Game of Thrones mit zu hohem Tempo?
Inzwischen hat die vorletzte Staffel der beliebten Serie Game of Thrones schon fast ihre Halbzeit erreicht. Während die siebte Staffel insgesamt ihren durchaus hohen Ansprüchen gerecht werden kann, gibt es jedoch einen Aspekt, der vielen Fans und Analytikern bereits aufgefallen ist. Und zwar ist die Erzählweise deutlich schneller und ereignisreicher geworden.
Während eine Reise durch halb Westeros in den alten Staffeln mehrere Folgen dauern konnte, dauern diese inzwischen nur noch eine Folge. Jon ist sofort auf Drachenstein angekommen und Jaime Lennister ist mit seiner Armee in Windeseile im Süden angekommen. Auch die Erkrankung sowie die anschließende Heilung von Jorah Mormont ist innerhalb von drei Folgen komplett abgearbeitet worden.
Ich persönlich finde, dass das aktuelle Tempo eindeutig zu hoch ist. Die Fans der Serie sind es gewohnt, dass sich für die Handlung Zeit genommen wird, wodurch mehr Platz für Details und schöne Dialoge bleibt. So wirkt die Staffel bisher sehr gehetzt, wobei die Szenen nach wie vor ja hervorragend sind.
Warum hat die siebte Staffel ein so hohes Tempo? Läuft den Produzenten die Zeit davon? Warum hat man sich dann nicht für mehr Folgen entschieden? Findet ihr das neue Erzähltempo gut oder schlecht? Das Ende der Geschichte ist den Produzenten ja schon lange bekannt. Weshalb hat man das Tempo dann nicht besser auf die Staffeln verteilt? Erwartet uns in den letzten Folgen vielleicht im Gegenzug eine sehr geringe Zeitraffung?
Ich finde auch, dass die Handlung immer mehr und mehr zu rennen beginnt. Während die erste Folge noch recht schleppend war, im Vergleich mit den bisherigen Folgen aus vergangenen Staffeln, hat die aktuell dritte Folge schon ein ziemliches Tempo vorgelegt.
Man hat aus Zuseher das Gefühl etwas verpasst zu haben. In der Handlung befinden sich Lücken. Ich muss da nur an die Szene denken wie Haus Lannister Haus Tyrell besiegt. Man sieht zuerst nur die Armee der Lannisters in die Schlacht ziehen und in der nächsten Einblendung ist die Burg schon eingenommen.
Ich will damit nicht sagen, dass mir das Gemetzel an sich gefehlt hat, sondern die Handlung war dadurch schwerer nachzuvollziehen, da man erst nach der Schlacht erkennen konnte, dass nun Haus Tyrell angegriffen wurde.
Das die Staffel so ein Tempo vorlegt, soll angeblich daran liegen, dass die Gagen der inzwischen berühmten Schauspieler pro Folge über die Millionen hinausgehen und so natürlich auch ein nicht unwesentlicher Kostenfaktor sind. Aus diesem Grund soll die achte Staffel auch nicht mehr Folgen haben, dafür sollen diese jedoch Spielfilmlänge haben. Man darf wirklich gespannt bleiben wie die Abenteuer und Geschehnisse in Westeros weitergehen werden.
Prinzipiell kann ich die Eindrücke bestätigen, wobei ich nicht finde, dass es schlecht ist. Denn gerade am Anfang fand ich die Serie recht langwierig bis mal Action ins Spiel kam. Das mag zwar immer so sein oder zumindest meistens, weil die Charaktere ja erst einmal eingeführt werden müssen, aber da stirbt ja eh jeder, wozu also die Mühe.
Ich kann mir auch denken, dass die verringerte Folgenzahl pro Staffel damit zu tun hat. Zwar sollen die Folgen etwas länger sein als in den Vorgängerstaffeln, es ist aber tatsächlich „nur“ etwas länger. Während früher eine Folge 45 bis 50 Minuten gedauert hat, ist es jetzt 50 bis 60 Minuten, ganz selten mal mehr als eine Stunde. Damit bekommt man dann vielleicht den Stoff für eine weitere Folge in die Staffel, das sind dann aber immer noch zwei weniger. Die müssen natürlich kompensiert werden. Und mal ehrlich, wer will denn Sehen wie Jon Snow in einer ereignislosen Schifffahrt von Winterfell nach Drachenstein segelt? Vielleicht passiert tatsächlich nicht mehr, also kann man das Ganze auch straffen. Vielleicht bringen die Bücher, die hoffentlich noch erscheinen mögen, etwas mehr oder entspanntere Handlung mit sich, das wird sich zeigen.
Warum die Anzahl an Folgen in den letzten beiden Staffeln geringer ist als noch davor weiß ich nicht. Ich meine mal gelesen zu haben, dass die Schauspieler einen Heiden Geld bekommen pro Folge und dass das dann alles einfach zu teuer wird. Das kann man dann nachvollziehen. Ein anderer Grund wäre, dass die Dreharbeiten so lange dauern, weil sie teilweise auch aufwändig sind, dass man nicht mehr schafft. Allein die Nachbearbeitung, um die Drachen und die Armee der weißen Wanderer in die Folgen zu bekommen stelle ich mir sehr aufwändig vor. Daher ist das vielleicht verständlich. Man hat das ja schon bei der siebten Staffel gesehen, die nicht wie die anderen immer im April, sondern im Juli gestartet ist.
Einer der Gründe dürfte sicher auch sein, dass die Schauspieler sich nach diesen ganzen Jahren endlich mal wieder anderen Projekten zuwenden wollen und die Hauptverantwortlichen klar gesagt haben, nicht über acht Staffeln zu gehen. Der große finanzielle Anteil kommt natürlich auch noch dazu.
Das Tempo hat ja teilweise wirklich schon absurde Ausmaße angenommen. Bis zur letzten Folge hat es mich im Gegensatz zu anderen Fans nicht sonderlich gestört, wenn bei Game of Thrones neuerdings augenscheinlich ein Beamer vorhanden sein muss, so schnell wie die Charaktere innerhalb des Kontinents springen. Aber die letzte Folge hat dem ganzen wirklich die Krone aufgesetzt. Jede Minute war ich mir sicher, dass die Leute hinter der Mauer verloren zu sein scheinen, denn kein Drache wird innerhalb von Stunden so schnell verfügbar sein.
Was aber viel schlimmer ist, ist das derzeitige Writing, die Serie fängt an zum beliebigen Fantasy-Epos zu verkommen, denn die ausgefeilten Handlungsstränge und Dialoge sind eventuell auch aufgrund der fehlenden Buchvorlage perdu. Wurde in der ersten Staffel noch über mehrere Folgen gezeigt, wie die Familie Stark Wochen und Monate für die Reise von Winterfell nach Köngismund brauchte, tauchen heute alle ganz plötzlich innerhalb einer Folge über den Kontinent verstreut auf. Brauchte Dany fünf Staffeln, um sich in Essos auf den Krieg vorzubereiten, überschlagen sich in dieser Season die Ereignisse nur so. Abgesehen davon, dass mir einige Entwicklungen missfallen, aber das ist mein persönlicher Geschmack.
Möglicherweise würden sie mir weniger quer im Magen liegen, wenn die Vorbereitung als Konsument behutsamer und nachvollziehbarer verlaufen wäre. Schließlich konnte ich auch geschockt damit leben, was auf der roten Hochzeit oder mit den Schattenwölfen passiert ist. Das jetzt hier wirkt teilweise wie ein schnell runtergedrehtes Script, wo ein Grundgerüst steht, an dem das Fleisch aber zu dünn ist. Möglicherweise liegt es auch an George Martin und seiner offensichtlichen Schreibblockade selbst.
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