Gäbe es Alternativen zum Rundfunkbeitrag?

vom 11.11.2014, 22:07 Uhr

Ich bin einer der Personen die eigentlich erst dann vom Rundfunkbeitrag profitiert haben, als sie ihn zahlen mussten. Früher GEZ, heute ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice, ist für viele nach wie vor ein Dorn im Auge. Die gezahlten Gelder gehen an die Rundfunkanstalten sowie an die Landesmedienanstalten. Seit 2013 ist jeder Haushalt dazu verpflichtet, diesen Beitrag zu bezahlen, egal wie viele Mitglieder sich in diesem Haushalt befinden. Es ist auch egal ob man ein Radio, einen Fernseher oder nichts davon besitzt, der Beitrag ist inzwischen für alle gleich, da auch davon ausgegangen wird, dass jeder zu Hause Internet hat und darüber sowohl auf Radio, als auch auf die Mediatheken der öffentlichen rechtlichen Sender zurückgreifen kann.

Ich selbst muss dennoch sagen, dass ich davor keines davon genutzt habe. Fernsehen habe ich eigentlich so gut wie nie geschaut und wenn dann auch nur Filme. Natürlich sind die Nachrichten in den öffentlichen Sendern deutlich besser, als in den privaten, aber ich habe meistens trotzdem keine Nachrichten geschaut, sondern eher gelesen. Daneben habe ich auch im Auto kein Radio gehört, sondern Musik und die Mediatheken im Internet auch nicht genutzt. Seit ich die Gebühren zahlen muss, bin ich auch schon in den Geschmack gekommen ab und an mal eine Sendung in der ZDF Mediathek zu schauen, besonders die Heute Show, Nachrichten und unterschiedliche Wissenschaftsmagazine schaue ich mir an.

Grundsätzlich denke ich aber schon, dass man das hätte besser lösen können. Mit Radio kenne ich mich natürlich nicht so gut aus, aber beim Fernsehen und bei der Mediathek im Internet hätte man das ja schon so machen können, dass man diese nur nutzen kann, wenn man den Beitrag bezahlt. Man hätte dann ein Passwort bekommen können, mit dem man sich einloggen und die Sachen nutzen kann. Alle die daran kein Interesse haben, hätten den Beitrag dann nicht zahlen müssen und fertig. Ich denke auch nicht, dass das zu aufwendig wäre sowas einzuführen, ich denke eher, dass die Leute da zu große Angst haben, dass dann nur noch ein bisschen Geld reinkommt, schließlich würden sich die meisten Leute dann wahrscheinlich doch gegen die Nutzung entscheiden.

Wie ist das bei euch, denkt ihr auch, dass es da andere Alternativen geben könnte, wenn man nur wollte und es eigentlich keine Beitragspflicht geben müsste? Grundsätzlich finde ich es schon albern für etwas zahlen zu müssen, nur weil man es nutzen kann. Mit dieser Begründung könnte man ja alles mögliche in Zahlung geben, aber was bringt den Menschen das, wenn sie es gar nicht nutzen wollen, weil sie keine Zeit oder kein Interesse haben? Was denkt ihr?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Für mich ist der Rundfunkbeitrag so etwas lästiges wie der Kirchenbeitrag. Leider kann man bei ersterem nicht einfach austreten. Das einzige, was ich an letzterem besser finde ist, dass die Kirchensteuer nach dem Einkommen berechnet wird. Bei der Rundfunkgebühr wird ja- jedenfalls bei uns- ein Fixbetrag erhoben, der je nach Verdienst ganz schön happig sein kann. Bei uns sind es mittlerweile 42 Euro jeden zweiten Monat. Und mit 21 Euro im Monat, kann ich mir schon fast einen Bausparer einrichten und habe dann sechs Jahre später etwas davon.

Deshalb würde ich sagen, dass man hier wirklich nach dem Einkommen geht. Denn wie in einem anderen Thread schon kritisiert wurde, ist es sowohl bei der GEZ als auch bei der GIS so, dass zwar um Befreiung angesucht werden kann, jedoch als Voraussetzung dafür nicht etwa ein geringes Einkommen, sondern lediglich eine soziale Invalidität dient. Also sprich, der zu befreiende Kunde muss entweder Sozialhilfeempfänger sein, oder Arbeitslosengeld oder Pensionsgeld bekommen, ansonsten hat er gar keine Chance auf Befreiung.

Das ist insofern nicht fair, als dass auch ein arbeitender Mensch, der eben nur ein geringes Einkommen hat- auch wenn wir hier nur von 400 Euro monatlich sprechen- nicht befreit wird, wobei ein Arbeitsloser oder Empfänger anderer Leistungen wesentlich mehr Einkommen monatlich bekommen kann, aber trotzdem generell von der Gebühr befreit wird.

Deshalb würde ich beispielsweise sagen, das etwa ein Prozent des Bruttolohnes etwa für die GEZ oder bei uns GIS erhoben werden sollte. Dann wären schon einmal die Wenigverdiener entlastet. Dort würde ich dann aber auch keine Ausnahmen machen, ob jemand nun arbeitssuchend ist, oder Sozialhilfe empfängt. Ein Prozent des Bruttolohnes, so finde ich, ist für jeden zumutbar. Andere Meinungen? Eine generelle Abschaffung dieses Schwachsinns wäre natürlich sinnvoll. Ich frage mich so oder so, warum es nicht schon lange abgeschafft wird, wenn so viele dagegen stimmen?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 11.11.2014, 22:29, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Grundsätzlich finde es das System gut. Da wird ein Bildungsauftrag erfüllt und jeder sollte in den Genuss kommen, seriöse Nachrichten und Beiträge zu hören und zu sehen. Es ist ein solidarisches System. Alle müssen zahlen und so kann es frei zugänglich sein. Müsste man speziell dafür zahlen, um es nutzen zu können, könnten es sich viele nicht leisten und wären dazu verdonnert, ausschließlich RTL2-Nachrichten und den ganzen anderen Schrott schauen zu müssen.

Leider habe ich aber oftmals nicht das Gefühl, dass ich mit meinem Rundfunkbeitrag großartig bildendes Fernsehen und Radio finanziere. Deutschlandradio finde ich ja noch sehr wertvoll und einzelne Sendungen im Fernsehen auch. Aber ganz viele Beiträge haben eben so gar nichts mit Bildung zu tun, sind total überteuert oder einfach von schlechter Qualität. Von den Gehältern mal ganz abgesehen.

Also grundsätzlich würde ich gerne eine moderaten Beitrag dazu beisteuern, dass Deutschland nicht komplett von SAT1 und RTL2 verblödet wird. Dass alle Zugang zu wertvollen, seriösen, bildenden Sendern und Beiträgen haben. Aber im Detail müsste einiges geändert werden. Aber ein Solidarsystem, bei dem jeder zahlen muss, kann es ruhig bleiben. Auch, wenn ich persönlich es nicht nutze.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wir schauen sehr viel die öffentlich-rechtlichen Programme. Meist da zwar die dritten Programme und die Untersender von ARD und ZDF, aber unser Beitrag ist da weniger als das was wir anschauen. Und man ist doch bei den anderen Sendern schon genervt, dass so viel Werbung kommt. Das müsste dann bei den genannten Sendern auch eingeführt werden, damit man das Programm finanzieren kann.

Dann lieber doch den Rundfunkbeitrag und das wesentlich gerechter als vor 2013. Wenn man alles nur über kostenpflichtige Angebote im Internet regeln sollte, würde das vermutlich nicht funktionieren. Das haben schließlich schon Zeitungen festgestellt, die entsprechende Angebote haben. Die Leserzahlen sind trotzdem rückläufig, weil man nicht bereit ist pro Artikel zu bezahlen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Bienenkönigin: Nein das ist natürlich Quatsch, es würde ja das gleiche Prinzip gelten wie jetzt auch. Alle die jetzt zahlen müssten nach einem neuen System auch zahlen und die die eine Befreiung bekommen, die würden dann auch ganz normal befreit und könnten die Vorteile dennoch nutzen. Aber diejenigen die jetzt zahlen und die Angebote nicht nutzen wären im Vorteil, denn sie müssten nicht zahlen.

@Punktedieb: Es wäre auf jeden Fall ein Nachteil für die Sender, denn ich rechne damit, dass sie dann deutlich weniger Geld zur Verfügung hätten. Aber dies Sender sind für mich keine afrikanischen Waisenkinder, wenn jemand sie nicht schauen will, warum soll er dafür zahlen? Wenn sie dann weniger Geld haben, können sie ihr Angebot ja einschränken oder so. Ich finde das immer noch besser, als das jeder zahlen muss, ohne es zu nutzen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:@Bienenkönigin: Nein das ist natürlich Quatsch, es würde ja das gleiche Prinzip gelten wie jetzt auch. Alle die jetzt zahlen müssten nach einem neuen System auch zahlen und die die eine Befreiung bekommen, die würden dann auch ganz normal befreit und könnten die Vorteile dennoch nutzen. Aber diejenigen die jetzt zahlen und die Angebote nicht nutzen wären im Vorteil, denn sie müssten nicht zahlen.

Dann würden aber viel zu viele nicht zahlen und das System nicht funktionieren. Und wer würde befreit werden? Doch nur wirklich die, die Arbeitslosengeld beziehen oder ähnliches. Aber wer arbeitet und dennoch nicht viel Geld hat, würde keine Befreiung bekommen. So wie es nordseekrabbe schon beschrieben hat. Somit könnten es sich viele nicht leisten und würden auf RTL2 zurückgreifen.

Die öffentlichen Rundfunkanstalten haben einen Bildungsauftrag. Andere Sender werden durch die Wirtschaft und Politik beeinflusst, sind von der Meinung ihres Besitzers geprägt. Der öffentliche Rundfunk ist davon unabhängig und berichtet neutral. Die müssen sich nicht bei einigen Themen zurückhalten, weil ihre Geldgeber das so wollen.

Was passiert, wenn Geldgeber zu viel Einfluss haben, sieht man in anderen Ländern. Rupert Murdoch beispielweise, der ein Medienimperium aufgebaut hat. Durch dieses nimmt er aber großen Einfluss auf die Berichterstattung, die sehr einseitig wird. In Wahlkämpfen beispielsweise ist so keine neutrale Berichterstattung möglich. Während des Irakkriegs hat er Informationen zurückgehalten, damit die Bevölkerung weiterhin für den Krieg ist. Umfragen zufolge glaubten die Zuschauer seines Senders FOX weiterhin, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besäße, als dem Rest der Welt schon längst bewiesen worden war, dass dem nicht so ist.

Nein, unabhängige Sender sind unglaublich wichtig. Das kann man nicht immer nachvollziehen, wenn auf dem hessischen Rundfunk ein Beitrag über ein Apfelfest läuft oder 20 Stunden Karneval übertragen werden. Erst recht nicht, wenn Millionen ausgegeben werden, um Fußballspiele übertragen zu können und auch ganz besonders bei der überteuerten und dabei immer weniger beliebten Sendung "Wetten, dass...?". Aber mit Blick auf andere Länder bin ich dankbar für die öffentlichen Sender und das solidarische Finanzierungssystem.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Die öffentlichen Rundfunkanstalten haben einen Bildungsauftrag. Andere Sender werden durch die Wirtschaft und Politik beeinflusst, sind von der Meinung ihres Besitzers geprägt. Der öffentliche Rundfunk ist davon unabhängig und berichtet neutral. Die müssen sich nicht bei einigen Themen zurückhalten, weil ihre Geldgeber das so wollen.

Hast du denn schonmal ARD und ZDF gesehen, um dir ein eigenes Bild von ihrer "unabhängigen" Berichterstattung zu machen oder gibst du nur das wieder, was "theoretisch" Teil des Konzepts sein sollte? Ich habe schon diverse Sendungen dort verfolgt und mich kotzt dieses Russland-Bashing dort total an. Neutrale und unabhängige Berichterstattung sieht in meinen Augen anders aus und mich regt total auf, dass ich für so einen Mist auch noch zahlen muss, weil ich in diesem Land keine andere Wahl habe. Früher war diese Antikriegspropaganda viel extremer, sodass sich das mittlerweile etwas abgemildert hat. Aber von wirklicher Neutralität kann man in meinen Augen immer noch nicht sprechen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Olly173 hat geschrieben:Hast du denn schonmal ARD und ZDF gesehen, um dir ein eigenes Bild von ihrer "unabhängigen" Berichterstattung zu machen oder gibst du nur das wieder, was "theoretisch" Teil des Konzepts sein sollte?

Nein, ich habe keinen Fernseher. Ich bin also eine von denen, die für etwas zahlen, was sie nicht nutzen. Ich wollte aber doch darauf hinaus, dass das System in der Theorie gut ist. Es sollte nur in einigen Details geändert werden, nicht im Grundsatz oder gar abgeschafft werden. Dazu gehört dann eben auch eine noch unabhängigere Berichterstattung. Aber ohne das System wäre die Berichterstattung doch noch viel, viel einseitiger.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@Bienenkönigin: Die die arbeiten und nicht viel Geld haben zahlen jetzt doch auch, also wo ist das Problem? Der Unterschied wäre nur, dass sie es sich nach einer möglichen neuen Regelung aussuchen dürften, ob sie zahlen oder nicht. Und ja es würde wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass nur noch sehr wenig Geld zusammen kommt. Das würde gleichzeitig aber auch bedeuten, dass viele Leute das Angebot gar nicht nutzen und auch nicht nutzen wollen. Wofür sollte das Angebot also bestehen bleiben? Es würde natürlich auch bedeuten, dass das Angebot etwas eingeschränkt wird, aber das sollte bei 9 Sendern auch kein Problem sein denke ich.

Und ja natürlich sind unabhängige Sender wichtig. Aber wenn nur wenige Leute sie schauen, sollten nicht die zahlen müssen, die das Angebot nicht wahrnehmen. Ich fände es besser, wenn weniger Leute zahlen, nämlich nur die, die es auch nutzen. Und das Angebot würde dadurch etwas eingeschränkt. Dann gibt es meinetwegen nur noch 5 Sender, das ist auch kein Beinbruch.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Crispin hat geschrieben: Aber wenn nur wenige Leute sie schauen, sollten nicht die zahlen müssen, die das Angebot nicht wahrnehmen. Ich fände es besser, wenn weniger Leute zahlen, nämlich nur die, die es auch nutzen. Und das Angebot würde dadurch etwas eingeschränkt. Dann gibt es meinetwegen nur noch 5 Sender, das ist auch kein Beinbruch.

Ich verstehe schon, dass es auf den ersten Blick wütend macht, zahlen zu müssen. Ich bin auch nicht begeistert, wenn die Rechnung kommt. Ich beruhige mich immer damit, dass ich für Deutschlandfunk ganz gerne zahle. Aber würde ich zahlen, wenn ich vor die Wahl gestellt wäre? Nein.

Weil ich jede Gelegenheit wahrnehme, Geld zu sparen. Weil ich mir ausrechnen würde, wie oft ich tatsächlich zuhöre und ob es sich lohnt. Weil ich mir vornehmen könnte, genau die gleichen Informationen selber und kostenlos aus dem Internet zusammenzusuchen, was ich dann natürlich niemals machen würde. Und genauso geht es doch tausenden anderen. Wenn man nicht zahlen muss, denkt man drei Mal drüber nach, ob man das Geld wirklich ausgeben will.

Daher glaube ich nicht, dass morgen vor die Wahl gestellt alle diejenigen freiwillig dafür zahlen würden, die es heute schauen. Das Geld von den wenigen, die wirklich zahlen wollen und können, würde bei weitem nicht für fünf Sender reichen. Vielleicht nicht mal für einen einzigen.

Und ganz ehrlich, ich finde es jetzt schon schrecklich, in einem Land zu leben, in denen so viele Menschen diesen grauenhaften Schrott auf RTL2 konsumieren. Wenn man dann gar nicht mehr anders kann. Wenn wir wirklich nur noch Privatsender hätten. Ein ganz schrecklicher Gedanke.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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