dem Bankkonto hat und warum der Gerichtsvollzieher kommt. Ich stand in diesen Wohnungen zwischen 5-60 Minuten um dir das genau sagen zu können. Warum sollte ein Sohn dazu nicht in der Lage sein das ebenfalls zu erkennen?

Meine Eltern habe auch nie über Geld gesprochen, aber dennoch wusste ich um den Status Bescheid. Als Kind bin ich in den Unterlagen wühlen gegangen weil es mich Interessiert hat, später wurde mir das manchmal aufs Brot geschmiert weil ich in den Augen meiner Familie eine "Brotlose Kunst" beruflich ausführe und keine zig Millionen auf dem Konto habe. Man sieht es aber auch nach außen, dass dort reichlich Geld vorhanden ist, genauso wie man es anderweitig erkennt wenn es nicht so dicke vorhanden ist und noch nicht einmal für das notwendige reicht.

Selbst bei meiner Großmutter, eine stolze Frau die im Monat mit 135 Euro Rente auskommen musste, hat man das angesehen obwohl sie sehr darauf beruht war den Schein zu erhalten. Um sie nicht zu kränken habe ich ihre Geldgeschenke angenommen, aber davon habe ich nicht meinen Lebensunterhalt bestritten oder etwas für mich gekauft, sondern bin einkaufen gegangen und habe ihren Kühlschrank befüllt. Somit hatte sie das gute Gefühl mir etwas geben zu können, aber ich habe es nie für mich verwendet sondern eigentlich nur den Botengang übernommen und damit kein finanzielles Ausnutzen. Das habe ich schon als Kind gesehen, wenn es jemanden finanziell nicht gut geht, man muss einfach nur mal die Augen aufmachen.

Zudem man auch schon ganz blöd sein muss, da man auch die Renten berechnen kann und dann einfach nur weiter überlegen muss, bleibt Vati noch etwas übrig wenn er seine Miete bezahlt hat, seinen Strom und etwas im Kühlschrank zu essen hat? Kann ich das dann nehmen wenn es eh schon nicht reicht und man das sieht? Da muss man meiner Meinung nach schon sehr die Augen verschlossen halten wenn man die Eltern besucht und sie auch nicht ansehen damit man davon rein gar nichts mitbekommt. Selbst wenn der Anschein gewahrt werden möchte, findet man immer Anhaltspunkte wenn man seine Augen aufmacht und sich mal umsieht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann hier beide Seiten nicht richtig verstehen, wenn ich ehrlich bin. Wenn der Sohn doch um die Situation seines Vaters weiß, dann finde ich es schon sehr egoistisch, ihn trotzdem um Geld zu bitten. Es muss ihm dann doch klar sein, dass der Vater vielleicht nur schwer über die Runden kommt, wenn er seinem Sohn mal wieder Geld geliehen hat, das er nicht so bald oder vielleicht auch gar nicht zurück bekommt.

Natürlich kann ich den Zwiespalt des Vaters schon verstehen, dass es ja sein Sohn ist, dem er helfen möchte, aber das kann doch auch nicht darin gipfeln, dass er selber dann seine Miete nicht mehr bezahlen kann. In so einem Fall würde ich auch bei der eigenen Familie einen Riegel vorschieben und nichts mehr verleihen. Wenn man sich dann selber wieder Geld leihen muss, dann ist das doch ein Teufelskreis, den man dadurch verhindern kann, indem man eben selber nichts mehr verleiht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Man erzieht das eigene Kind doch und dieses sollte dann durchaus auch einen Umgang mit Geld lernen. Ich kann nicht verstehen, dass manche Menschen immer wieder bei anderen Menschen Geld leihen wollen, weil sie einfach nicht mit Geld klarkommen. Ich würde meinem Kind sicherlich helfen, wenn es gut mit Geld umgehen kann und dann etwas kaputtgegangen ist und das Geld reicht nicht ganz, aber wenn mein Kind immer wieder ankommt hat es Pech gehabt.

Man kann das doch nicht wirklich auf Dauer so mitmachen. Natürlich liebt man sein Kind, aber liebt man es nicht sogar ein bisschen mehr, wenn man ihm vermittelt, wie das mit dem Geld läuft? Kann man dem Kind nicht einfach erklären, dass man es selber nicht so locker sitzen hat und er auch selber lernen muss mit seinem Geld klarzukommen. Auch wenn man 2 Kinder hat muss man mit seinem Gehalt auskommen.

Man kann ja auch als Kind auf etwas verzichten und muss nicht auf Kosten des Vaters in Saus und Braus leben. Es gibt immer günstige Alternativen, man kann günstig einkaufen, Versicherungen wechseln, Handyverträge ändern und so weiter, da gibt es doch viele Dinge, wie man sparen kann ohne sich ständig etwas leihen zu wollen. Dass der Sohn das nicht zurückzahlt zeigt aber, wie egal ihm das alles ist und wie wenig er von seinem Vater hält.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann das schon nachvollziehen. Oft haben die alten Leute kaum noch Verwandte die sich um einen kümmern. Vielleicht ist der Sohn der letzte Mensch, der im Notfall noch für den Vater da sein könnte. Da hat man vielleicht Angst, dass dieser sich dann abwenden könnte, wenn man kein Geld mehr verleiht.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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