Für einen Adventskalender nie zu alt sein?
Vor kurzem habe ich einen Adventskalender gesehen, den ich wirklich ganz witzig fand. Ich muss auch sagen, dass ich nicht finde, dass ein Adventskalender eine Frage des Alters ist. Früher gab es ja hauptsächlich die Kalender mit Schokolade, die eben Kinder ansprechen sollten. Aber mittlerweile gibt es ja viele verschiedene Arten von Adventskalendern, die auch viele Altersgruppen ansprechen und für diese interessant sein können. Da ist lange nichts ungewöhnliches mehr dran, wenn auch Erwachsene oder eben ältere Menschen auch einen Adventskalender haben.
Ich habe schon gesehen, dass es auch in Seniorenheimen Adventskalender für die Bewohner gab. Wo dann auch jeden Tag ein Türchen geöffnet wurde und etwas Schönes für die Senioren darin war. Das fand ich eine schöne Idee und die Bewohner des Heims hatten wohl auch Freude daran.
Meint ihr, dass man nie zu alt für einen Adventskalender ist? Meint ihr, dass man doch irgendwann keinen Adventskalender mehr möchte oder diesen einfach uninteressant findet? Kennt ihr auch durchaus Menschen im Seniorenalter, die Adventskalender nutzen?
Meiner Ansicht nach ist das eine Frage der Mentalität bzw. des kulturellen Hintergrunds. In Deutschland ist es unter Einheimischen völlig normal bis ins Rentenalter Adventskalender in Gebrauch zu haben. Aber bei vielen Migranten sieht das anders aus. Die kennen solche Bräuche gar nicht und pflegen sie daher auch nicht. Da ist es eher unnormal, wenn Erwachsene einen Adventskalender benutzen und auch unter Kindern ist das eher selten.
Ich habe auch eine längere Zeit in einem Seniorenstift gearbeitet und dort haben die Bewohner jeden Tag einen normalen Schokoladenkalender und zusätzlich noch einen Kalender gehabt, an dem jeder Bewohner mal dran war und es für diese Person speziell etwas besonderes zur Beschäftigung gab. Kurzum ich finde, dass das etwas ist, indem man sich in jedem Alter erfreuen kann. Natürlich kann ein Baby noch nichts damit anfangen, aber selbst ein Kleinkind erfreut sich daran und ebenso ein alter Mensch, denn wer mag denn keine kleine Überraschung?
Ein Adventskalender ist doch für jeden etwas Schönes und daher ist es völlig egal wie alt man ist. Vielleicht kauft man für sich selber im Alter keinen Kalender mehr, aber ich glaube dennoch, dass man die Freude daran nie verliert einen Adventskalender zu öffnen, zumal es ja mittlerweile auch für jedes Interesse einen gibt.
Rein nüchtern betrachtet erfüllt der Adventskalender bei einem Erwachsenen natürlich nicht mehr die gleiche Funktion wie bei einem Kind. Ich könnte mir alles, was ich in meinem Adventskalender habe, selber kaufen wenn ich wollte. Und die Schokolade zum Frühstück, die für mich als Kind ein Highlight war? Wenn ich möchte kann ich eine ganze Tafel essen, es gibt niemanden, der mich davon abhalten würde.
Für mich ist der Adventskalender Teil der kitschigen Weihnachtstraditionen, die ich seit meiner Kindheit kenne und die deshalb wohl auch eher das Kind in mir ansprechen. Gehört einfach zur Stimmung dazu, genau wie Plätzchen backen und dabei Weihnachtslieder hören oder schrecklich kitschige Weihnachtsfilme anschauen.
Für den Kalender, den du verlinkt hast, fühle ich mich aber tatsächlich zu alt. Ich kann dieser süßen, billigen Milchschokolade, mit der er gefüllt ist, absolut nichts mehr abgewinnen. Wenn ich so einen Kalender geschenkt bekomme sammle ich die Schokolade meistens und benutze sie dann zum Backen. Als Kind war ich da pragmatischer - Hauptsache Schokolade.
Ich hatte durchaus schon eine Phase, in der ich jahrelang keinen Adventskalender mehr hatte und mich ein Stück weit vielleicht auch zu alt dafür fühlte. Aber seit einigen Jahren habe ich immer wieder mal auch einen Adventskalender und ich finde eigentlich auch, dass man dafür nicht zu alt sein kann. Dabei spielt es für mich auch keine Rolle, was der Kalender beinhaltet. Ich freue mich wahrscheinlich mehr über Schokolade als über die meisten anderen Inhalte, die vermutlich eher für Erwachsene gedacht sind.
Ich verbinde mit Adventskalendern einfach wunderschöne Kindheitserinnerungen vom sehnsüchtigen Warten auf das Öffnen des ersten Türchens, die tagtägliche Begleitung und Steigerung der Vorfreude auf Weihnachten und die Genussmomente, wenn die süßen Inhalte verspeist werden. Natürlich war ich als Kind für diese Dinge noch wesentlich mehr zu begeistern, aber nichtsdestotrotz hat sich vieles davon bis ins Erwachsenenalter gehalten. Noch immer freue ich mich Jahr für Jahr auf die besinnliche Adventszeit; und auch, wenn ich selber keinen Kalender mehr habe oder brauche, hängt bei uns doch immer im Dezember der selbstgebastelte Söckchen-Kalender für meinen Freund, an dessen Plünderung ich teilhaben kann. Ganz ohne dieses Ritual würde mir wahrscheinlich irgendetwas fehlen.
Wie in diversen anderen Threads kann ich mich auch hier nur so äußern, dass ich kein Verständnis dafür aufbringen kann, warum man im Erwachsenenalter auf alles verzichten soll, was einem Freude und Geborgenheit verleiht. Man steht nicht weniger im Leben, ist nicht weniger selbstständig oder verliert den Respekt seiner Mitmenschen, wenn man sich das innere Kind und den Enthusiasmus für die kleinen Dinge im Leben bewahrt. Im Gegenteil - ich finde solche Züge an anderen Personen durchaus sympathisch und unterstütze dies. Mein Freund und ich haben zumindest auch mit fast 30 Jahren kein Problem damit, offen zuzugeben, dass wir den Adventskalender haben und nutzen - und meistens werden wir dafür auch nicht belächelt, sondern eher darum beneidet.
Nein, für einen Adventskalender ist man nie zu alt. Denn der Advent ist für Klein und Groß eine Zeit des Wartens, des Sehnens, des Hoffens - und das symbolisiert der Kalender mit den vielen kleinen Schritten der Vorfreude und Erwartung. Und Sehnsucht nach dem anderen Leben, dem heilen, freudigen, ganzen Leben, der Erfüllung, die haben junge und alte Menschen - vielleicht wächst die Sehnsucht sogar mit dem Alter und dem schon gelebten Leben und seinen Erfahrungen sogar noch.
Adventskalender, die ich auch für Erwachsene sehr schön finde, sind z.B. der Kalender "Der andere Advent" von Andere Zeiten e.V., mit sehr schönen meditativen Texten und Fotos und Bildern zum Advent. Kirchennah, aber nicht kirchlich gebunden. Oder jetzt neu auch der Kalender von Susanne Niemeyer und Matthias Lemme "Stille Post" - ein Kalender, der zu jedem Tag ein Blatt mit adventlichem Text und Bild hat, aber auch eine Postkarte, die man leicht heraustrennen und verschicken kann. Das animiert zum Postkarten-Schreiben, mal ganz analog, und damit auch dazu, wieder Kontakt aufzunehmen zu Menschen, von denen man vielleicht länger nichts gehört hat.
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