Geld beisteuern für Mitarbeiter, den man nicht mag?

Auf der Arbeit meiner Freundin wurde letztens ein langjähriger Mitarbeiter verabschiedet. Dieser war so eine Art Vorgesetzter in einem Team und hat sich dort nicht nur Freunde gemacht, einige fanden ihn generell sehr nervig und angeberisch. Einem ging er dabei besonders auf den Keks. Trotzdem wurde für ein Abschiedgeschenk gesammelt, zu dem jeder zwei Euro beisteuern sollte.

Jener Mitarbeiter, der diesen Kerl besonders gehasst hat, weigerte sich irgendetwas beizusteuern und meinte, er sähe nicht ein, warum er auch nur einen Cent für jemanden beisteuern sollte, den er nicht leiden kann, auch wenn er das demjenigen nicht offen gegenüber sagen würde. Er hat sich dann auch geweigert in der Mittagspause mit zum Abschiedsessen zu gehen, dass auf Firmenkosten lief.

Ich hatte noch nicht die Situation, dass ich einen Vorgesetzten wirklich gehasst hätte, aber ich glaube, wenn das aus guten Gründen so wäre, würde ich mich auch nicht an einem Abschiedsgeschenk beteiligen wollen. Findet ihr, dass das auch so okay ist oder sollte man da über seinen Groll hinwegsehen und trotzdem etwas beisteuern?

Ich finde es in dem Fall schon sehr eigen, dass man wegen einem Betrag von zwei Euro so ein Theater macht. Was anderes wäre es, wenn jeder zwanzig Euro zahlen müsste und man dann sagt, ohne mich, aber doch nicht bei diesem kleinen Betrag.

Da würde ich einfach Geld hergeben und mich freuen, dass ich den Typen in Zukunft nicht mehr sehen muss und das war´s dann auch schon. Es wird immer Arbeitskollegen geben mit denen man sich gut versteht und eben auch welche mit denen man absolut nicht kann. Da muss man einfach drüberstehen und professionell sein.

Ich wäre an seiner Stelle auch zu dem Abschiedsessen mitgegangen. Er hätte eh nicht neben dem verhassten Kollegen sitzen müssen, es wird ja bestimmt noch andere Mitarbeiter geben, mit denen der besagte Bekannte besser kann. Sein Verhalten finde ich lächerlich und kindisch.

Ich kann den Grundgedanken hier schon verstehen, aber ich würde wegen zwei Euro nun auch kein Fass aufmachen. Sicher ist es nicht schön, wenn man Geld gibt für einen Kollegen, den man nicht mag und wenn es um deutlich mehr Geld gehen würde, dann würde ich vielleicht auch überlegen, ob ich das tatsächlich machen soll, wenn ich den Kollegen so gar nicht ausstehen kann.

Aber in so einem Moment schießt man sich doch ein Stück weit selber ins Aus, wenn man selbst so eine kleine Summe nicht erübrigt und sich nicht am Geschenk beteiligt, was ja von allen Kollegen sein sollte. Ich hätte die Zwei Euro in dem Fall sicher auch gerne bezahlt, weil es ja immerhin den Abschied des Kollegen bedeutet, für den man gesammelt hat. Dann hat man doch selber auch etwas, worauf und worüber man sich freuen kann.

Ich finde so ein Verhalten offen gesagt maßlos übertrieben, zumal es hier nur um 2 Euro geht und nicht um 20 Euro oder 100 Euro. Die zwei Euro kann man ja wohl erübrigen, davon wird man ja nicht arm. Hinzu kommt, dass der Mann seine Abneigung der Person gegenüber nicht offen zu zeigen scheint, es also eher ein verborgener Hass ist. Für die paar Minuten Essen hätte man sich auch zusammenreißen können meiner Ansicht nach. Schließlich ist es nur ein Essen, man muss nicht direkt neben der Person sitzen und kann sich mit den anderen Kollegen unterhalten. Man muss das Essen ja auch nicht selbst bezahlen, wo ist da also der Verlust? Der ist doch kaum vorhanden meiner Ansicht nach.

Diese geringe Summe hätte ich trotz Abneigung gezahlt, wäre zum Essen gegangen und hätte mich dann gefreut, diese Person nie wieder zu sehen. So schießt man sich selbst ins Aus und grenzt sich aus, was ich nicht für erstrebenswert halte. Vielleicht projiziere ich aber auch zu viel. Ich arbeite in einem interdisziplinären Team und da ist es wichtig, dass sich niemand ausgrenzt. Je enger man zusammenwächst als Team, desto besser die Arbeit und desto effizienter und erfolgreicher arbeitet man auch zusammen. Das würde ich nicht riskieren wollen wegen zwei Euro.