Gehaltsvorstellung bei der Bewerbung lieber "tiefstapeln"?

vom 06.07.2015, 09:35 Uhr

Da mein Mann ja die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen bekommen hat, werden fleißig Bewerbungen geschrieben. In manchen Stellenanzeigen steht drin, dass man eine Gehaltsvorstellung mit angeben soll. Nun stehen wir beide vor einem Rätsel, was wohl besser ist. Sollte man weniger angeben als man jetzt verdient, weil man ja meist mit weniger anfängt in einer Firma zu arbeiten als man sich im Laufe der Jahre erarbeitet hat oder sollte man eher mehr angeben, weil man dann verhandeln kann?

Wenn man zu wenig angibt und angenommen wird, hat man vielleicht doch Einbußen und die Arbeitgeber denken, dass man nicht so qualifiziert ist. Gibt man zu viel an, dann wird man vielleicht gar nicht erst eingeladen zu einem Vorstellungsgespräch. Was gebt ihr bei den Gehaltsvorstellungen in einer Bewerbung an? Stapelt ihr da eher tief oder gebt ihr eher mehr an um die Verhandlung zu führen? Was sieht in den Augen des Arbeitgeber besser aus?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe mich immer geweigert, in einem Bewerbungsschreiben eine konkrete Gehaltsvorstellung zu nennen. Schließlich hängt eine faire Bezahlung von mehr ab, als man ohne konkrete Informationen einschätzen kann. Außerdem hat man eben genau das Problem, dass man nicht eingeladen wird, wenn man zu teuer ist und keine Stelle bekommt, wenn man sich unter Wert verkauft oder gar unterbezahlt arbeiten muss.

Ich habe durch einen Satz gegen Ende der Bewerbung deutlich gemacht, dass ich bereits bin, in einem persönlichen Gespräch über das Gehalt zu verhandeln. Damit zeigt man, dass man die Stellenanzeige aufmerksam gelesen hat. Gleichzeitig kann man im Gespräch viel besser einschätzen, was man fordern kann oder soll.

Auf das Gespräch muss man sich dann natürlich vorbereiten. Man sollte wissen, was als Gehalt in diesem Bereich üblich ist und warum man seinen Preis wert ist. Aber es ist trotzdem viel einfacher. Kippt das Gegenüber bei der Nennung der Gehaltsvorstellung aus den Schuhen und man möchte den Job, kann man immer noch nachschieben, dass man vorher so viel hatte, aber gewisse Einbußen akzeptieren würde. Oder man verkauft sich eben über Können.

Eine weitere Variante ist ein geringerer Einstieg und neue Verhandlungen nach der Probezeit zu vereinbaren. So viel Flexibilität hat man im Anschreiben nicht. Daher würde ich auch heute keine konkrete Summe nennen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich würde da offen gesagt auch keine Summe nennen, sondern eher Verhandlungsbereitschaft signalisieren und ein eventuelles Vorstellungsgespräch abwarten. Denn sonst schießt man sich zu schnell ins Abseits und schriftlich wird so etwas möglicherweise anders aufgefasst als es gemeint ist.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es wird schon Gründe geben, die den Arbeitgeber dazu veranlassen, hier die Gehaltsvorstellungen zu nennen. Und ich halte das auch nicht für unredlich. Natürlich ist auch für den Arbeitgeber wichtig vorab zu wissen, ob ein potentieller Mitarbeiter von seinen Vorstellungen ins Gehaltsgefüge des Unternehmens passt oder nicht.

Tief Stapeln würde ich hier übrigens nicht. Gibt man nämlich zu viel an (wobei ich hier nicht meine, dass man sich um mehrere Faktoren vertut!), so wird der Arbeitgeber (so kenne ich es und auch Freunde von mir) schon beim ersten Anruf erfragen, ob man beim Gehalt noch verhandelbar ist - und das ist ein Zeichen dafür, dass sie wollen aber weniger zahlen.

Es ist auch nicht richtig, dass man in einer neuen Firma weniger bekommen sollte. Die Jahre vorher hat man sich ja Können angeeignet, welches auch bezahlt gehört. Niemand wird doch ernsthaft annehmen, dass jemand nach z.B. 5 Jahren im Job immer noch auf demselben Wissens- und Leistungsstand ist, wie bei der Einstellung. Daher ist es legitim, bei einem Jobwechsel mehr zu verlangen. Es ist übrigens auch oft die einzige Möglichkeit, signifikante Gehaltssprünge zu machen. Im gleichen Betrieb passiert das nur dann, wenn der Verantwortungsbereich ungleich größer wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich war noch nie in der Situation, dass ich dringend einen Job gebraucht habe und wenn man noch woanders arbeitet bietet es sich natürlich an auf die Frage einfach das zu nennen, was man im Moment verdient. Ich habe mit meinem aktuellen Gehalt als Verhandlungsbasis eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht.

Und nur weil in der Stellenanzeige steht, dass man Gehaltsvorstellungen nennen soll muss man das ja noch lange nicht tun. Wenn jemand wirklich an mir interessiert ist wird diese eine fehlende Angabe wohl kaum davon abhalten mich zu einem persönlichen Gespräch einzuladen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Und nur weil in der Stellenanzeige steht, dass man Gehaltsvorstellungen nennen soll muss man das ja noch lange nicht tun. Wenn jemand wirklich an mir interessiert ist wird diese eine fehlende Angabe wohl kaum davon abhalten mich zu einem persönlichen Gespräch einzuladen.

Leider habe ich mir sagen lassen, dass man auf jeden Fall darauf achten sollte, wenn der Gehaltswunsch gefordert ist, diesen auch anzugeben. Wenn man ihn ohne weiteres auslässt, wirkt es, als wenn man diese Information übersehen hätte oder ein Geheimnis daraus machen möchte. Dies kann sich durchaus negativ auswirken und man wird vermutlich gar nicht erst eingeladen, aufgrund seiner "Vergesslichkeit" oder "Ignoranz".

Ich kam zwar bislang noch nie auf die Idee gekommen, es wie cooper75 zu handeln und in einem Satz zu signalisieren, dass man dies gerne (erst) im Vorstellungsgespräch besprechen möchte. Diese Variante finde ich clever und es zeigt dem Vorgesetzten, dass man nicht unaufmerksam war. Falls man also keinen konkreten Gehaltswunsch angeben möchte - wobei man aber auch eine Spanne (von, bis, zwischen) angeben könnte - würde ich in jedem Fall raten, wenigstens einen solchen Satz einzubauen, der signalisiert, dass man gerne bereit ist, darüber zu verhandeln.

Zu niedrig würde ich es auch nie ansetzen, da man sich sonst weit unter Wert verkauft und sogar Gefahr läuft aufgrund von mangelndem Selbstbewusstsein sofort ausgeschlossen zu werden. Extrem hoch wäre sicherlich ähnlich gefährlich, aber ansonsten würde ich davon ausgehen, dass meistens wenigstens ein wenig vom Wunschgehalt nach unten gedrückt wird. Daher wäre es in jedem Fall ratsam etwas über dem persönlichen Existenzminimum vorzuschlagen um einen gewissen Puffer zu haben.

Auch ist der Tipp einer Gehaltssteigerung durch Jobwechsel nicht abwegig, schließlich ist es heutzutage längst nicht mehr überall der Fall, regelmäßig eine Gehaltserhöhung zu erwirken oder erhalten.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


In einer Bewerbung würde ich auch immer zumindest einen Satz dazu schreiben, der das Gehalt thematisiert. Eine konkrete Summe würde ich in der Bewerbung selbst allerdings auch nicht nennen.

Die Gehaltsvorstellung im Gespräch sollte dann aber auf keinen Fall zu tief gestapelt werden. Schließlich geht es um das zukünftige Gehalt und das sollte dann auch schon angemessen sein. Wenn die Qualifikationen vorhanden sind, dann muss das auch entsprechend honoriert werden. Ein Arbeitgeber, der das nicht honoriert, wäre für mich von Beginn an nicht akzeptabel.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Eine konkrete Zahl würde ich hier ehrlich gesagt auch nicht nennen. Denn oftmals weiß man ja erst im Vorstellungsgespräch was genau gefordert wird und welche Aufgaben man bekommen wird. Ich hatte auch schon Fälle, wo man hinterher ganz andere Aufgaben machen sollte als in der Stellenanzeige ausgeschrieben gewesen ist. Ich würde auch nur Verhandlungsbereitschaft signalisieren, mehr aber auch nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Normalerweise sollte man das Jahresbrutto nennen. Der Chef will vor allem wissen, wie er seinen Mitarbeiter einzuschätzen hat. Ist es zu niedrig, denkt er, dass sein zukünftiger Mitarbeiter zu wenig Eier hat. Ist es zu hoch, ist er zu arrogant. Stimmt es so ungefähr und das Anschreiben und der bisherige Lebenslauf passen, wird jeder Chef einen mit Sicherheit in die engere Auswahl holen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 04.04.2019, 20:12, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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