Für die Deutschen immer noch "alte" und "neue" Bundesländer

vom 11.08.2015, 18:14 Uhr

Immer wieder hört man, auch in den Nachrichten den Satz "In den alten Bundesländern" oder "In den neuen Bundesländern". Der Mauerfall, die Wiedervereinigung ist für viele doch Alltag und einige haben das gar nicht mitbekommen, weil sie noch nicht auf der Welt waren, als das passierte. Über ein Viertel Jahrhundert sollte doch reichen, dass man da keinen Unterschied mehr macht, was die Bundesländerunterteilung in "alt" und "neu" betrifft.

Warum macht man da noch so einen großen Unterschied? Selbst Politiker machen einen Unterschied, wenn sie von den östlichen Bundesländern sprechen. Wie kann man von der Bevölkerung ein Umdenken erwarten, wenn schon da ein so großer Unterschied gemacht wird. Für mich sind das keine neuen Bundesländer, weil ich keine alten und neuen Bundesländer kenne. Ich bin in einem vereinten Deutschland aufgewachsen.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, es ist für die Mehrheit der Menschen über vierzig immer noch die Unterscheidung im Kopf, weil sie die Unterschiede zwischen Ost und West seinerzeit so klar und deutlich vor Augen hatten. Und es leben in diesem Land eine Menge Menschen über Vierzig. :D

Ich habe als "Wessi" kurze Zeit aus beruflichen Gründen im "Osten" gelebt und ebenso wie viele Zeitgenossen deutliche Unterschiede festgestellt.

Das betraf nicht nur die unterschiedlichen Lebenserfahrungen, die "Ossis" und "Wessis" in den unterschiedlichen politischen Systemen gemacht haben, sondern auch vielfach die Lebenshaltung, die daraus entstanden ist.

Diese Lebenshaltung lebt in vielen Menschen über 40 weiter, weil sie sich von Kindesbeinen an über Jahre hinweg entwickelt hat. Besonders mit Blick darauf, dass es auch politisch immer noch keine vollständige Gleichbehandlung der beiden Teile Deutschlands gibt, finde ich es nachvollziehbar, dass in den Köpfen immer noch unterschieden wird.

Im Osten war ich in vielen Fällen übrigens "der dumme Wessi", der manche Dinge nicht kannte und auf die Nase gefallen ist. Das war aber nicht böse gemeint, sondern man konnte gemeinsam darüber lachen.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das ist doch normal, so ein Denken legt sich nicht von heute auf morgen. Das kann man nicht nur in Deutschland beobachten, sondern auch im Ausland. Ich beziehe das jetzt mal auf die ehemalige Sowjetunion. Das war ja auch ein einziges riesiges Gebiet, das nicht nur Russland selbst eingeschlossen hat, sondern auch diverse andere Länder. Seit dem Zerfall der Sowjetunion gibt es zig Einzelstaaten, die alle mehr oder weniger selbstständig sind. Du solltest mal hören, wie Menschen aus dieser Region darüber reden, da ist es genau dasselbe.

So kommt Familie meines Freundes aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, genauer gesagt aus Kasachstan. Trotzdem reden seine Eltern, wenn sie über Kasachstan reden über "Russland", so nach dem Motto "Früher in Russland...". Dabei können die gar nicht wissen, wie es dort gewesen sind, die waren mehrere Tausend Kilometer da weg. Außerdem ist das Klima dort ein ganz anderes. Das kommt eben davon, wenn man die Sowjetunion meint, viele Jahrzehnte dadurch geprägt wurde und auf einmal existiert sie nicht mehr. Mein Freund war 5 als er nach Deutschland kam, trotzdem spricht er immer von Russland, wenn er Kasachstan meint, das ist die elterliche Prägung.

Das wird sich vermutlich erst bei seinen Kindern ändern und bei der DDR ist es genau dasselbe. Erst wenn diese Generation, die das mitbekommen hat, quasi ausgestorben ist, wird es eine Einheit geben, vorher nicht.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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