Gefängnisse als Flüchtlingsheime einsetzen angebracht?

Ich habe gelesen, dass es in den Niederlanden zu viel Platz in Gefängnissen gibt und viel zu wenig Platz in Asylheimen. Aus diesem Grund hat man sich dazu entschlossen, die Flüchtlinge in leeren Gefängnissen einzuquartieren. Mittlerweile leben 600 Asylbewerber in vier von sechs ehemaligen Gefängnissen. Als Notlösung finde ich das gar nicht mal so schlecht, zumal die Flüchtlinge ja nur solange in den Gefängnissen leben und sich frei bewegen können, bis darüber entschieden wird, ob der Asylantrag abgelehnt wird oder akzeptiert wird und im letztgenannten Fall eine Wohnung bezogen werden kann.

Was haltet ihr von dieser alternativen Nutzung? Findet ihr das irgendwie menschenunwürdig, wenn unschuldige Menschen in Gefängnissen leben müssen? Oder findet ihr diese Idee sogar gut und lobenswert? Könnt ihr Kritik an dieser Lösung nachvollziehen und verstehen?

Die Niederlande scheinen ja das absolute Paradies zu sein. Anscheinend rückläufige Kriminalität und zumindest eine Chance für Asylbewerber. Bei uns ist es gerade umgekehrt - viele hastig eingerichtete Unterkünfte für Geflüchtete von vor ein paar Jahren, als unser armes Land in heller Panik war, stehen mittlerweile leer, und unsere guten, deutschen Strafvollzugsanstalten platzen teilweise aus allen Nähten. Bei uns wäre es daher auf etwa 20 verschiedene Arten absurd, die paar verstreuten Asylbewerber, die jetzt noch auf der Suche sind, ausgerechnet in einen Knast zu quetschen.

Wenn es partout keine andere Lösung gibt, sehe ich aber auch kein Problem darin, Leute übergangsweise in Gefängnisgebäuden unterzubringen. Die Gemütlichkeit hält sich zwar in Grenzen, aber so lustig war es bestimmt auch nicht, wochenlang in einer Turnhalle mit vier Klos für 500 Leute festzusitzen. Im Knast hat man wenigstens Privatsphäre. Solange die Leute nicht wie Strafgefangene behandelt werden, sehe ich hier kein Problem, zumal da es bei uns sowieso nicht zum guten Ton gehört, Mitmenschen mitmenschlich zu behandeln. Aber ich kenne auch kein Land, in dem Gefängnisse leer stehen und anderweitig genutzt werden können, weswegen die Frage, ob es sich um ein "angebrachtes" Vorgehen handelt, oder ob man die Leute besser auf Planen im Schlamm schlafen lässt oder was auch immer, von vornherein müßig ist.

Ich würde es auf jeden Fall besser finden, als die Lösung in Berlin. Dort kontrollieren ja libanesische Familien den Wohnungsmarkt für Flüchtlinge. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Aber Berliner Politik ist für mich sowieso oftmals nicht nachzuvollziehen. Zurück zum Gefängnis. Es ist ein Gebäude mit vielen Wohneinheiten und gut ausgebauten Sozialtrakten.

Außerdem bietet es Gemeinschaftsräume und auch einen abgeschlossenen Außenbereich. Für mich nicht die schlechteste Wahl. Ich persönlich würde lieber in solch einem Gebäude untergebracht sein, als in einem Containerbau. Was das Gebäude früher einmal war, kann mir ja gänzlich egal sein. Hauptsache ich habe erst einmal ein Dach über dem Kopf in einer guten Bausubstanz.