Für Weltreise Schulden machen?
In einem Reisebericht über ein bestimmtes Land hörte ich vor einiger Zeit von einer Frau, dass sie über das Ziel am Ende enttäuscht war und die 3000 Dollar Schulden, die für die Reise gemacht worden waren, bitter bereute. Das war dann der Passus, der mich am meisten überraschte, weil ich nie auf die Idee käme, mich für eine Reise zu verschulden.
Als Begründung gab sie an, direkt nach dem Studium, also noch vor Eintritt ins Berufsleben, unbedingt eine größere Reise hätte machen zu wollen, weil es vielleicht später in dieser zeitlichen Form nicht mehr möglich gewesen wäre. Das ist natürlich ein Punkt, der nachvollziehbar ist, auch wenn ich selbst einen Urlaub nicht genießen könnte, wenn ich dafür längere Zeit hinterher abzahlen müsste.
Würdet ihr es in Erwägung ziehen, für eine längere Reise Schulden zu machen? Gibt es Lebenssituationen, in denen das sogar sinnvoll und vertretbar wäre wie in dieser hier beschriebenen?
Sich mit 3000 Dollar für eine Weltreise zu verschulden, das hört sich ja erst einmal nicht so dramatisch an und ich könnte mir das auch vorstellen, aber dann sollte diese Reise schon ein einzigartiges Erlebnis werden und nicht in einer Enttäuschung enden. Was jetzt bestimmte Lebenssituationen für solch eine Weltreise angeht, so hört man ja oftmals dass sich gerade schwerkranke Menschen, die vielleicht nicht mehr lange zu leben haben, sich diesen Traum erfüllen oder von Angehörigen erfüllt bekommen und da wäre solch eine Verschuldung wohl auch noch vertretbar.
Wenn ich beispielsweise zwischen zwei Jobs die Gelegenheit hätte, eine längere Reise zu machen, und wüsste, dass ich nach menschlichem Ermessen gut genug verdienen werde, um ein paar Tausend Euro auch in einem normalen Zeitrahmen wieder abzuzahlen, könnte ich mir schon vorstellen, die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen, weil sie so schnell nicht wiederkehrt.
Nicht jede Art von Schulden führt unausweichlich in die "Schuldenfalle", manchmal stellt ein Kredit tatsächlich nur einen "Vorschuss" dar und man bezahlt eben für das Privileg, eine bestimmte Summe zu einem frei wählbaren Zeitpunkt zur Verfügung zu haben. Es kommt auf den Betrag, den Verdienst und die allgemeinen Lebensumstände an, ob man das Risiko eingeht, sich zu ruinieren oder das Ganze gut abfedern kann.
Dass eine Reise oder sonst ein sackteures Unterfangen auch das Potenzial für Enttäuschungen bietet, steht dagegen auf einem ganz anderen Blatt. Nur weil du für deine Verhältnisse viel Geld für etwas ausgibst, muss es nicht zwangsläufig besonders toll sein. Manche Leute scheinen dem Irrglauben aufzusitzen, dass sich die Welt schon allein deswegen nach ihren Wünschen zu richten hat, weil sie Geld dafür ausgeben. Zahllose andere merken 3000 oder 30 000 Euro oder Dollar gar nicht, und deswegen sind die Produkte oder Dienstleistungen, die sie dafür erhalten, auch nicht besser oder schlechter oder beeindruckender.
Es kommt sicherlich auf die Umstände an. Generell bin ich kein Mensch, der gerne auf Pump lebt, daher würde ich mir so etwas zusammensparen. Wenn ich nun aber beispielsweise erfahren würde, dass mein Mann Krebs hat, nicht mehr lange zu leben und so weiter, dann würde ich schon versuchen ihm noch möglichst viel zu zeigen, weil wir beide gerne reisen und sollte dies noch möglich sein wäre das ein Szenario bei dem ich mich für eine Reise verschulden würde.
Wobei ich 3000 Dollar oder Euro nun auch nicht wahnsinnig viel finde. Das kann man sich vielleicht ja noch von Verwandten leihen und mit einer Arbeit auch schnell zurückzahlen. Man muss eben sehen, ob es einem so etwas wert ist oder nicht. Andere Menschen verschulden sich vielleicht für ein Auto, ein Haus oder was auch immer. Es ist doch die Frage ob das dann sinnvoller ist, mehr Wert hat für einen selber oder ob es auf dem Gebiet des Glücklichseins vielleicht ähnlich anzusiedeln ist.
Ich bin kein Fan von Schulden machen, aber es mag Momente im Leben geben, in denen so etwas Sinn machen kann. Wenn man die Schulden dann auch abbezahlt, kann man das gerne so machen. Wenn man allerdings weiß, dass man es sich ja nur bei den Verwandten geliehen hat und die eh keinen Ärger machen und man es dann nicht zurückzahlt ist das ein mieses und dreistes Verhalten.
Ich mochte noch nie gerne Schulden machen und würde wahrscheinlich eher auf die Reise verzichten, beziehungsweise vorher dafür sparen, als mich zu verschulden. In die Situation, dass ich oder meine potenzielle Reisebegleitung schwer krank waren und noch mal zum Beispiel eine Kreuzfahrt machen wollten, kann ich mich schwer hineinversetzen, weil das in so einem Fall, falls mich die Krankheit selber betreffen würde, nicht mein letzter Wunsch wäre. Aber ich könnte das bei anderen Leuten durchaus verstehen.
Nach meinem Studium habe ich nicht gleich richtig gearbeitet, sondern wie als Studentin gejobbt. Mein damaliger Freund, der ungefähr zur gleichen Zeit mit dem Studium fertig war, und ich haben uns das Geld für eine Weltreise gespart, die wir unternehmen wollten. Wir brauchten nicht viel, weil wir mit Rucksack und Low Budget Unterkünften planten. Wir sind allerdings nur bis Bangkok gekommen, wo mein Freund seine Darmbeschwerden gar nicht mehr los bekam und immer schwächer wurde. Nach acht Wochen haben wir dann aufgeben.
Also ich würde immer in normalen Lebenssituationen für eine Reise sparen, bevor ich mich dafür verschulde. Wir hätten auch damals überhaupt keinen Kredit bekommen. Den bekommt man doch sowieso nur, wenn man kreditwürdig ist. Natürlich kann man sich das auch bei Bekannten und Verwandten zusammenschnorren, aber das würde ich niemals machen, außer vielleicht in völlig verzweifelten Lebenssituationen.
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