Gefühl haben, andere immer nur zu enttäuschen?

vom 04.07.2016, 14:55 Uhr

Meine Freundin hat manchmal etwas depressive Phasen, wie sie diese selbst nennt. So hatte sie mir vor kurzem erzählt, dass sie oft das Gefühl hätte, dass sie andere Menschen immer nur enttäuschen würde. So wollte eine Freundin wohl, dass sie mit ihr ins Kino geht, aber meine Freundin hatte an dem Tag einige Termine und war danach einfach geschafft und hat daher ihrer Freundin dafür einen Korb gegeben.

Dann wollte sie wohl auch mal ihre Cousine besuchen, die weiter entfernt wohnt. Auf dem Weg dorthin, ging es meiner Freundin dann plötzlich nicht gut und sie musste umkehren. Sie war dann auch ein paar Tage krank und hat natürlich ihrer Cousine dann Bescheid gesagt und meinte, dass diese wohl doch sehr enttäuscht gewesen sei.

Sie meinte, dass sie ständig irgendwelche Menschen enttäuschen würde und war deswegen sehr geknickt. Ich habe ihr dann versucht zu sagen, dass man es eben nicht immer allen recht machen und sich immer nach anderen richten kann und sollte. Man muss im Leben doch auch mal andere zwangsläufig enttäuschen. Kennt ihr das auch, dass ihr meint, andere Menschen ständig zu enttäuschen? Oder findet ihr das eher normal, dass dies immer mal vorkommt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das kommt nun mal vor. Wie du ihr ja auch schon gesagt hast, kann man es nicht jeder Person immer recht machen und deswegen enttäuscht man andere Menschen eben ab und zu. Ich habe auch durchaus ab und zu mal dieses Gefühl und kenne es auch, dass man dann auch mal ein schlechtes Gewissen hat, aber das ist dann eben so. Gedanken machen muss man sich deswegen auf Dauer aber nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Man kann sich auch alles zurecht legen, dass es den Anschein hat. Sicherlich war die Cousine traurig, dass es mit dem Besuch nicht geklappt hat. Aber was kann die Freundin schon dafür, dass es ihr auf dem Weg dahin nicht mehr gut ging und sie hinterer krank war? Immerhin hatte sie einen guten Grund nicht zu kommen und nicht einfach abgesagt weil sie keine Lust drauf hatte. Die Enttäuschung bei der Cousine wäre so oder so gewesen, egal aus welchem Grund sie absagt da man sich auf den Besuch bereits gefreut hatte.

Man kann es nicht allen Menschen im Leben recht machen und deine Freundin sollte mal an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Denn wenn sie es selbst einsieht, dass es nicht ihre Schuld ist wenn eine Verabredung wegen Terminen nicht kappt, oder man umkehren muss aus gesundheitlichen Gründen, dann stellt es zwar für die anderen eine Enttäuschung dar aber für sich selbst eben nicht. Denn man hat sein möglichstes probiert und versucht und alleine das zählt eben mehr, als was andere von einem denken. Somit sollte sie einfach zufriedener werden mit dem was sie macht, dann kommen diese Gefühle gar nicht erst so hoch.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich habe wie die meisten Menschen auch manchmal etwas niedergeschlagene Phasen, in denen ich mir klein, dumm, nutzlos und nur als Last für meine Mitmenschen vorkomme. Man kann eben nicht immer strahlend gelaunt und voller Selbstbewusstsein durchs Leben marschieren. Aber um mit diesen schwarzen Gedanken besser fertig zu werden, hilft mir oft die Erkenntnis, dass es sich eben nur um Gedanken handelt, die nur bedingt etwas mit der Realität zu tun haben, sondern viel eher von Stimmungen, Gefühlen und körperlichen Befindlichkeiten abhängen.

Die meisten werden ja beispielsweise schon die Erfahrung gemacht haben, dass irgendein kleineres, alltägliches Missgeschick oder Ärgernis gefühlt den Weltuntergang darstellt, und zwar vor allem aus dem Grund, weil man sowieso schon unausgeschlafen und hungrig ist, sowie spät dran und an der Schwelle zu einer Erkältung. An anderen Tagen würde man das Problem vielleicht gar nicht wahrnehmen, obwohl sich an dem Sachverhalt an sich gar nichts geändert hat. Mir hilft diese Vorstellung oft, meine eigenen Interpretationen einer Situation kritisch zu hinterfragen, besonders wenn sie arg negativ und von Selbstmitleid geprägt ausfallen.

Alternativ kann man in solchen Situation auch überlegen, wie man selber reagieren würde, wenn die Rollen vertauscht wären. Mal angenommen, die Freundin deiner Cousine sagt aus den gleichen Gründen ein Treffen ab. Wie lange ist man da normalerweise enttäuscht? 10 Minuten oder eine halbe Stunde, dann denkt man sich "Ok, vielleicht ein andermal!" und vergisst das Ganze, weil es im Alltag noch genug zu tun gibt, außer verpassten Kinobesuchen nachzuweinen.

Ich bin so zu der Erkenntnis gelangt, dass selbst "Enttäuschungen", die ich meinen Mitmenschen manchmal antun muss, höchst wahrscheinlich schnell wieder vergessen sind, und dass meine Mitmenschen normalerweise deswegen nicht dauerhaft schlechter von mir denken, wenn sie es denn überhaupt tun.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Selbstverständlich hat jeder Mensch hin und wieder Phasen, wo man etwas trauriger und niedergeschlagener ist. Ich glaube, dass derartige Phasen wirklich komplett normal sind und man an diesen auch nichts ändern kann. Da sind Selbstzweifel sicherlich auch keine Seltenheit, wo man sich einredet, für andere eine Enttäuschung zu sein.

Das habe ich natürlich auch schon das eine oder andere mal gehabt. Bei meiner Mama ist das ganz extrem. Da habe ich jedoch öfters das Gefühl, dass sie lieber eine verlogene Tochter gehabt hätte, statt eine grundauf ehrliche Tochter. Das bin ich nämlich und ich quatsche nicht durch die Blume. Wer mich nach Meinungen fragt, kriegt sie. Das ohne Verluste, ohne Rücksichtnahme und ohne, dass ich darauf wert lege, ob man mich danach mag oder nicht.

Das stört meine Mama zum Beispiel ungemein. Deswegen glaube ich auch, dass ich sie enttäusche. Doch ich fahre mit meiner ehrlichen Art eben auch sehr gut. Ich komme gut durch das Leben, habe falsche Freunde schnell ausgesondert, Menschen die mir nicht gut tun usw. Ich lebe sehr gut damit, dass ich ehrlich bin, weil bei mir gibt es keinen Überraschungseffekt, weil jeder weiß, woran er bei mir ist.

Doch sie findet es peinlich, traurig usw. Sie lügt lieber, damit Menschen sie mögen und erwartet das irgendwie auch von mir. Das enttäuscht sie daher und ich weiß es. Das Gefühl ist nicht schön, auch wenn wir kein perfektes Verhältnis haben, aber was soll ich tun? Dann ist es eben so.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, dass jeder von uns schon mal Phasen hatte, wo man absolut niedergeschlagen war. Nichts hat so richtig geklappt und man ist irgendwie nur noch verzweifelt, weil nichts funktioniert hat. Dabei hat dann gefühlt eine misslungene Aktion die nächste gejagt und selbst wenn man sich Mühe gegeben hat, dass endlich mal was klappt, hat es dennoch nicht geklappt und man hat sich noch schlechter gefühlt.

Hier muss man dringend aufpassen. So was ist eine gefährliche Abwärtsspirale, die immer weiter nach unten führen kann. Man muss versuchen die Teufelskette zu durchbrechen und sollte nicht verzweifeln und sich immer tiefer in die Sache rein ziehen lassen. Man sollte dafür sorgen, dass man selbst Erfolgserlebnisse hat, Sachen, die man wirklich kann und bei denen man keine Angst haben muss, dass sie misslingen.

Dies sorgt dafür, dass man wieder ein positives Erlebnis hat und nicht nur enttäuschende Erlebnisse. So kann man selbst dafür sorgen, dass man nicht immer nur das Gefühl hat, dass man andere enttäuscht - denn wenn die kleinen Dinge klappen, dann klappen auch bald die großen vorgenommenen Aktivitäten immer. Dann hat man auch nicht mehr das Gefühl für andere Leute eine Enttäuschung zu sein - wobei man mit sich selbst meist strenger ist als andere Leute es wären.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich stimme den anderen zu und denke auch, dass es normal ist, auch mal solche Phasen zu haben. Es gibt eben Phasen, in denen vieles auf einmal zusammenkommt, so dass eben das Gefühl entsteht, andere immer nur zu enttäuschen. Das Gefühl kommt ja nicht einfach aus heiterem Himmel, sondern dann, wenn man mindestens zwei Personen absagen muss, während es einem allgemein schon nicht so gut geht.

Aber es stimmt schon, dass man es natürlich nicht immer allen recht machen kann. Das soll man ja auch gar nicht, da es mindestens genauso wichtig ist, auch mal auf sich selbst zu achten. Wenn es einem nicht gut geht, ist es völlig legitim, anderen Menschen abzusagen. Dafür kann man ja nun wirklich nichts und da sollte man kein schlechtes Gewissen haben. Immerhin sagt man dann ja nicht einfach nur deshalb ab, weil man keine Lust auf etwas hat.

Dass die andere Person dann aber enttäuscht ist, wenn man ihr absagt, ist ja aber leider meistens so. Aber das kann man ja einfach nicht vermeiden. Es ist natürlich immer blöd für alle Beteiligten, wenn man absagen muss. Allerdings ist das ja auch kein Weltuntergang. Gerade solche Treffen lassen sich ja auch wiederholen, so dass man bestimmt einen anderen Termin finden wird, an das das Ganze dann klappen sollte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich bin eigentlich weder von mir enttäuscht noch habe ich den Eindruck, andere zu enttäuschen, vielmehr bin ich häufig von anderen enttäuscht. Na ja vielleicht nicht häufig, aber es kommt schon vor. Das liegt vermutlich daran, dass ich Menschen manchmal zu viele positive Eigenschaften zuschreibe, die sie gar nicht haben. Oder ich schließe von mir auf andere, weil ich dann denke, dass jemand doch die gleichen Erkenntnisse haben müsste wie ich. Meistens ist das aber nicht so.

Vor etwa zwei Jahren habe ich den Kontakt zu jemandem ausschleichen lassen, der auch depressiv war. Mich haben diese ständigen Stimmungswechsel gestört. Wir hatten auch mehrere Anläufe unternommen, uns zu treffen, ich hatte dann auch schon die Fahrt organisiert und dann wurde kurz vorher abgesagt, wirklich mehrfach. Und das fand ich dann schon sehr enttäuschend. Vor allem weil es irrationale Gründe waren.

Ich habe Verständnis dafür, wenn sich jemand mal schlecht fühlt. Das kann passieren. Es kann auch mal sein, dass man eine Verabredung nicht einhalten kann. Aber wenn das immer wieder passiert, sodass man davon ausgehen kann, dass es gar nichts wird, dann ist das auch für den anderen frustrierend.

Denn mir geht es auch nicht immer gut. Ich habe auch mal Kopfweh oder sonstwas. Deswegen kann ich mich nicht komplett aus dem Leben herausnehmen. Deswegen muss ich dennoch gewisse Erwartungen erfüllen. Man muss als erwachsener Mensch auch mal Dinge tun, auf die man aktuell nicht mehr so viel Lust hat. Und gerade wenn es sich um Freizeitaktivitäten handelt, könnte man ja annehmen, dass die Frau, wenn sie doch mit ins Kino gegangen wäre, dann doch noch Freude daran gehabt hätte. Vielleicht war es nur der innere Schweinehund, der anfangs so groß war und wenn der überwunden ist, macht es dennoch Spaß.

Das habe ich natürlich auch schon das eine oder andere mal gehabt. Bei meiner Mama ist das ganz extrem. Da habe ich jedoch öfters das Gefühl, dass sie lieber eine verlogene Tochter gehabt hätte, statt eine grundauf ehrliche Tochter. Das bin ich nämlich und ich quatsche nicht durch die Blume. Wer mich nach Meinungen fragt, kriegt sie. Das ohne Verluste, ohne Rücksichtnahme und ohne, dass ich darauf wert lege, ob man mich danach mag oder nicht.

Na ja, das finde ich aber schon eine unangenehme menschliche Eigenschaft. Man kann auch ehrlich sein und dennoch darauf achten, die Gefühle anderer nicht zu verletzen. Es ist immer eine Frage dessen, wie man etwas formuliert. Nur weil man nicht jegliche Rücksichtnahme weglässt ist man doch nicht verlogen. In dem Fall kann ich dann schon verstehen, dass andere enttäuscht sind, wenn sie rücksichtslos behandelt werden. Wer möchte schon, dass so mit einem umgegangen wird?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das sind doch völlig alltägliche Situationen, die einfach mal passieren. Bei den meisten erwachsenen Menschen habe berufliche Termine nun mal Priorität und darunter leidet dann unter Umständen eben mal die Freizeit. Ich glaube fast jeder würde liebend gerne das Meeting, das länger geht, abbrechen und statt dessen ins Kino gehen, aber so läuft das eben nicht.

Sicher ist meine Kinobegleitung enttäuscht wenn ich absagen muss, mindestens genauso enttäuscht wie ich selber, denn ich habe mich ja auch auf den Film und den gemeinsamen Abend gefreut. Aber dann sucht man sich eben einen neuen Termin, freut sich darauf und gut ist. Da muss man doch nicht gleich einen auf Drama Queen machen und in Selbstmitleid versinken.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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