Für Adoptiveltern schwer wenn Kind leibliche Eltern sucht?
Ich kann mir vorstellen, dass für die Adoptiveltern die Welt sich aufhört zu drehen, wenn ein Adoptivkind mit dem Wunsch kommt, dass es seine leiblichen Eltern suchen und kennenlernen möchte. Ich kenne keine Leute, die ein Kind adoptiert haben und welches nun auch die leiblichen Eltern kennenlernen möchte. Aber ich kann mir vorstellen, dass es nicht gerade angenehm für die Adoptiveltern ist.
Kennt ihr Adoptiveltern oder Adoptivkindern, denen es mal so gegangen ist? Wie haben die Eltern reagiert und haben die Adoptivkinder das ohne Rücksicht auf die Gefühle der Eltern durchgezogen oder erst mal lange mit ihnen geredet? Wie schlimm ist es für beide Seiten? Wie gehen die Eltern, die ein Kind adoptiert haben damit um?
Die Cousine meiner Mutter wurde vom Bruder meines Großvaters adoptiert. Sie ist allerdings bereits mittlerweile fast sechzig. Ich habe nie großartig nachgefragt, wie sie das erfahren hat oder wie sie darüber empfindet, allerdings gab es sie schon immer in meinem Leben und ich habe sie auch sehr gern, sodass sie einfach dazugehört. Keiner in unserer Familie spricht dieses Thema an. Sie gehört einfach dazu und in der Generation meines Großvaters lebt mittlerweile auch keiner mehr.
Selbst meine Mutter war noch sehr klein, als sie adoptiert wurde. Ältere Geschwister meiner Mutter gibt es auch keine mehr, die sich an damals noch erinnern könnten.
Anderseits hatten der Bruder meines Großvaters und seine Frau keine eigenen leiblichen Kinder, sodass die Cousine meiner Mutter nun auch das Haus von ihnen geerbt hat und seitdem auch darin wohnt. Sie hat ihre Adoptivmutter gepflegt, bis diese vor wenigen Jahren verstorben ist. Ganz so, wie es eine liebende Tochter eben auch machen würde.
Durch meinem Beruf wurde ich mit vielen Kindern konfrontiert, die zu Hause ausgerissen sind oder ähnliche Szenarien hinter sich hatten, weil ihre Eltern ihnen verschwiegen hatten, dass sie adoptiert wurden. Anfänglich war es gar nicht leicht, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen, weil man schon infrage stellt, wie man als Kind wohl selber reagieren würde und umgekehrt auch, wie man agieren soll, wenn man die Adoptiveltern darstellt.
Besonders aufgefallen ist mir, dass nahezu 70 Prozent der Adoptiveltern nie den richtigen Zeitpunkt gefunden haben, wann es besser ist, dem Kind die Wahrheit zu sagen und am Ende dann erschrocken waren, wenn die Kinder sauer, erbost und enttäuscht waren. Selbstverständlich kam in nahezu 30 Prozent der Fälle dann auch vor, dass die Kinder ihre leiblichen Eltern kennenlernen wollten, was meist bei den Adoptiveltern wie ein Schlag ins Gesicht wirkte.
Viele Adoptiveltern nehmen es zu persönlich, dass ein Kind nach seinen Wurzeln forscht. Sie verstehen nicht, wieso es für ein Kind wichtig ist zu wissen, wieso man zur Adoption freigegeben wurde und welche Beweggründe dahinter steckten. Denn oftmals sind es zum Beispiel religiöse Schicksale, Krankheit oder die Eltern der leiblichen Eltern gewesen, die gegen das Kind waren und somit eine Adoption verlangten.
Kinder wollen dies einfach nur gerne wissen und erfahren. Das bedeutet in keinem Fall, dass die Adoptiveltern nicht mehr wertvoller sind als die leiblichen Eltern. Es geht vielmehr um das Wissen und die Kenntnis der Beweggründe, damit man seine Wurzeln aber kennt und so weiter im Alltag mit Adoptiveltern leben kann oder vielleicht sogar mit beiden Eltern.
Viele Adoptiveltern glauben, dass sie ihre Adoptivkinder verlieren können. Sie haben Angst und Zweifel. Doch im Grunde genommen geht meist alles gut aus, sodass ich es nicht nachvollziehen kann, dass einige Adoptiveltern so durchdrehen, dass ihre Kinder die leiblichen Eltern kennenlernen möchten.
Ich denke, wenn man ein Kind adoptiert, muss man einfach damit rechnen, dass es irgendwann seine leiblichen Eltern kennenlernen möchte. Das ist ganz natürlich. Heute erzählt man den Kindern in der Regel auch von Anfang an, dass sie adoptiert wurden, damit es später nicht zum Bruch kommt, weil das Kind sein ganzes Leben als Lüge empfindet.
Das finde ich sehr gut, denn oft sind Kinder mit 14-20 einfach noch nicht reif genug, so eine Nachricht zu verkraften, wenn sie jahrelang dachten, die Adoptiveltern seien die richtigen Eltern. Das ist ein riesiger Schock und führt oft zu einen Hass auf die Adoptiveltern, weil sie das Kind angelogen haben.
Wenn das Kind damit aufwächst, dass es noch eine Mutter hat, die es geboren hat, dann ist das für das Kind selbstverständlich. Auch für die Adoptiveltern bleibt klar, da ist noch jemand. Ich glaube das ist für beide Seiten die beste Lösung. Somit ergibt sich auch automatisch der Wunsch des Kindes nach seinen richtigen Eltern zu suchen.
Im Gegensatz zu den Adoptivkindern, die vorher nicht wussten, dass sie adoptiert wurden, geschieht das nicht aus einer Wut und Enttäuschung heraus. Die Beziehung zu den Adoptiveltern ist jahrelang gewachsen und wird dann sicherlich nicht zerstört, wenn das Kind die leiblichen Eltern kennenlernt, was durch eine Lebenslüge aber passieren könnte.
Ob die Adoptiveltern darunter leiden, hängt wohl vom Charakter ab. Wenn man damit rechnet und sich im Klaren ist, dass das Kind sich eventuell eine Zeit lang mehr zu den richtigen Eltern hingezogen fühlt, kann man damit wohl besser umgehen, als wenn man die richtigen Eltern als Konkurrenten sieht. Das können sie eigentlich gar nicht sein, da man ihnen Jahre voraus ist, was die Beziehung angeht. Aber manche nehmen es eben persönlich. Ich glaube aber , dass sich das Adoptivkind nach anfänglicher Euphorie doch wieder darauf besinnt, wer es groß gezogen und all die Jahre geliebt hat.
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