Gehen jetzt reihenweise Traditionsunternehmen insolvent?
Wie ich gerade gelesen habe, hat der Toilettenpapierhersteller Hakle Insolvenz angemeldet. Als Begründung werden die hohen Energiekosten sowie Probleme im Logistik- und Rohstoffbereich. Das macht mich schon etwas stutzig, weil ja mit Hakle ein schon fast 100-jähriges Traditionsunternehmen insolvent geht. Beunruhigt euch dieser Trend auch ein wenig und befürchtet ihr auch, dass das Firmensterben noch munter weitergehen könnte?
Was hat eine fast 100-jährige Tradition jetzt mit einer Insolvenz zu tun? Warum macht das stutzig? Wir haben in der Vergangenheit eine ganze Reihe Insolvenzen oder Fast Insolvenzen von sogenannten "Traditionsunternehmen" gesehen und ich hatte da oft den Eindruck, dass sich diese Unternehmen zu sehr auf dem ausgeruht haben, was sie erreicht haben und den Anschluss verpasst haben.
Schau dir zum Beispiel Kaufhof und Schlecker an. Neben dem Missmanagement waren die Produkte oder die Art der Produktpräsentation einfach nicht mehr zeitgemäß, die Konkurrenz hatte modernere Angebote und hat die "Traditionsunternehmen" einfach überholt. Weil es dem Kunden doch völlig egal ist seit wie viel Jahre ein Unternehmen besteht, man kauft kein schlechteres oder teureres Produkt nur weil da "fast 100-jährige Tradition" drauf steht.
Bei einem Toilettenpapierhersteller frage ich mich davon abgesehen außerdem, wie man es hinbekommt innerhalb von zwei Jahren vom Corona-Krisengewinner zum Insolvenzfall zu werden.
Nun hat es auch mit dem Schuhhandelsunternehmen Görtz das nächste Schwergewicht des deutschen Mittelstands erwischt und muss den Insolvenzverwalter bemühen. Das Firmensterben hat doch erst begonnen und selbst der Mittelstandverband BVMW prognostiziert schon eine hohe Übersterblichkeit der Unternehmen für die Zukunft. Aber selbst in Politikkreisen sieht man das wohl nicht so eng und spricht dort teilweise von einer Marktbereinigung.
A. Brunner hat geschrieben:Aber selbst in Politikkreisen sieht man das wohl nicht so eng und spricht dort teilweise von einer Marktbereinigung.
Ist es ja teilweise auch. Siehe Orsay. Es gibt viel zu viele Anbieter von billigen Fast Fashion Fummeln. Für den Markt, die Umwelt, die Arbeiterinnen und so weiter wäre es sehr sehr gut wenn die meisten davon Pleite gehen würden und nur die übrig bleiben, die zu vernünftigen Bedingungen produzieren. Wenn man nicht mehr an jeder Ecke die billigen Plastikklamotten, die nur eine Saison halten, nachgeworfen bekommt, werden die Verbraucher auch wieder mehr Wert auf Qualität legen.
Ganz ehrlich, ich sehe das auch als Marktbereinigung. Sicherlich kann man nun einen Schuhhersteller nicht mit dem Klopapierbetrieb vergleichen. Der erste durfte während Corona seine Produktion stoppen und Klopapier wurde gehamstert und musste eben auch entsprechend hergestellt werden.
Aber solche Entwicklungen haben Gründe. Beide Hersteller sind nicht gerade preisgünstig. Hohe Preise im Verkauf garantieren aber auch keine Gewinne. Da muss schon länger vorher was schief gelaufen sein, wenn man so plötzlich eine Insolvenz anmeldet. Die ist nicht von heute auf morgen da, sondern kündigt sich schon länger an. Die Zeit zum Gegensteuern wäre definitiv vorhanden gewesen.
Nun ja das mag schon möglich sein. Wir haben ja gerade erst die Coronakrise halbwegs hinter uns gebracht und viele Unternehmen dürften sich auch davon noch gar nicht richtig erholt haben, da kommt mit den hohen Energiepreisen das nächste Problem um die Ecke.
Aber nichts desto trotz muss man es eben auch so sehen, dass die Menschen ja auch weiterhin Toilettenpapier brauchen werden und auch kaufen müssen. Und wenn die Preise dann eben steigen, werden die Verbraucher auch die höheren Preise bezahlen. Das geht ja nicht anders oder zumindest glaube ich kaum, dass die Menschen dann anfangen werden sich mit einem Baumwolltuch den Hintern abzuwischen, dass sie dann wieder auskochen.
Wenn man es also nicht mehr schafft ein doch mehr oder weniger lebenswichtiges Gut kostenneutral zu produzieren, dann muss da auch noch einiges andere schief gelaufen sein im Unternehmen. Zumal ja wie hier schon geschrieben wurde, Hakle ja in der Coronakrise eigentlich sehr gute Gewinne gemacht haben müsste um damit Reserven aufzubauen.
Natürlich tut es mir für jeden Mitarbeiter leid, der seinen Job auf Grund einer Insolvenz verliert, aber auf der anderen Seite ist es eben so, dass wir nun einmal eine Marktwirtschaft haben. Und dann gehören auch Insolvenzen dazu um den Markt zu bereinigen, wenn es zu viele Bewerber gibt. Und zumindest habe ich bis heute nicht gehört, dass jetzt alle Toilettenpapierhersteller kurz vor der Pleite stehen oder alle Schuhverkäufer. Also müssen da schon auch eigene Probleme dabei sein.
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