Gehören Erfahrungen für euch zur Bildung dazu?
Unter Bildung versteht man ja nicht nur die Ausbildung, sondern auch das Sammeln von Allgemeinwissen. Für mich persönlich schließt Bildung auch Erfahrungswerte mit ein, denn aus Erfahrungen kann man Wissen sammeln und lernen. Da ich großer Anhänger des Modelllernens-Konzept von Badura bin, schließt sich das für mich nicht aus.
Eine Bekannte von mir fasst unter "Bildung" aber nur die formale Bildung zusammen und sie meint, dass persönliche Erfahrungen doch gar nichts mit Bildung zu tun hätten. Wie seht ihr das? Gehören Erfahrungen für euch zur Bildung dazu oder passt das für euch gar nicht zusammen?
Kannst du mal das Konzept erklären? Ich bin damit nun nicht so bewandert und mich würde das mal interessieren, wenn du es hier schon als Argument aufführst. Generell lernt jeder durch gemachte Erfahrungen dazu. Beispielsweise kann man einem Kind tausende Male sagen, dass das heiß ist und es nicht angefasst werden darf. So richtig lernt das Kind dies aber erst, wenn es das Wort mit einem Gefühl verbinden kann, einer Erfahrung, die es selber gemacht hat. Natürlich bilden uns gemachte Erfahrungen weiter, wir lernen dazu. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele.
Ich denke schon, dass alles mit Bildung zu tun hat, aus dem man lernt. Das können meiner Ansicht nach auch Erfahrungen sein, daraus lernt man vielleicht sogar am besten. Bildung durch lernen in der Schule oder im Berufsleben ist sicherlich wichtig und eine andere Form der Bildung. Aber oftmals bleiben einem doch eigene Erfahrungen gut im Gedächtnis und man lernt nur aus Dingen, die man selbst tut. Man sagt ja auch nicht umsonst, dass man aus Fehlern lernt.
Es kommt darauf an, wie man Erfahrungen definiert. Viele führen hier immer das berühmte Auslandssemester an, was in erster Linie aus Erasmus-Babys zeugen und Saufen besteht und dennoch aus irgendeinem Grund als "Erfahrung" zählt, die jeder Mensch, der sich für "gebildet" hält, machen muss. Andere Leute sind dagegen vielleicht schon seit Jahren ehrenamtlich irgendwo tätig und werden maximal belächelt, auch wenn sie ganz andere und viel nützlichere "Erfahrungen" bei der Hausaufgabenhilfe oder im Sozialkaufhaus gemacht haben.
Ich kann mir darunter nicht viel vorstellen. Immanuel Kant hat bestimmt keine Praktika gemacht und gilt doch als relativ gebildeter Geselle. Auch viele KünstlerInnen und SchriftstellerInnen haben aus gesellschaftlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht viel von der Welt gesehen und dennoch Werke von großer Schönheit und bleibendem Wert geschaffen. Waren die alle "ungebildet", weil sie wie Jane Austen nie aus der englischen Provinz herausgekommen sind? Ich finde, dass das eine mit dem anderen wenig zu tun hat - wo der grundlegende Grips fehlt, kann man "Erfahrungen" machen, so viel man will, sie sickern eben zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder heraus.
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