Für Eltern Arbeit meist wichtiger als Kinder?
Die Aspekte mit dem Geld sind ja weitestgehend alle angesprochen worden und da ich selbst keine Kinder habe und keine möchte, kann ich dahingehend vielleicht nicht viel mitreden. Meine Mutter ist allerdings Erzieherin im Kindergarten und hat mir schon so einige Geschichten erzählt von Kindern, die mit drei Jahren das erste Mal für mehrere Stunden hintereinander auf andere Kinder treffen.
Viele Kinder haben massive Probleme, sich in die Gruppe zu integrieren, wissen nicht, wie sie sich anderen gegenüber verhalten sollen und spielen letztendlich auch nach einigen Wochen lieber alleine als mit anderen Kindern zusammen. Natürlich kann man die Vorgehensweise, das Kind bis zum dritten Lebensjahr zuhause zu lassen, nicht verteufeln und pauschalisieren, aber es ist doch auffällig, dass diese Kinder meistens schlechter sozialisiert sind. Dieser Rückstand lässt sich nur schwer, wenn überhaupt aufholen.
Ich verstehe die Eltern, die sagen, dass sie ja auch etwas von dem Kind haben möchten, wenn sie sich schon eins anschaffen, aber man sollte auch nicht die Belange des Kindes außer Acht lassen. Mama und Papa können einem nicht alles beibringen.
Ninjafan, ob Kinder mit drei Jahren im Kindergarten aus allen Wolken fallen, liegt aber nun wirklich nicht an mangelnder Betreuung außer Haus. Kinder schließen auch ohne Kindergarten Freundschaft, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt. Ich hatte eine Tagesmutter, die nur mich und ihre eigenen älteren Kinder hatte.
Die hat mich normal in der Familie mitlaufen lassen und nicht anders behandelt als ihre Kinder. Folglich kannte ich vor dem Kindergarten schon die meisten Kinder meiner Gruppe, weil man längst zusammen gespielt hatte. Mein erstes Kind dagegen hatte gar nichts von der frühen Betreuung. Kindergartenfreunde fast einhundert Kilometer vom Wohnort am Arbeitsplatz der Mutter sind nicht so dolle.
Mit denen kann man nicht außerhalb der Betreuung spielen, man unternimmt nichts zusammen und man wechselt nicht auf die Grundschule. Auch für ihn waren die Kinder aus der Umgebung die wichtigen Sozialpartner. Mit denen hat er die Welt entdeckt, ist zum Fußball gegangen und so weiter. Ohne Kindergarten wäre das auch nicht anders gewesen.
Ich war als Kind bis zum dritten Jahr daheim bei meiner Mutter. Danach dann im Kindergarten. Es heißt ja auch immer, dass man Kinder unter drei Jahren noch nicht fremdbetreuen lassen soll, weil das die Mutter-Kind-Bindung stört und weil Kinder unter drei Jahren mit anderen Kindern ohnehin noch nichts anfangen können. Meine Mutter hat aber in der Zeit weiter gearbeitet, hat technische Zeichnungen gemacht und war Gemeindeschwester.
Zu der Tätigkeit als Gemeindeschwester hat sie mich damals auch mitgenommen, da erinnere ich mich sogar dran, wie die alten Damen, denen sie die Insulinspritzen gab, mich gerne mit Süßigkeiten gefüttert haben. Ich konnte dann auch vor der Einschulung schon etwas schreiben, das hatte mir Mutti beigebracht.
Allerdings bin ich das einzige Kind. Das Modell hätte vermutlich bei mehreren Kindern nicht mehr funktioniert, weil meine Mutter dann ja über Jahre hinweg hätte daheim bleiben müssen und das vielleicht auch nicht gewollt hat.
Dass es irgendwie geschadet hätte, erst mit drei Jahren in den Kindergarten zu gehen, finde ich nicht. Denn ich hatte als Kind im Kindergarten und auch später in der Grundschule viele Spielkameraden und war gut integriert. Meine Probleme mit dem Einzelgängertum fingen erst da an, wo ich aufs Gymnasium gewechselt bin und dort nie Anschluss gefunden habe.
Ich denke nicht, dass die Arbeit wichtiger ist für die meisten wie die Kinder. Es ist aber nun einmal wirklich so, dass es sich nicht jeder leisten kann ewig zuhause zu bleiben oder viele dies auch schlichtweg nicht möchten. Ich zum Beispiel weiß genau mehr wie ein Jahr Elternzeit ist pro Kind nicht möglich, danach wird wieder Halbtags gearbeitet. Ich habe studiert und viel in meine Bildung investiert und ich weiß, dass ich nach drei Jahren Elternzeit kaum noch eine Chance hätte auf dem Arbeitsmarkt.
Natürlich bekommt man Kinder nicht nur um sie abzuschieben, aber man ist noch mehr wie nur Mutter oder Vater und muss sich überlegen ob man bereit ist seinen Beruf für die Kinder aufzugeben. Irgendwann brauchen die Kinder einen nicht mehr aber Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat man dann auch deutlich weniger. Dies bedeutet nicht, dass mir die Kinder weniger wichtig sind wie meine Arbeit, aber ich bin eben doch mehr wie nur eine Mutter und Arbeit gehört für mich dazu. Mein Kind würde deswegen aber nie zu kurz kommen.
Meine Schwester ist zum Beispiel Lehrerin, wäre ich sie würde ich wohl auch zwei oder drei Jahre Elternzeit nehmen, wenn es vom Geld her geht, denn der Wiedereinstieg ist dort unproblematisch. Aber dieses Glück hat nun einmal nicht jeder und bevor ich am Schluss arbeitslos bin gehe ich lieber etwas früher wieder arbeiten.
Zumal man wirklich sagen muss, dass es nicht unbedingt darauf ankommt wie viel Zeit man mit seinen Eltern hat, sondern wie man sie nutzt. Ich habe einen Vater der unter der Woche jeden Tag 12 Stunden außer Haus war, ich hatte trotzdem nie das Gefühl, dass er sich zu wenig gekümmert hat. Denn jede Minute die er zuhause war hat den Kindern gehört. So hat er sich abends nach der Arbeit nicht gleich auf die Couch gesetzt, sondern uns ins Bett gebracht und auch die komplette Zeit am Wochenende mit uns verbracht.
Ich persönlich würde auch eher Teilzeit nach einem Jahr wieder Anfangen wie Vollzeit, aber dies geht nun einmal nicht bei jedem. Besonders ärgert mich bei solchen Diskussionen oft, dass nur von der Frau erwartet wird beruflich zurück zustecken. Ich habe noch nie gehört wie ein Vater darauf angesprochen wurde warum er denn nicht Stunden reduziert, da er das Kind ja nicht bekommen hat um es betreuen zu lassen. Meiner Meinung nach ist das Ideal, wenn beide mit den Stunden runtergehen und sich so ausreichend kümmern können. Dies ist aber natürlich nicht bei jeder Familie möglich.
Ich glaube schon, dass viele Frauen nachdem sie "Mama" geworden sind, trotzdem arbeiten möchten und daher auch ihre Priorität schnell darauf senken, das Kind zur Oma, Kita oder anderswo hinzubringen. Ich glaube aber auch, dass es nicht pauschal zu sagen ist, dass die Arbeit wichtiger sei als Kinder, sondern spielen da garantiert viele Faktoren eine Rolle und die sind denke ich, nicht nur im Geld zu finden. Wobei das natürlich das gute Goodie sein sollte.
Ich glaube, dass auch die Gesellschaft sowie die Arbeitgeber dafür verantwortlich sind, dass viele Muttis schnell zur Arbeit gehen, weil Mamas irgendwie in meinem Umfeld immer Probleme haben. Da klingelt schon bei einem Kind die Alarmglocke nach dem Motto " sind Sie flexible?". Wenn dann ein zweites oder drittes Kind da ist, habe ich in meiner Umgebung feststellen dürfen, sind Absagen die Regel.
Während der "Papa" mal eben vollkommen weniger Probleme hat. Ja er ist auch Papa, aber da wird das ganz locker gesehen. Als wenn der nicht nach Hause geht, wenn es dem Kind nicht gut geht, als wenn er nicht springen muss, wenn Mama ausfällt und mit dem Kind was ist? Da kann doch auch immer was passieren, aber offenbar ist das gesellschaftlich nicht so verbreitet.
Daher denke ich eher, dass Frauen, die schnell Arbeiten nach der Schwangerschaft gehen meist auch dazu indirekt gezwungen sind und es natürlich auch wollen. Doch wer zu viel Pause hat, ist zu lange raus, findet schlechter eine Anstellung, wird manchmal dumm angesehen und dann noch Kinder? Manchmal sind viele Vorurteile irgendwie vom Arbeitgeber vorhanden und das scheint sicherlich auch eine Rolle zu spielen.
So sehe ich das jedenfalls auch in meiner Umgebung mit den Müttern. Muss natürlich nicht auf jeden zutreffen, wäre ja auch bekloppt. Doch ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass es eine Mischung von allem ist.
Ich arbeitete auch mit kleinem Kind in Vollzeit. Mein Gatte war in der Woche über auf Montage und kam frühestens Donnerstag nach Hause weil er zeitlich herausgearbeitet hatte. In meiner Tätigkeit bei der Behörde habe ich zweimal in der Woche jeweils 10 Stunden gearbeitet, hatte so also schon die Hälfte der vierzig Stundenwoche erreicht.
Dann arbeitete ich Montag und Mittwoch jeweils nur sieben Stunden und am Freitag sechs bis sechseinhalb Stunden. Außer Dienstag und Donnerstag konnte ich mich somit meiner Tochter widmen und viel Zeit mit ihr verbringen. Das war mir immer sehr wichtig. Auch hatte ich das große Glück so gut wie keinen Arbeitsweg zu haben, da das Amt genau gegenüber meines Wohnhauses lag. Der Kindergarten war zu Fuß in etwa sieben Minuten zu erreichen
Es gab gar keinen Grund für mich verkürzt zu arbeiten. An den langen Arbeitstage kümmerte sich meine Freundin hervorragend um meine Tochter in deren Wohnung, versorgte sie gut und spielte mit ihr. Das tat der Kleinen sehr gut auch einmal nicht von Mama betüttelt zu werden. Arbeit war mir nie wichtiger als mein Kind. Aber ich konnte beides sehr gut unter einen Hut bringen.
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