Für jemanden nur einen Zeitvertreib darstellen?

vom 09.02.2020, 10:11 Uhr

Ich hatte früher durchaus schon einmal das Gefühl gehabt, nur den Zeitvertreib darzustellen. Glücklicherweise kam das Gefühl noch nie im Zusammenhang mit einer Beziehung oder generell mit einem (potenziellen) Partner auf, dafür aber schon in einer Freundschaft, wenn man diese denn so nennen kann. Besagte Freundin hatte nur dann Zeit für mich, wenn andere Freundinnen keine Zeit für sie hatten und ihr entsprechend langweilig war.

Habt ihr für jemanden nur einen Zeitvertreib dargestellt? Habt ihr vielleicht sogar jemanden als Zeitvertreib gesehen, ohne ernsthaftes Interesse an der Person zu haben? Wie hat sich das letztendlich aufgeklärt und wie ist es aufgegangen?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Zum Glück habe ich solche Leute nicht in meinem Umfeld. Ich war vielleicht so in meiner ersten Beziehung, denn diesen Mann habe ich nicht wirklich geliebt und habe es aber genossen einfach nicht bei meinen Eltern sein zu müssen. Da habe ich ihn wohl eher als eine Art Zeitvertreib angesehen. Solcher Menschen würde ich mich aber tatsächlich schnell entledigen, da ich das nicht haben möchte. Wenn jemand mit mir Zeit verbringt, dann bitte weil er meine Gesellschaft gut findet und nicht weil er Langeweile hat.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde das nicht so eng sehen. Nicht jeder Sozialkontakt ist als tiefe Freundschaft fürs Leben oder gar als monogame Zweierbeziehung zwecks Zeugung biologischer Nachkommen gedacht. Und manchmal trifft man sich eben zum "Zeitvertreib", um über einem Kaffee etwas über den letzten Urlaub zu ratschen oder der Frischluft halber zum Friedhof und zurück zu marschieren.

Ich stelle es mir reichlich anstrengend vor, sich Leuten zu "entledigen", wenn sie nicht alle Kriterien einer Busenfreundschaft fürs Leben erfüllen. Schließlich möchte ich keine Fans oder Jünger, sondern in meinem Sozialleben im Idealfall das ganze Spektrum von "Lebenspartner" bis "Joggingpartner" abdecken. Wie gut man jetzt im Einzelfall meine Gesellschaft findet, sei da erst mal dahingestellt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Lustig, wenn man selbst das macht, ist das voll in Ordnung und man hat ja seine gute Gründe, aber umgekehrt ist es natürlich hochgradig empörend. :wink: Wie schon gesagt wurde, ist das doch keine totale Schwarz-Weiß-Sache, es sei denn, man möchte die Welt so sehen. Aber das ist doch eine sehr jugendliche Ansicht und relativ wenig differenziert.

Natürlich war ich schon für jemanden ein "Zeitvertreib" und umgekehrt. Nicht jeder Mensch kann der allerbeste Freund sein, für den man bei Nacht und Nebel alles stehen- und liegenlässt, um ihn mit freundschaftlichen Armen zu umfangen und nicht jede Beziehung ist immer die eine große Liebe. Manchmal können solche Konstrukte sogar auf Gegenseitigkeit beruhen und beide wissen, dass man nur mittags die Zeit in der Kantine verbringt, weil gerade kein anderer da ist. Oder man hat eine lockere Beziehung, in der beide wissen, dass das ganz sicher niemals in einer Hochzeit enden wird.

Manchmal ist man einfach für mehr nicht bereit oder Kontakte ergeben sich einfach so, ohne dass es eine Verbindung fürs ganze Leben ist. Alles andere würden einen auch ziemlich einsam bzw. auf nur noch ein bis zwei andere Erwachsene fixiert zurücklassen. Problematisch ist das doch nur, wenn einer von zwei Leuten ein ganz anderes Bild der Freundschaft oder Beziehung bzw. Bekanntschaft hat. Aber es ist auch erwiesen, dass in mehr als der Hälfte aller Freundschaften einer von beiden diese viel höher und enger einstuft als der andere.

Und manche Freundschaften können sich auch von einer aufrichtigen Freundschaft zu einem Nutzprinzip oder dem hier so bezeichneten Zeitvertreib wandeln. Einmal hatte ich auch eine Freundin, die früher ganz sicher meine Freundin war, wir haben das halbe Leben zusammenverbracht und sind mit unseren Partnern, die auch beste Freunde waren, sogar zusammen in den Urlaub gefahren. Und trotzdem habe ich sie noch heute im Verdacht, dass sie mich in einer Zeit der eigenen Arbeitslosigkeit nur deswegen täglich besucht hat, weil sie wusste, dass ich unter lauter Auszubildenden die einzige Schülerin war und dementsprechend ab Mittag Zeit hatte.

Und auch später, als sie woanders gewohnt hat, hat sie immer nur dann angerufen, wenn ihr Ehemann gerade seinen Vereinsabend hatte. Wenn ich an einem Abend außerhalb dieser Vereinsabende anrief und sie ergo Beschäftigung und Ablenkung hatte, wurde ich auf den besagten freien Abend verwiesen. Das war schon Jahre nachdem die Freundschaft enger war und ich hatte dann auch keine Lust mehr, der reine Zeitvertreib zu sein, bei dem man sich ausschließlich immer nur noch dann meldet, weil gerade nichts Besseres ansteht und man einfach nicht alleine sein kann. Irgendwie war meine Bewertung in der Sache abweichend von einer Bekanntschaft, wo es nie anders gewesen ist oder auf Gegenseitigkeit beruht hat. Zumal das so eindeutig war, dass es einfach nicht mehr zu übersehen war und in meinen Augen langsam dreist wurde.

» Verbena » Beiträge: 4956 » Talkpoints: 0,44 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^