Für euren Arbeitgeber auf Angestelltensuche gehen?

Gerade zum Beginn der Sommer,- oder Wintersaison suchen viele Hotels und Betriebe händeringend Angestellte, sei es Saisonarbeiter oder Personal zur unbefristeten Einstellung. In vielen Regionen ist es sehr schwer, geeignetes Personal zu finden da die Konkurrenz, sprich die suchenden Unternehmen sehr groß und zahlreich vertreten ist.

Darum bieten viele Unternehmen Fangprämien für ihre Angestellten. Mitarbeiter werben Mitarbeiter nennt sich das neue Personalwerbekonzept. Für das erfolgreiche Werben eines Angestellten bekommt der Mitarbeiter eine Prämie. Würdet ihr für euren Arbeitgeber auf die Suche gehen oder haltet ihr nichts von solchen Werbeangeboten?

Das würde ich durchaus machen. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Man übernimmt damit keine Garantie, dass der neue Mitarbeiter geeignet ist. Die Einstellung erfolgt ja im Endeffekt doch durch den Chef und/oder die Personalabteilung. Wenn es dafür noch eine Prämie gibt, dann ist das umso besser.

Eine Bekannte von mir arbeitet beim Patentamt und hat eine Freundin empfohlen, ohne Prämie. Nun hat sie das Glück, mit ihr in einem Zimmer zu sitzen und eine Kollegin zu haben, mit der sie sich gut versteht.

Während der Arbeitszeit natürlich gerne. Und privat in geselliger Runde würde ich zumindest beiläufig erwähnen, dass mein Unternehmen gerade händeringend Staplerfahrerinnen sucht. Aber aktiv Personal rekrutieren auf eigene Rechnung würde ich ehrlich gesagt nicht. Das ist für mich wieder so ein Beispiel dafür, wie Aufgaben, die eigentlich der Chefetage zugeordnet sind, der breiten Belegschaft gegen ein Zuckerchen aufs Auge gedrückt werden.

Die "Fangprämie", falls sich doch jemand findet, ist immer noch geringer, als professionelle Kopfgeldjäger auf Personalsuche zu schicken. Also würde ich dem Laden mal wieder Geld durch Gratisarbeit sparen, wenn ich meine Cousine zu einer Bewerbung überreden würde. Und wenn die sich dann blöd anstellt und nicht genommen wird, war mein Einsatz sowieso umsonst.

Ich habe auch schon mitbekommen, dass die Prämie überhaupt erst gnadenhalber zugesteckt wurde, wenn hieb- und stichfest nachgewiesen war, dass sich die Bewerberin auch tatsächlich auf Initiative des Mitarbeiters beworben hat, und die Probezeit überstanden. Und dann darf ich den Betrag auch noch voll versteuern. Da müssten schon etliche Zufälle zusammenkommen.

Ich persönlich bin zwiegespalten, wenn es um die Frage geht, ob ich für meinen Arbeitgeber auf die Suche nach neuen Mitarbeitern gehen würde. Einerseits kann ich verstehen, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, geeignetes Personal zu finden und deshalb auf solche Werbeangebote zurückgreifen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die Aussicht auf eine Prämie für den Mitarbeiter, der einen neuen Kollegen oder eine neue Kollegin wirbt, eine zusätzliche Motivation darstellt.

Andererseits finde ich es bedenklich, dass Unternehmen auf diese Weise versuchen, an neues Personal zu kommen. Schließlich ist es eigentlich die Aufgabe des Arbeitgebers, sich um die Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu kümmern und dafür zu sorgen, dass die Belegschaft ausreichend besetzt ist. Durch die Einführung von Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programmen wird diese Verantwortung nun auf die Mitarbeiter abgewälzt.

Ich denke, dass die Entscheidung, ob man für seinen Arbeitgeber auf die Suche nach neuen Mitarbeitern gehen möchte, auch davon abhängt, wie zufrieden man mit seinem Arbeitsplatz und seinem Arbeitgeber ist. Wenn man gerne bei seinem Unternehmen arbeitet und sich mit dem Unternehmen identifiziert, dann kann es durchaus reizvoll sein, neue Kollegen zu empfehlen und damit auch einen finanziellen Bonus zu erhalten. Ist man jedoch unzufrieden mit der Arbeitsatmosphäre oder der Bezahlung, dann wird man sich wahrscheinlich weniger motiviert fühlen, neue Mitarbeiter zu empfehlen.