Gegen Dialekt entscheiden und diesen nicht sprechen wollen?
In einem anderen Beitrag schreibt jemand, dass sie sich bewusst gegen einen Dialekt entschieden hat und diesen nicht sprechen würde. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass man meist automatisch einen gewissen Dialekt übernimmt, wenn man lange irgendwo lebt. Ich habe immer gedacht, dass ich hochdeutsch sprechen würde, aber als ich dann in ein anderes Bundesland zog, ist mir mal bewusst geworden, dass ich doch einen Dialekt habe. Mittlerweile lebe ich einige Jahre hier und wurde auch schon von Freunden aus der alten Heimat darauf angesprochen, dass ich den Dialekt nun auch teilweise reden würde. Mir fällt das auch selbst teilweise auf. Ich wollte den Dialekt allerdings auch nie bewusst sprechen, aber das ist irgendwie automatisch so passiert.
Meint ihr, dass man sich wirklich gegen einen Dialekt entscheiden kann und diesen dann nicht spricht? Passiert es nicht automatisch, dass man diesen zumindest teilweise irgendwann übernimmt, wenn man diesen täglich hört? Ist es oft so, dass jemand meint keinen Dialekt zu sprechen und es dennoch tut?
Ich versuche auch nicht zu stark im nordischen Slang zu sprechen, weil das schnell ungebildet oder ein bisschen kodderig wirkt. Andererseits höre ich aber immer wieder von Leuten, die nicht aus dem Norden sind, dass auf jeden Fall ein Dialekt vorhanden ist. Wenn auch nicht extrem stark. Ich finde es eigentlich nicht schlimm, wenn man so ein bisschen raus hört, dass ich aus dem Norden bin. Nur hier ist es auch gern gesehen, wenn man "normales" Deutsch sprechen kann.
Dass man seinen Dialekt komplett ablegt, finde ich manchmal sogar ganz vernünftig. Ich finde es zwar schön, wenn man einen Dialekt spricht, aber zwischen dem Dialekt und Hochdeutsch switchen kann. Und ich denke für den Beruf ist es immer gut, wenn man Hochdeutsch spricht. Zumindest in vielen Berufen.
Bis zum Beginn der Studienzeit konnte ich nur im Dialekt sprechen, weil ich in einer Region aufgewachsen bin, in der der Dialekt sehr stark vorherrschend ist. Im Lauf des Studiums habe ich dann gelernt, auch Hochdeutsch zu sprechen, wozu ja nicht nur eine andere Aussprache gehört, sondern auch andere Wortwahl und andere Grammatik. Außerdem ist es wichtig, die Feinheiten der Aussprache bei Vokalen und Konsonanten zu beachten, weil man daran sehr leicht erkennen kann, welchen Dialekt jemand normalerweise spricht.
Inzwischen kann ich einigermaßen gut zwischen Dialekt und Hochdeutsch wechseln. In anderen Bundesländern werde ich jedenfalls überall gut verstanden und niemand schaut mich schief an oder spricht mich auf meine Herkunft an. Im Lauf der Jahre ist es übrigens sogar so gekommen, dass mir so mancher Dialektbegriff nicht mehr einfällt. Auch im Gespräch mit meiner Mutter weiche ich daher manchmal auf hochdeutsche Ausdrücke aus, weil ich nicht mehr weiß, wie man es im Dialekt sagt.
Man spiegelt seine Mitmenschen doch dann, wenn man (un)bewusst dazu gehören möchte. Daher ist es völlig normal, wenn man dann irgendwann so redet, wie die Mitmenschen im direkten Umfeld es tun. Man kann aber dennoch sich aktiv dagegen entschieden, genauso zu sprechen und es eben anders machen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen Dialekt handelt oder um eine Sprache. Ich kenne auch viele Migrantenkinder, die ihren Eltern dann auf Deutsch antworten und nicht in der jeweiligen Muttersprache reden.
Ich habe mir meinen Dialekt auch abgewöhnt, weil ich ihn als unpassend empfinde und mir Hochdeutsch einfach besser gefällt. Meine Großmutter kann beispielsweise nur im Dialekt sprechen, was ich fürchterlich und auch unangenehm finde. Außerdem möchte man auch überall verstanden werden, so dass ein Dialekt für mich nur Nachteile bringt.
Aber das bewusste Ankämpfen gegen einen Dialekt ist oftmals auch nur die Aussprache. Denn ob ich nun statt Krapfen Wörter wie Kreppel/Kräbbel, Berliner oder Pfannkuchen nutze ist doch auch einfach nur regional bestimmt. Genauso wie Hausschuhe auch Bambuschen, Puschen, Schlappen oder Pantoffeln genannt werden. Meiner Meinung nach ist es also eher der Wortschatz und nicht nur die Aussprache.
Ich denke, dass man, je nachdem wo man wohnt und wie man aufgewachsen ist, einfach immer einen gewissen Dialekt hat, der einen eben damit auszeichnet, dass man aus einer gewissen Region kommt. Je nachdem, woher man kommt und wie dort gesprochen wird, ist dieser meist mehr oder weniger ausgeprägt. Ich denke, dass man da auch nicht mal großartig etwas dafür kann - wenn man den ganzen Tag von Leuten umgeben ist, die mit dem stärkten bayerischen Akzent sprechen, dann passt man sich wahrscheinlich irgendwann an.
Je nachdem wie ausgeprägt der Dialekt ist, denke ich nicht, dass man sich bewusst dagegen entscheiden kann ihn zu sprechen - jedenfalls nicht komplett. Ich glaube, dass wenigstens ein ganz kleiner Rest immer übrig bleiben wird und man ihn lediglich dann los wird, wenn man bewusst darauf achtet und wohl auch trainiert, viel ohne Dialekt zu sprechen. Bei einem Großteil der Leute ist er aber sofort wieder da, wenn man einmal nicht aufpasst.
Ich kann mir schon vorstellen, dass gerade die Sachsen sich es manchmal zweimal überlegen, ob sie in diesem Augenblick den Dialekt mit nutzen. Er ist jetzt nicht gerade in Deutschland, laut Umfragen, der beliebteste Akzent und das nervt auch echt manchmal dem zu zu hören. Abgesehen davon finde ich als Frau weder bei Frau noch bei Mann diesen Dialekt geil. Ich kann mir das echt nicht vorstellen.
Doch je nach Region passen sich viele eben auch dem neuen Wohnort an, sprechen etwas Hochdeutsch oder versuchen gewisse Wörter deutlicher zu sprechen. Man muss ja auch nicht auf Dialekt/Akzent verzichten, sondern sollte man halt schauen, dass man sich versteht, wenn man irgendwo zu Gast ist, wo derjenige eben diesen Dialekt und die manchmal fremden Wörter nicht kennt, auch versteht.
Es gibt eben Akzente, die wirklich echt grässlich auf Dauer sein können. Ob sächsisch oder Cockney aus England. Da kriege ich wirklich manchmal einen zu viel. Meine Bekannte kommt aus England und spricht Cockney, alter Falter, manchmal hat man echt keine Lust und auch so ist in Teilen der britische Dialekt in meinen Augen oftmals grausam. Auf Dauer jedenfalls.
Ich selber habe keinen Dialekt und spreche maximal Ruhrpott. Das ist aber weder ein Akzent noch ein Dialekt oder sowas. Trotzdem gibt es natürlich auch hier Wörter, die andere nicht kennen und man merkt eben die Schnodderschnauze an, wenn ich nicht darauf achte, ordentlich zu reden.
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