Gehört ein Psychologe zum Lifestyle dazu?

vom 15.01.2018, 07:38 Uhr

Eine Bekannte von mir ist der Ansicht, dass ein Psychologe inzwischen schon zum Lifestyle dazu gehören würde. Jeder Mensch, der was von sich halten würde, hätte einen eigenen Psychologen. Es würde nun mal zum guten Ton dazu gehören, einen eigenen Psychologen zu haben und diesen regelmäßig aufzusuchen, auch wenn man diesen eigentlich gar nicht akut brauchen würde. Der Psychologe würde einem helfen, das eigene Leben zu perfektionieren und schöner zu gestalten, auch wenn man gar nicht psychisch krank wäre und es gar nicht notwendig wäre.

Um ehrlich zu sein finde ich so eine Einstellung ziemlich befremdlich. Es ist so schon schwer genug für Kranke einen Therapieplatz zu bekommen. Man hört und liest immer wieder von Wartezeiten auf einen Therapieplatz von bis zu 18 Monaten. Da haben die Kranken definitiv Vorrang und ich finde es ziemlich schäbig, da als nahezu gesunder Mensch die Kapazitäten aufzubrauchen, obwohl andere Menschen einen größeren Bedarf hätten. Wie seht ihr das? Gehört ein Psychologe zum Lifestyle der Moderne mittlerweile dazu? Oder ist das Quatsch?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn man so einen Drang zur Aufmerksamkeit hat, ist sie da sicherlich auch nicht so falsch aufgehoben. Ansonsten finde ich schon, dass es Sinn machen kann mal ab und zu mit einem Psychologen zu reden und sich helfen zu lasen, aber wie du schon richtig erkannt hast gibt es da wohl akutere Fälle und so sollte man diesen auch den Vortritt lassen und nicht für ein gutes Gespräch wichtige Plätze besetzen.

Heutzutage kann man eher zu einem Psychologen gehen, was ganz schön ist. Man ist nicht mehr der Gestörte, sondern einfach nur jemand, der sich helfen lassen möchte, es ist nichts schlimmes mehr und das ist eine gute Entwicklung, auch wenn ein Psychologe ein Fachmann ist, dessen Hilfe man auch nur in Anspruch nehmen sollte, wenn der Bedarf dazu da ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ein Psychologe wäre in der Tat aber ein teurer Lifestyle findet ihr nicht auch? Hinzu kommt, dass ich die Aussage mehr als diffamierend jeglichen Patienten gegenüber empfinde, die einen benötigen. Ich zum Beispiel bin in Therapie bei 2 Frauen. Eine davon ist meine Freundin, die ich privat kenne und das andere eine Kollegin, die anlernt bei ihr. Wieso ich da bin? PTBS durch schwere Missbrauchsfälle in der Kindheit und Jugend sowie Gewalt in der Familie, in meinen Ex-Beziehungen und Milieugeschichten aus der Kindheit, da ich darin ja auch noch aufgewachsen bin und nicht nur beruflich tätig bin.

Ich bezahle bestimmt nicht so viel Geld für Sitzungen, weil ich das witzig finde oder es heute modern sei, zum Lifestyle eine derartige Aktion zu starten. Das halte ich für Quatsch und die meisten Patienten finden solch eine Aussage auch mit Sicherheit nicht lustig, sondern eher scheiße, weil man damit im Grunde sagt, es ist cool, einen Psychologen zu haben und indirekt auch damit eine mögliche Krankheit eher ins Lächerliche zieht.

Wir sind hier auch nicht in Hollywood, wo alles cool und zum Lifestyle dazu gehört. Hier geht es um Krankheiten, die man ernst nehmen muss, wie Depressionen oder anderes. Da gehört ein Psychologe auch wegen Selbstmordgefahr dazu, aber auch eben wie in meinem Fall. Der Junge 9 aus Freiburg wird sicherlich auch über Jahre hinweg, auch ins Erwachsenenleben noch zur Therapie müssen und mit Lifestyle hat das wirklich nichts zu tun.

Leute wie ich gehen da hin, weil wir Hilfe brauchen oder wollen, um etwas zu verarbeiten. Da möchte ich nicht, dass mir das jemand als „es ist Lifestyle“ unterstellt. Ich zahle viel Geld für derartigen Lifestyle, das ich im Jahr ohne Weiteres zweimal in den Urlaub kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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