Gekündigter Kollegin eine neue Chance geben?

B arbeitet in einem Unternehmen, in dem die Mitarbeiterzahl gerade so ausreichend ist und es gab viel Unruhe im Unternehmen. Da mit Menschen gearbeitet wird, ist es so, dass diese natürlich auch von der Unruhe bei der Belegschaft mitbekommen haben und insbesondere eine ehemalige Mitarbeiterin ist verhaltensbedingt gekündigt worden. Es sind einige Dinge passiert, die sogar das Klientel mitunter in Gefahr gebracht hätten und die dadurch auch schlechte Erfahrungen mit jener Person gemacht haben.

Nun steht halbwegs die Überlegung im Raum, die Person wieder einzustellen und ihr eine neue Chance zu geben. Neue Mitarbeiter und auch B, die diese Person nun näher und länger kannte, sind jedoch dagegen. Es wird befürchtet, dass das Klientel durch eine Neueinstellung negativ beeinträchtigt wird und auch die gemeinsame Zusammenarbeit erschwert wird. Letztendlich ist es natürlich die Entscheidung der Chefetage, aber sehen B und das restliche Kollegium vielleicht zu verbittert, der ehemaligen Kollegin eine neue Chance zu geben?

Ich weiß nicht, was B gemacht hat, aber ich würde die Einstellung von ihr abhängig machen. Ich würde sie vorher noch einmal sprechen wollen und wenn sich herausstellt, dass sie ihre Fehler einsieht und sich wirklich bessern möchte dann würde ich sie einstellen. Wenn ich jedoch Zweifel an einem Mentalitätenwandel hätte, dann würde ich mich anderweitig nach neuen Mitarbeitern umsehen. Denn wenn Mitmenschen gefährdet sind oder das Risiko dazu besteht, dann würde ich das nicht riskieren wollen.

Ich würde da keine neue Chance geben, wenn ich ehrlich bin. Wenn das beim Kunden auffällig geworden ist, was da als Fehler passiert ist, dann macht man sich mit einer Neueinstellung keine Freunde und schafft sich seinen Kundenkreis ab und auch bei den Mitarbeitern entsteht der Eindruck, dass man sich alles erlauben kann. Ich denke, dass man da einfach hart bleiben sollte, weil es ja alles einen Grund hatte und man ja auch nicht umsonst kündigt.

Was sich auf den ersten Blick recht einfach anhört, ist aber doch etwas komplizierter, wenn man mehr darüber nachdenkt. Klar, jemand der verhaltensbedingt gekündigt wird, der muss schon arg daneben gegriffen haben. Dass so jemand wieder eingestellt wird, das scheint auf den ersten Blick ziemlich unsinnig zu sein.

Die Frage ist doch, warum die Chefetage überhaupt eine erneute Einstellung eines zuvor wegen unpassenden Verhaltens gekündigten Mitarbeiters erwägt. Hat dieser vielleicht (erfolgreich) geklagt? Oder wurde ein Vergleich vereinbart? Ist der Chefetage vielleicht nicht das gesamte Ausmaß der Verfehlungen bekannt und der Kündigungsgrund daher vielleicht als nicht so dramatisch eingestuft? Will man vielleicht Kosten sparen, weil die Einarbeitung nicht so umfangreich ausfallen muss?

Das Kollegium sollte daher vielleicht noch einmal mit der Chefetage das Gespräch suchen, denn es wäre wichtig, dass das Kollegium weiß, warum eine erneute Einstellung überhaupt zur Debatte steht. Vielleicht nimmt das auch ein wenig die Vorbehalte. In so einem Gespräch könnte man dann auch der Chefetage die Bedenken des Kollegiums nahe bringen.

Würde mir das so ergehen, dann wäre meine Reaktion auf eine erneute Einstellung dieser Person sicher abhängig von der Erfahrung, die ich mit ihr gemacht hätte. Wenn ich mit ihr keinerlei Probleme gehabt hätte, wäre es mir wohl recht, wenn durch die erneute Einstellung dieser Person eine Entlastung aller herbei geführt würde. Hätte mir diese Person auch geschadet, dann wäre ich wohl auch gegen eine erneute Einstellung. Eine allzu menschliche Reaktion denke ich.

Ich denke eigentlich auch, dass es darauf ankommt, was B eigentlich gemacht hat. Aber wenn die Folge eine verhaltensbedingte Kündigung war, dann wird das sicher keine Kleinigkeit gewesen sein, wenn durch sie auch Menschen in Gefahr gebracht wurden. Darum muss ich sagen, dass ich in dem Moment gegen eine neue Chance wäre und lieber einem anderen Bewerber die Chance geben würde, sich zu beweisen. Sonst kommt sicher wieder Unruhe auf, die doch verhindert werden kann.