Für kostenloses Deutschlandticket den Führerschein abgeben?
So wie ich das mitbekommen habe, machen immer mehr Städte bei der Aktion „kostenloses Deutschlandticket für den Führerschein“ mit. Also ich könnte mich mit dieser Idee nicht so recht anfreunden. Was haltet ihr denn von diesem Angebot? Würdet ihr den Führerschein abgeben und auf das Auto verzichten, wenn ihr im Gegenzug ein kostenloses Deutschlandticket bekämt, oder würdet ihr euch lieber nicht darauf einlassen wollen?
Davon habe ich noch nichts gehört, würde mich aber nicht drauf einlassen (obwohl ich normalerweise nicht selbst Auto fahre). Das Deutschlandticket bringt ja nur dann etwas, wenn auch das ÖPNV-Angebot in der Region halbwegs gut ist. Dazu kommt, dass man vielleicht auch mal etwas Größeres transportieren muss, was im ÖPNV meistens nicht so gut funktioniert.
Dazu kommt leider bis auf Weiteres die recht große Unzuverlässigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel. Eines der Hauptprobleme ist der Personalmangel, der sich sowohl auf das Fahrpersonal, als auch auf die Fahrzeug- und Streckenwartung auswirkt. Solange man jederzeit damit rechnen muss, dass Fahrten ausfallen oder ganze Strecken nicht bedient werden, ist das Deutschlandticket als einzige Option keine allzu gute Idee.
Das ist ja keine neue Erfindung, viele Gemeinden haben beispielsweise Menschen ab 60 oder 75 Jahren für eine gewisse Zeit ein Monatsticket finanziert. Und ich finde das gut. Denn genügend Menschen können irgendwann nicht mehr fahren. Da ist es definitiv leichter, wenn das kostenlose Ticket einen kleinen angenehmen Anreiz setzt, als wenn die Fahrerlaubnisbehörde zum Test bittet.
Arbeitsbedingt kann ich nicht auf den Führerschein verzichten. Wobei ich mir das im Alter schon vorstellen kann, da wir hier in der Stadt einen recht guten öffentlichen Nahverkehr haben. Wenn ich jetzt nicht für meine Arbeit auf ein Auto angewiesen wäre, würde ich dann aber eher die Variante favorisieren, dass man nur kein eigenes Auto hat. Denn für privat würde es dann reichen, wenn ich Carsharing nutze oder eben einen Mietwagen.
Damit so ein Modell wirklich bundesweit attraktiv wird, müsste aber eben auch die ländliche Gegend wieder besser angebunden sein. Da gibt es ja schon massig Probleme, weil nur morgens und am Mittag ein Schulbus verkehrt. Da nutzt dem Rentner das Deutschlandticket wenig, wenn er kaum die Chance hat öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Punktedieb hat geschrieben:Da gibt es ja schon massig Probleme, weil nur morgens und am Mittag ein Schulbus verkehrt. Da nutzt dem Rentner das Deutschlandticket wenig, wenn er kaum die Chance hat öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Hier in Bayern gibt es eine ganze Reihe von Städten, die so gut wie keinen vernünftigen Nahverkehrsanschluss haben. Ich denke da beispielsweise an Kelheim, Dinkelsbühl, Tirschenreuth, Beilngries, etc. In all diesen Städten ist man selbst bei bestem Willen ohne Auto ziemlich aufgeschmissen. Ein Bekannter von mir wohnt in der Stadt Geisenfeld, und weil es da nur einen sehr sparsamen und kaum nutzbaren Nahverkehr gibt, hat die Familie inzwischen vier oder fünf Autos.
Meiner Ansicht nach müsste man zumindest die Mittelzentren und Städte mit einem Busanschluss im Stundentakt versorgen oder stillgelegte Bahnlinien reaktivieren (falls noch vorhanden), bevor man überhaupt daran denken kann, den Leuten ein Leben ohne Führerschein schmackhaft machen zu wollen.
Hat zwar mit dem Thema direkt nichts zu tun, aber interessanterweise ist sogar der Einzelfahrschein ohne Deutschlandticket bei einigen Verkehrsunternehmen billiger geworden. Das hat mich echt überrascht. Also braucht man im Prinzip gar kein Deutschlandticket, wenn man nur gelegentlich rumkutschieren muss, oder lieber im Ohrenbackensessel der wohlverdienten Ruhe pflegt. Der Einzelfahrschein ist dann im Endeffekt preisgünstiger als das Pauschalticket.
Gorgen, der Einzelfahrschein war für Gelegenheitsfahrer schon immer die bessere Wahl. Was ist daran jetzt die große Erkenntnis? Und wer regelmäßig nur gelegentlich durch die Gegend gondelt, kauft sich Vierer- oder Zehnertickets, bei denen die einzelne Fahrt günstiger wird. Dagegen ist für den, der plötzlich ausnahmsweise öfter unterwegs ist, ein Tages- oder Wochenticket gut. Und wer in Nordrhein-Westfalen einfach mal irgendwo einsteigen möchte und gar nicht nachdenken, fährt mit Eezy. Andere brauchen ein Monatsticket, kommen aber mit den alten Tarifen besser weg. Das ist halt so. Und?
Ich bin der Meinung, dass ohne das 9-Euro-, beziehungsweise 49-Euro-Ticket, die Diskussion über die Tarifstruktur nicht so plötzlich eingesetzt hätte. Und als Nebeneffekt eben auch die Einzelfahrscheinpreisstruktur fahrgastfreundlicher geworden ist. Bislang war ich das gewohnt, dass die Preise für Einzelfahrscheine derselben Kategorie (Kurzstrecke, von A nach B etc.) nur eine Richtung kannten, nämlich aufwärts. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Senkung jetzt auch im Zusammenhang zu sehen ist mit dem Überdenken der Tarifstruktur im Zuge der Einführung des ominösen Spartickets mit Namen 49-Euro-Ticket.
Dann hat sich so ganz nebenbei auch etwas an der Ausstattung mit neuen Fahrzeugen ergeben. Zum Beispiel haben die Busse eine tolle Klimaanlage jetzt. Nehme an, da sind auch Investitionen getätigt worden, die zwar schon lange in der Schublade gelegen hatten, aber wegen Unsicherheit über die Attraktivität des ÖPNVs nicht in die Tat umgesetzt worden waren. Der Schub durch das 49-Euro-Ticket war wohl goldrichtig. Und die Busse sind auch voller besetzt mit Fahrgästen als früher, aber glücklicherweise noch nicht überfüllt.
Gorgen_ hat geschrieben:Dann hat sich so ganz nebenbei auch etwas an der Ausstattung mit neuen Fahrzeugen ergeben. Zum Beispiel haben die Busse eine tolle Klimaanlage jetzt.
Da habt Ihr Glück. Solche Segnungen sind bei unserem Verkehrsverbund bislang leider ausgeblieben. Die Fahrzeuge sind dieselben wie vorher, allerdings zahlenmäßig häufig reduziert. Das liegt daran, dass es chronischen Personalmangel gibt, der sich sowohl auf das Fahr- als auch auf das Wartungspersonal auswirkt. Viele Fahrzeuge bleiben immer länger in der Remise stehen wenn sie kaputt gehen, weil sie nicht zeitnah repariert werden können.
Von neuen Ausstattungsmerkmalen wie z.B. Klimaanlagen können wir bisher nur träumen. In den meisten Fahrzeugen war es wie immer im Sommer stickig warm. Nur eine kleinere Anzahl kann gekühlt werden.
Angeblich soll sich dieser Aktion großer Beliebtheit erfreuen und die Stadt Lübeck hat demnach schon den 750sten abgegebenen Führerschein in Empfang nehmen können. Mittlerweile soll die Aktion auch auf alle Altersgruppen ausgedehnt worden sein. Klingt für mich total absurd, wenn man bedenkt, dass man das Deutschlandticket nur für einen begrenzten Zeitraum bekommt, der Führerschein hingegen für immer weg ist. Ich weiß nicht woher, aber irgendwie kommen da in mir Assoziationen zum Bratwurstimpfen wieder hoch ...
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