Geburtstagsfeiern gut für die kindliche Entwicklung?

Ich sah vorhin eine Szene, in dem es darum ging, dass ein Paar eben heiraten wollte. Da der Mann aber vor kurzem von den Zeugen Jehovas ausgetreten war und sein Leben ohne diese Religion weiterleben wollte, haben sich die Trauzeugen etwas ganz besonderes ausgedacht. Da die Zeugen Jehovas ja grundsätzlich keine Geburtstage feier und noch nicht einmal zum Geburtstag von jemandem dieser Person gratulieren, hatte der Bräutigam noch nie seinen Geburtstag gefeiert und kannte das Gefühl auch gar nicht, das man hat wenn man freudestrahlend aufwacht und sich schon Tage vorher auf seinen Geburtstag und eben Feiern mit Freunden freut.

Deswegen haben die Trauzeugen sich überlegt, als eine Art Junggesellenabschied alle 24 Geburtstage im Prinzip nachzufeiern und haben dann eher eine klassische Geburtstagsparty organisiert und keine Junggesellenabschied. Er durfte dann auch eine Schärpe tragen mit der Aufrschrift "Happy Birthday" und hat auch Geburtstagsgeschenke bekommen. Er hat sich wirklich riesig darüber gefreut.

Das brachte mich irgendwie zum Nachdenken. Mir ist klar, dass es einem Kind nicht unbedingt schadet, wenn man seinen Geburtstag nicht feiert, solange es eben genug zu Essen hat, es nicht verwahrlost und man sich sehr gut darum kümmert. Aber dennoch finde ich, dass Geburtstage eben dazu gehören. Man feiert an diesem Tag ja auch, dass diese Person eben auf dieser Welt ist und ich finde diese Form von Wertschätzung eben schon wichtig für die kindliche Entwicklung.

Was meint ihr dazu? Schadet es einem Menschen, wenn er wie der oben genannte Bräutigam nie eine Gratulation oder eine Geburtstagsfeier bekommt? Welche Auswirkungen kann das für ein Kind haben?

Ich denke schon, dass das einem Kind schadet. Nicht, weil es keine Geschenke bekommt oder an dem Tag nicht als Besonderheit angesehen wird, aber allein schon wenn es in die Schule geht und die Freunde dann fragen und es keine Antwort hat oder erzählen muss, dass man den Tag nicht feiert, damit würde es sich in meinen Augen selber ausgrenzen und deswegen allein schon würde ich immer einen Kindergeburtstag machen.

Wenn man selber religiös ist und sein Kind so erzieht, ist es ja in Ordnung, aber solche Dinge gehören auch dazu, damit das Kind keine Sonderstellung in der Klasse annimmt. Zumal sich ein Kind ja auch über die Aufmerksamkeit an dem Tag freut und es gut für die kindliche Seele ist.

Ich finde, dass es schon ein bisschen hoch gegriffen ist, gleich von "Schaden" zu sprechen, wenn ein Kind etwas nicht macht oder darf, was bei "allen anderen Kindern" mehr oder weniger dazugehört. Als Mitglied einer Sekte groß zuwerden, ist bestimmt nicht immer einfach und hat auch seine Nachteile, weswegen manche ihrer Religion als Erwachsene den Rücken kehren und in Kauf nehmen, aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden. Meines Wissens sind gerade die Zeugen Jehovas nicht gerade zimperlich, und die Tatsache, dass sie keine Geburtstage feiern stellt nur einen Aspekt unter vielen problematischen Ansichten dar.

Aber wenn man nur auf den Kindergeburtstag schaut, gibt es sicher viele mehr oder weniger gute Gründe, wieso Eltern nicht möchten, dass dieser gefeiert wird. Das ist für das Kind dann sicher nicht immer schön, aber ich weiß nicht, ob es tatsächlich schadet, wenn man nicht das Riesengedöns macht, zu dem die meisten Kindergeburtstage mittlerweile verkommen sind. Und Gründe zum "Ausgrenzen" gibt es unter Kindern immer. Da kann man als Elternteil die supertollste Party schmeißen, und es ist den lieben Kleinen trotzdem nicht recht, weil die Eltern von Jonas beim Paintball waren und bei Sophia ein echtes, lebendiges Pony zum Reiten gemietet wurde oder was auch immer.

Manchen Kindern wird es vielleicht sogar ganz recht sein, weil sie nicht so gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen oder was auch immer. Meine Geburtstagspartys in der Grundschule waren für mich auch immer reine Pflichttermine, und ich wäre viel glücklicher gewesen, wenn man mich allein in Ruhe etwas hätte lesen lassen.