Geld für private Nachhilfe verlangen?

Die Tochter einer Nachbarin hat ziemliche Probleme in der Schule. Vor Allem in Englisch ist sie nicht sehr gut. Deshalb hat mich meine Nachbarin gefragt, ob ich ihrer Tochter Nachhilfe geben würde. Ich habe natürlich direkt zugesagt.

Jetzt hat sie mich allerdings gefragt, was ich dafür haben will. Ich hatte das eher als Nachbarschaftshilfe beziehungsweise als Freundschaftsdienst gesehen. Daher habe ich mir über Geld überhaupt keine Gedanken gemacht. Würdet ihr für so einen Gefallen Geld annehmen? Wenn ja, wie viel?

Ja, ich würde Geld dafür verlangen. Weil nur wenn man etwas gut kann, bedeutet man nicht, dass man diese Leistung kostenlos anbieten sollte. Du investierst Zeit und teilweise auch Material in die Nachhilfe und ich denke, dass sowas auch entlohnt werden sollte. Ich habe damals pro Stunde 25 Euro bekommen, manche nehmen auch nur 10 Euro. Das musst du aber für dich entscheiden, aber bitte, biete es nicht kostenlos an. Nachhilfe kann nämlich viel deiner Zeit kosten.

Es kommt darauf an, wie gut du die Leute kennst. Von meiner Schwester oder anderen nahen Verwandten würde ich natürlich nichts verlangen. Auch wenn meine Nachbarn sporadisch klingeln und etwas erklärt haben wollen, nehme ich nichts.

Aber ansonsten sollte man für eine regelmäßige Nachhilfe sehr wohl Geld verlangen. Es ist ja keine einmalige Gefälligkeit, sondern regelmäßige Arbeit.

Was man verlangt, hängt davon ab, wie qualifiziert man ist. Lehrerinnen können natürlich mehr nehmen als Schülerinnen. Auch wenn man es offiziell mit Quittung macht, ist es teurer als wenn man es nicht regelmäßig und nur in geringem Umfang macht.

Ebenso die Wohngegend spielt eine Rolle. Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe nehme ich nur 10 Euro die volle Stunde, ansonsten bis zu 35 Euro. Meine Schwester gibt in einer anderen Stadt im selben Fach Nachhilfe und kann nicht mehr als 15 Euro die Stunde verlangen, weil die Eltern nicht mehr zahlen wollen/können.

Ich finde man sollte das nicht umsonst machen. Das ist ja auch Arbeit, die man sich damit macht und daher sollte diese auch entlohnt werden und nicht nur mit ein paar netten Worten vergütet werden. Die Frage wie viel das wert ist, stellt sich sicherlich regional auf eine andere Art und Weise, aber auch wie viel man geben kann und möchte. Ich finde 15 € fair, wenn man sich näher kennt und sonst würde ich so 25 € die Stunde anstreben, wenn man es wirklich gut gestaltet und sich auch Gedanken macht. Bei einer einfachen Erklärung würde ich allerdings nichts nehmen.

Nachhilfe war einer meiner ersten Einkommensquellen überhaupt, und wenn der Kram nicht so schlecht bezahlt wäre, würde ich vielleicht bis heute nebenbei SchülerInnen auf die Sprünge helfen. Gerade für SchülerInnen und Studierende finde ich es absolut legitim, auch für private Nachhilfe Geld zu verlangen. Wenn man es richtig macht, gehört nämlich schon mehr Zeit und Aufwand dazu, als 45 Minuten lang daneben zu sitzen, während sich jemand mit den Hausaufgaben plagt, und das gehört durchaus honoriert!

Anders würde ich es jetzt im mittleren Erwachsenenalter sehen. Verglichen mit meinen Uni-Jahren verdiene ich glänzend und muss auch nicht mehr von einem Nebenjob zum anderen sausen, um das Geld für einen Urlaub zusammenkratzen zu können. Da käme ich mir schon eher komisch vor, von anderen Erwachsenen Geld in die Hand gedrückt zu bekommen, gerade wenn es um Freunde und Bekannte geht.

Da würde ich im Einzelfall entscheiden: Wenn die Familie wirklich nicht am Hungertuch nagt und auf Bezahlung besteht, immer her damit, aber wenn ich das Gefühl haben muss, dass sie das Geld woanders dringender bräuchten, gäbe es die Nachhilfe auch gratis oder gegen eine Tafel Schokolade.