Für die große Liebe alle Lebensträume über Bord werfen?
Vor kurzem habe ich einen Bericht im Fernsehen gesehen, bei dem es um eine Frau im mittleren Alter ging. Sie sprach von ihrer Jugend und erzählte, dass es schon immer ihr großer Traum gewesen sei, Karriere zu machen und sich ein Haus mit einem Garten leisten zu können. Kinder wollte sie nie haben, da ihr die Karriere auch wichtiger war. Allerdings hatte sich alles geändert, als sie in ihrem Urlaub einen jungen Mann kennen lernte, in den sie sich Hals über Kopf verliebte.
Im Endeffekt zog sie dann tatsächlich zu ihrem Partner nach Spanien, wo sie heute auf einem Pferdehof lebt und mehrere Kinder hat. Sie meinte, dass sie jedoch so glücklich sei, wie nie zuvor und dass sie einfach nur froh darüber sei, für die Liebe alle ihre Lebensträume über Bord geworfen und ihr altes Leben in Deutschland aufgegeben zu haben. Das sei die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen. Würdet ihr für eure große Liebe alle eure Lebensträume über Bord werfen und euch ein komplett neues Leben aufbauen? Habt ihr das schon gemacht?
Ich denke, dass man Lebensträume auch leben sollte und auch durchaus gemeinsam wichtige Ziele verfolgen kann. Ein Mann, der meine Träume nicht akzeptiert, würde ich nicht haben wollen. Wobei ich mich auch nicht komplett verbiegen wollen würde. Ich denke, dass man sich gerade bei der Kindersache sehr sicher sein muss, was man will und was nicht. Immerhin kann man sonst nach Jahren das Gefühl haben etwas verpasst zu haben und das wäre ja nicht schön.
Und was wäre gewesen, wenn der "junge Mann" sich nach ein paar Jahren in eine andere verliebt hätte? Oder der Pferdehof pleite geht? Man merkt, ich bin bei derlei Geschichten, die mir einreden sollen, es käme im Leben nur auf die große Liebe an, damit alles gut wird, immer mehr als skeptisch. Dafür ist das Leben in meinen Augen einfach zu komplex und unvorhersehbar.
Ich denke mir auch, dass es generell keine gute Idee ist, sein Leben in irgendeiner Form zu sehr von Dritten oder auch äußeren Umständen abhängig zu machen. Selbstverständlich sind eine funktionierende Beziehung und Familie etwas sehr Schönes, aber es gibt durchaus noch andere schöne Dinge im Leben. Finanzielle Unabhängigkeit. Nicht morgens früh raus müssen, um auf dem "Pferdehof in Spanien" den Stall auszumisten. Urlaub außerhalb der Schulferien.
Allerdings ändern sich Wünsche und Idealvorstellungen auch ganz von selbst im Laufe des Lebens. Von daher würde ich zwar nicht völlig ausschließen, mein Leben für die Liebe auf den Kopf zu stellen, aber ich würde vorher besagten Kopf gründlich befragen, ob es auch rational betrachtet eine gute Idee ist. Nicht alle Urlaubsflirts enden auf einem Pferdehof, und wie schon erwähnt haben die völlig unromantischen Ideale von einem soliden Einkommen und einem unabhängigen Leben auch mehr als handfeste Vorteile.
Ich denke, dass man hier immer die Verhältnismäßigkeit sehen sollte. Ich selbst war die letzten Jahre auch sehr naiv und habe mir durch solche nicht sehr gut durchdachten Entscheidungen einiges im Leben verbaut. Dementsprechend vorsichtig bin ich inzwischen geworden, wenn es um das Treffen von Entscheidungen geht und ich kann sagen, dass ich für meine große Liebe nicht sofort sämtliche Lebensträume über Bord werfen würde. Keiner kann einem garantieren, dass die jetzige “große Liebe” auch für immer die große Liebe bleiben wird.
Es hängt aber auch davon ab, was man am Ende genau aufgibt. Wenn man seinen Wohnsitz aufgibt und umzieht, dann finde ich das nicht so schlimm. Wenn man den Beruf wechselt, dann finde ich das ebenfalls in Ordnung. Aber ich denke, dass es sehr unvernünftig ist, wenn man zum Beispiel alles fallen lässt - man hört auf zu arbeiten, verlässt die Familie und geht in ein anderes Land und macht sich extrem abhängig von einer anderen Person, die einen dann am Ende doch fallen lassen kann. Außerdem kann die anfangs große Liebe am Ende doch gar nicht so groß sein und man merkt, dass man auf Dauer einfach nicht zueinander passt - dann hat man den Salat.
Ich denke, dass man es daher sehr individuell entscheiden und sich nicht von den guten Seiten blenden lassen sollte. Am Ende sind wir alle nur Menschen und jeder macht mal Fehler oder täuscht sich. Aber dennoch würde ich bei so was immer vom “worst case” ausgehen und mich selbst fragen, ob ich damit leben könnte und auch dann noch eine Lösung für meine Probleme finden würde, wenn ich alleine bin. Wenn die Antwort darauf “ja” lautet, dann kann man es ruhig riskieren und seinem Gefühl vertrauen. Wenn man aber nicht klarkommen würde, wenn die Beziehung am Ende doch nicht klappt und man dann vor dem Nichts stehen würde, dann sollte man lieber auf seinen Verstand hören.
Es kommt sicherlich auf die jeweiligen Wünsche sowie Träume an, um beurteilen zu können, ob es das wert war, all diese über Board zu werfen. Allerdings tue ich mich ganz schwer damit zu sagen, dass es immer einen Grund geben würde, seine Wünsche & Ziele, die irgendwie ja auch Träume sind, für eine Person über Board zu werfen. Denn Liebe hin und Liebe her, die Ewigkeit kann einem niemand garantieren, sodass natürlich auch die Gefahr groß ist, dass ich Zeit verliere, um später die jeweiligen Wünsche noch durchzuziehen.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich etwas mit meinem Freund verplempere, aber ich mache keinen Hehl daraus, was ich will, wo meine Ziele sind und Träume liegen. Daraus habe ich nie einen Hehl gemacht und diese Erfüllung steht immer im Vordergrund. Solange sie im Einklang mit meiner Beziehung möglich sind, wäre das fabelhaft, aber im schlimmsten Falle entscheide ich mich auch gegen meine Beziehung.
Als erwachsene Frau, die schon die eine oder andere Beziehung hatte, weiß ich auch ganz genau, wie es ist, wenn man nach 2 bis 5 Jahren etwas zurückgesteckt hat, aber das Gefühl hat, es nicht aufholen zu können. Das möchte ich zukünftig einfach nicht mehr erleben und aus diesem Anlass achte ich darauf, dass es irgendwie im Einklang mit der Beziehung möglich ist und sich nicht direkt beißt.
Dennoch bin ich auf Dauer niemals damit zufrieden, mich als Person in meiner Verwirklichung zu beschränken, nur weil ich mich in einer Beziehung befinde. Ich würde es auch fast niemanden empfehlen, weil ich in meinem Umfeld nur Menschen kenne, die das immer bereut haben und so eine Person möchte ich einfach nicht werden.
Die Liebe lässt einen oft die verrücktesten Dinge machen, sodass man auch mal bereit ist, alles für den Partner aufzugeben. Allerdings denke ich, dass es wichtig ist, nicht blind vor Liebe zu werden und auch die Konsequenzen einer solchen Entscheidung zu bedenken.
Ich persönlich habe noch nie alle meine Lebensträume über Bord geworfen, um mich komplett neu zu orientieren. Ich denke, dass es wichtig ist, seine eigenen Wünsche und Ziele im Leben zu haben und diese nicht komplett für eine Beziehung aufzugeben. Allerdings kann es auch sein, dass sich im Laufe einer Beziehung oder Ehe neue Träume und Ziele entwickeln und man gemeinsam neue Wege geht.
Es ist wichtig, dass beide Partner sich in einer Beziehung gegenseitig unterstützen und auch die Träume und Ziele des anderen respektieren. Man sollte nicht gezwungen werden, seine eigenen Träume aufzugeben, sondern es sollte eine Entscheidung sein, die aus Liebe und Freiwilligkeit getroffen wird.
Allerdings gibt es auch Situationen, in denen man bereit sein muss, Kompromisse einzugehen und auch mal etwas aufzugeben, um mit dem Partner glücklich zu sein. Es ist eine Abwägungssache und jeder muss für sich selbst entscheiden, was ihm im Leben wichtig ist.
Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, eine gesunde Balance zwischen eigenen Träumen und Zielen und denen des Partners zu finden. Eine Beziehung sollte nicht bedeuten, dass man seine Persönlichkeit oder seine Wünsche komplett aufgeben muss. Es sollte vielmehr eine Bereicherung sein, um gemeinsam neue Erfahrungen zu machen und sich gegenseitig zu unterstützen.
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