Gefallen tun, um andere Person davor zu bewahren?

vom 17.05.2017, 08:40 Uhr

Eine Freundin erzählte mir jetzt, dass sie gebeten wurde auf den Hund ihrer Schwägerin aufzupassen, wenn bei ihr die Küche abmontiert wird. Da sie in der Küche einen Wasserschaden hatten, kommen sie nicht daran vorbei. Die Schwägerin meinte wohl, dass sie dem Hund nicht zumuten möchte, deswegen Stunden im Auto sitzen zu müssen.

Der Hund hat mit Fremden ein Problem und kann deswegen nicht in den Räumlichkeiten bleiben. Allerdings könnte die Schwägerin den Hund auch einfach in einen anderen Raum im Haus einsperren. Aber davon war irgendwie nicht die Rede. Jedenfalls soll meine Freundin den Hund dann für einige Stunden zu sich nehmen. Allerdings hat sie selbst einen großen Hund und doch Bedenken, dass sich beide vielleicht doch mal in die Wolle bekommen und sie dann schauen muss, dass sie zwei große Hunde getrennt bekommt.

Allerdings meinte die Schwägerin, dass sie ansonsten ihre Oma bitten würde, den Hund so lange zu sich zu nehmen. Aber meine Freundin weiß, dass der Opa Angst vor dem Hund hat, da dieser ihn schon mal angeknurrt hat. Auch hatte die Oma einen Unfall und ist seitdem leicht gehbehindert. Da der Hund ziemlich groß und stürmisch ist, macht sie sich da doch Sorgen, dass es zu viel für die Leute sein könnte.

Sie überlegt nun, den Hund alleine schon zu sich zu nehmen, um den Großeltern dies irgendwie zu ersparen. Diese würden sicherlich nicht nein sagen und hätten dann vielleicht doch Schwierigkeiten mit dem Tier.

Habt ihr schon jemandem einen Gefallen getan, um eine andere Person davor zu bewahren oder gar zu beschützen? Oder würdet ihr das nicht machen, da die anderen Personen ja auch selbst sagen könnten, dass sie diesen Gefallen nicht zun können oder möchten?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ehrlich gesagt sehe ich es schon so, dass jemand anderes auch nein sagen kann wenn er der Situation nicht gerecht wird und darauf, aus welchen Gründen auch immer, keine Zeit und Lust hat. Soviel erwarte ich dann schon von jedem Menschen und muss nicht für alle mitdenken und sie vor allem bewahren was an "Gefahren" lauert.

Ich sehe mich auch nicht als den Retter der Menschheit und muss nicht jeden vor allem und überall beschützen und es ihm abnehmen. Ansonsten wäre ich von morgens bis abends mit nichts anderem beschäftigt, als für andere zu rennen und andere davor zu bewahren vor solchen Dingen. Jetzt nicht unbedingt der Hund der ein paar Stunden aus dem Haus muss, aber auch andere Dinge.

Wenn es so wäre, dann hätte ich gestern in der Kita "Hier, Hier" brüllen müssen als eine andere Mutter darum gebeten worden ist, dass sie heute den Obstsalat für die Kinder macht zum Frühstück. Diese Dame hat zwei linke Hände und als sie das letzte mal Butterbrote schmieren sollte, kam sie mit zwei verbundenen Händen in der Kita morgens an, da sie sich mehrmals geschnitten hatte. Aus reiner "Sorge" sollte ich ihr das dann abnehmen oder wie? Fühlt sie sich nicht in der Lage dazu, dann kann sie auch noch selbst "Nein" sagen aber sie hat zugestimmt. Wie sie heute ausgesehen hat beim abliefern vom Obstsalat kann ich nicht sagen, da mein Sohn heute später gekommen ist und sie damit schon weg war.

Hin und wieder ja, aber sicherlich nicht dauerhaft und vor allem nicht jeden. Auch die immer nur Ja sagen und hinterher dann meckern müssen auch mal irgendwann selbst einsehen und es lernen, dass ein "Nein" gar nicht so schwer ist wenn man es einmal ausspricht. Da muss ich nicht den Retter für alle spielen. Es kommt vor, aber doch eher selten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich sehe das genauso wie Sorae. Man kann doch "Nein" sagen, wo liegt das Problem? Und wenn man das nicht kann, sollte man es schleunigst lernen, weil man sonst nonstop ausgenutzt wird und zum Depp vom Dienst degradiert wird. Ich empfinde es auch als unsympathisch, wenn man meint, sich für andere "opfern" zu müssen (dabei können die anderen genauso gut "nein" sagen um sich zu wehren). Was bildet man sich ein? Ist man Mutter Theresa? Da scheint wohl jemand einen gehörigen Knacks zu haben, dass man sich verzweifelt auf diese Weise aufwerten muss.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann es schon ein Stück weit verstehen und wenn ich weiß, dass ich besser für eine Sache geeignet bin als derjenige, der sonst vielleicht gefragt wird, dann würde ich auch überlegen, ob ich das der anderen Person nicht ersparen kann. Aber wenn ich auf etwas auch absolut keine Lust hätte oder es mir nicht zutrauen würde, das zu machen, dann würde ich es auch nicht machen, nur um eine andere Person davor zu bewahren.

Dann würde ich auch sagen, dass jemand anders den Gefallen genauso ablehnen kann, wie ich auch und dass derjenige das eben tun soll, wenn er etwas nicht machen möchte oder kann. Darum muss ich sagen, dass ich dann auch kein schlechtes Gewissen hätte, wenn ich den Gefallen ablehne und jemand anders aber nicht, der es auch nicht machen möchte. Ich denke auch, dass man es irgendwann einfach lernen muss, auch mal nein zu sagen, wenn man etwas nicht möchte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Alles würde ich auch nicht machen. Wenn ich auf eine Sache keine Lust habe, dann mache ich es auch nicht. Wenn die Großeltern das nicht schaffen würden muss man sich eben eine andere Person suchen, aber man sollte niemanden emotional erpressen. Immerhin kennt die Person die Situation und daher finde ich es schon einigermaßen dreist da mit den, wie man ja auch weiß, kranken Großeltern zu argumentieren um an eine Betreuung zu kommen.

Natürlich habe ich so etwas auch schon gemacht. Beispielsweise habe ich meiner Oma schon etwas mitgebracht, weil ich eh in der Nähe war und mein Onkel hätte extra zu ihr fahren müssen. So ist das schon in Ordnung gewesen und es hat mich auch nicht gestört, weil ich es von mir aus ausgemacht habe.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selbst gehöre zu den Menschen, die dann auch immer sofort Ja sagen. Ich denke immer, dass ich es dann doch noch am besten kann, und möchte anderen Leuten den Ärger ersparen. Dass dies oft nicht der Fall ist, merke ich dann auch später. Ich selber mache es dann oft nämlich nicht so viel besser wie erwartet und habe dann im Nachhinein auch Bedenken, ob es wirklich so gut war, dass ich gleich ja gesagt habe. Jedoch schreit mein inneres Helfersyndrom immer gleich "ja", denn ich möchte jedem Menschen, mit dem ich befreundet bin, am liebsten immer helfen und ihnen alles abnehmen. Das ist eine schreckliche Angewohnheit und ich musste mir in den letzten Jahren erst mal angewöhnen auch mal nein zu sagen.

In der Situation mit deiner Freundin, wüsste ich allerdings auch nicht wie ich wirklich reagieren würde. Ich denke, dass ich schon erst mal den Vorschlag machen würde, den Hund vielleicht in einem anderen Zimmer einzusperren. Wenn dies nicht möglich ist, dann würde ich den Hund sehr wahrscheinlich zu mir nehmen. Ich denke nämlich, dass es ihm bei mir immer noch besser gehen würde als bei den Großeltern, die damit sicher überfordert wären. Vielleicht trauen die sich ebenfalls nicht nein zu sagen, wenn am Ende was passiert, dann würde ich mich verantwortlich fühlen. Auch dann, wenn ich es eigentlich nicht bin. Ich würde mir dann Vorwürfe machen, dass es bei mir viel besser geklappt hätte und könnte dann nicht mehr ruhig schlafen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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