Gangschaltung bei Fahranfängern ein Sicherheitsrisiko?

Ich habe kürzlich eine sehr interessante Diskussion mitbekommen. Es ging darum, dass eine Frau für ihre Tochter ein kleines Auto kaufen wollte - eben für Anfänger wie sie betonte. Sie wollte dann auch einige Vorschläge hören, wobei einer dann meinte, dass man für Fahranfänger unbedingt ein Auto mit Automatik-Schaltung kaufen müsste.

Denn die Fahranfänger wären durch die Gangschaltung viel zu abgelenkt und würden somit leichter und schneller Unfälle bauen. Daher wären Gangschaltungen bei Fahranfängern ein überhöhtes Sicherheitsrisiko. Jemand anderes meinte aber, dass gerade die Gangschaltung doch gar nicht so kompliziert wäre und es wäre wichtig, dass ein Anfänger genau diese Schaltung im Schlaf beherrschen würde.

Ich selbst habe damals in der Fahrschule ein Auto mit Gangschaltung gehabt und ich persönlich verstehe nicht, was daran jetzt so kompliziert sein soll. Ich habe jedenfalls noch keinen Unfall gehabt, weder verursacht noch sonst irgendwie involviert und ich würde die Gangschaltung jetzt rückblickend betrachtet auch nicht als Sicherheitsrisiko bezeichnen.

Ich bin bisher immer sehr gut damit klargekommen und finde da auch nichts kompliziertes dran. Wie seht ihr das? Sollte man Fahranfängern eher ein Auto mit Automatik-Schaltung oder mit Gangschaltung zur Verfügung stellen? Was ist ein geringeres Sicherheitsrisiko und warum?

Wer seine Führerscheinprüfung mit einem Fahrzeug abgelegt hat, welches über ein manuelles Schaltgetriebe verfügt, sollte sicher genug sein, um damit im Straßenverkehr zurecht zu kommen. Fährt der Fahranfänger nach bestandener Prüfung überwiegend mit einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe, wird er eher Probleme bekommen, irgendwann wieder ein Fahrzeug mit manueller Schaltung zu fahren.

Dass man als Fahranfänger erst mal Erfahrung im Straßenverkehr sammeln muss, sollte jedem klar sein. Diese sollte man dann aber auch konsequent sammeln. Wo jetzt das Sicherheitsrisiko bei der manuellen Schaltung liegt, erschließt sich mir nicht. Sicherlich hat man in mancher Situation die Qual der Wahl des richtigen Ganges, aber warum das gleich zum Risiko werden soll, verstehe ich nicht.

Auf jeden Fall ist es sinnvoll, seinen Führerschein mit einem Schaltfahrzeug zu machen, denn wer ein Auto mit Schaltgetriebe fahren kann, lernt es in 5 Minuten ein Automatik Auto zu fahren, umgekehrt aber lernt man das nicht so schnell.

Dennoch bin ich der Ansicht, dass es für Fahranfänger einfacher ist, ein Auto mit Automatikschaltung zu fahren, da so die volle Konzentration dem Verkehr gewidmet ist und keine Aufmerksamkeit für das Schalten verloren geht.

In der Regel ist für einen Fahranfänger ja ziemlich alles erst mal ein bisschen ablenkend und verwirrend, einfach aus dem Grund dass man keinen neben sich sitzen hat, der im Notfall helfen kann. Gangschaltung erachte ich dennoch nicht als Nachteil. Immerhin lernt man in der Fahrschule doch wie man diese zu benutzen hat. Sonst würde man ja auch nicht die Fahrprüfung bestehen. Ich denke nicht, dass dies ein Sicherheitsrisiko darstellt.

Ich habe sehr spät erst den Führerschein gemacht. Ich war 37 als ich die Prüfung machte und ich habe mir nie vorstellen können mit Schaltgetriebe zu fahren. Aber in der Fahrschule habe ich überhaupt keine Praxis mit einem Automatikgetriebe gehabt und ich habe mich sehr schnell hereingefunden und man lernt auch schnell, wann man schalten kann und sollte. Ich finde, dass gerade Fahranfänger ein Schaltgetriebe fahren sollten, damit sie lernen auch damit umzugehen und Fahrpraxis zu bekommen.

Ich denke weiterhin auch, dass die Konzentration nachlässt, gerade bei Fahranfängern, wenn man nur gerade aus fährt und nicht schalten muss. Ich finde, dass Schaltgetriebe für Fahranfänger ein absolutes Muss sein sollte. Sicher gibt es Menschen, die Schaltgetriebe nicht mögen. Aber das kann man dann später immer noch fahren, wenn man Fahrpraxis hat und ein wenig Routine drin hat.

Eine ältere Bekannte von mir wohnt im Mittelgebirge und hat dort mit über 60 noch den Führerschein gemacht. Ohne Auto kommt man an diesem abgelegenen Dorf zu nichts. Kein Supermarkt in Laufweite, der Bus fährt kaum und so weiter. Am alten Wohnort konnte sie nicht bleiben. In der Fahrschule hatten die Fahrlehrer ihr geraten, gleich einen Führerschein für Automatik Autos zu machen, weil man im Gebirge doch recht oft schalten muss und im fortgeschrittenen Alter in so einer Gegend Automatik doch einigen Komfort bietet. Den Vorschlag fand ich durchaus sinnvoll, weil zum Beispiel Anfahren am Hang mit Schaltgetriebe doch anspruchsvoller ist, als mit Automatik.

Ansonsten würde ich jüngeren Fahranfängern schon raten, Schaltgetriebe in der Fahrschule zu lernen. Alleine deshalb, weil es auf dem Markt für gebrauchte Autos weit mehr Angebote mit Schaltgetriebe gibt als mit Automatikgetriebe und dadurch auch die Preise etwas günstiger sind. Und wenn man nur den Führerschein für Automatik gemacht hat, darf man auch nur solche Autos fahren und das schränkt schon allein deshalb ein, weil man sich nicht schnell mal in der Werkstatt oder vom Kumpel ein Leihauto besorgen kann, wenn das eigene Auto gerade nicht fahrbereit ist.

Und auch wenn ich mit Schaltgetriebe fahren gelernt habe, kann ich auch mit Automatik fahren, das habe ich bei der Bekannten schon probiert. Allerdings empfinde ich es etwas langweilig, weil man am Steuer recht wenig zu tun hat. Mir ist trotz alle das Schaltgetriebe lieber, auch weil man da mehr Möglichkeiten hat, Einfluss zu nehmen. Manchmal schaltet die Automatik zum Beispiel erst dann, wenn man als Schaltgetriebe Fahrer schon längst in einen anderen Gang geschaltet hätte und das stört mich und lenkt mich mehr ab, als manuell einen neuen Gang bei Bedarf einzulegen.

Außerdem glaube ich nicht, dass das Getriebe bei den meisten Fahranfängern die Unfälle verursacht, besonders nicht bei jungen. Für mich sehe ich die Ursache eher im Risikoverhalten und in der geistigen Reife der jeweiligen Person und in der Bereitschaft Regeln einzuhalten und auf Sicherheit zu achten. Das Schalten selbst läuft mit einiger Übung wie von selbst.