Fühlt ihr euch unwohl, wenn ihr Geldgeschenke annehmt?
Ich bin vor kurzem mit meinem Freund umzogen und da ich aktuell noch mit meinem alten Arbeitgeber im Streit liege um mehr als ein Gehalt ist das Geld bei uns aktuell sehr knapp. Meine Mutter hat uns deshalb jetzt schon öfter “kleinere” Beträge um die 50 Euro gegeben (was ich persönlich eigentlich schon eher als viel Geld empfinde), aber ich habe jedes Mal ein Problem damit beziehungsweise ein schlechtes Gewissen das anzunehmen.
Ich fühle mich jedes Mal schlecht, weil man mit 24 eigentlich in einem Alter sein sollte, in dem man auf eigenen Beinen steht und nicht darauf angewiesen sein sollte das Geld von anderen Leuten anzunehmen.
Wie ist es bei euch? Habt ihr auch Probleme damit, Geld von anderen Leuten anzunehmen oder stört euch das gar nicht, weil sie es euch ja freiwillig gegeben haben? Kommt es bei euch vielleicht auch auf die Situation und den Betrag an, um den es geht?
Ich war bzw. bin nicht in solch einer Situation. Uns geht es finanziell ganz gut, haben keine Geldsorgen, aber meine Eltern geben uns zu Weihnachten oder so immer eine Karte mit Geld. Meinem Mann ist das unangenehm, aber meine Eltern sagen, dass wir es in "jungen" Jahren mit Kind doch besser gebrauchen können als sie im Rentenalter.
Ich hätte wohl ein Problem damit, wenn ich wüsste, dass meine Eltern sich das Geld ersparen müssen, aber ihnen geht es gut und sie geben es gerne und haben es mehr oder weniger "übrig". Daher kann ich damit Leben und sehe zu, das wir was Schönes,/vernünftiges als Familie damit anstellen.
Viel unangenehmer finde ich, dass eine alte Dame in der Nachbarschaft, der es finanziell wirklich nicht so doll geht, unserer Tochter immer mal 1-2 Euro gibt oder mal Bananen, Mandarinen, Brötchen usw. Ich weiß, dass sie wirklich Ihr Geld einteilt und sich nicht mal eben was "außer der Reihe" kaufen kann. Ich freue mich, dass sie unsere Tochter so mag, aber gleichzeitig ist es mir unangenehm. Ich habe ihr dann einfach zu Nikolaus (ohne Name ohne Zettel - also ohne Outing) einen Schoko-Nikolaus vor die Tür gestellt, außerdem bringe ich hier hin und wieder mal ein Stück Kuchen oder so rüber.
Daher denke ich, dass man es abwägen muss und nicht pauschal sagen kann, ob und wann und ab welcher Höhe es einem unangenehm "sein muss". Es kommt immer auf die eigene Situation an, die Beweggründe, die Situation der Person gegenüber usw. Sicherlich spielt es auch eine Rolle, wie man aufgewachsen ist und erzogen wurde. Was dem einen eher unangenehm ist, ist es für den anderen noch lange nicht. Aber reflektiert die Situation zu betrachten, dass kann in keinem Fall schaden.
Ich denke es kommt wirklich darauf an, ob die Person, die es einem gibt, eher wenig Geld hat und sich das zusammensparen muss oder das Geld eher locker sitzen hat. 50 € sind ja nicht viel, wenn man gut verdient und seinem Kind gibt man es immer gerne. Vor allem, weil du ja auch gerade in einer schweren finanziellen Situation bist. Deine Mutter will sicher einfach nicht, dass du dich verschuldest oder irgendwelche Dummheiten machst, weil dir Geld fehlt.
Ich bekomme auch ab und zu mal Geld geschenkt, aber eher zu Weihnachten oder solchen Tagen. Einfach, weil man in dem Moment nicht weiß, was man mir schenken soll und da finde ich das auch okay. Ich brauche kein Geld, aber ich bin mir sicher, dass ich in deiner Situation auch Geld geschenkt oder bekommen würde von meinem Umfeld. Das ist nun mal so und ich denke nicht, dass man sich deswegen schlecht fühlen sollte. Du wirst deinen Eltern sicherlich auch helfen, eine gute Tochter sein und so weiter, sie liebt dich und gibt es gerne, das muss dir nicht unangenehm sein.
Es wird ja niemand gezwungen mir Geld zu schenken und ich bin kein manipulativer Mensch, der andere dazu bringt mir aus Mitleid oder was auch immer Geld zu überlassen. Von daher wüsste ich nicht warum ich mich unwohl fühle sollte.
Ich hatte jetzt aber den Fall, dass ich zu Weihnachten direkt von mehreren Leuten Geld bekommen habe weil sie mich nicht einladen konnten und da standen die Beträge nicht unbedingt im Verhältnis zur entgangenen Einladung. Ich habe denen zwar auch je ein Adventspäckchen mit kleinen Überraschungen zukommen lassen, aber wenn ich normalerweise zum Beispiel ein paar mal am Wochenende nach dem Skifahren zum Kaffee vorbei komme ist das eigentlich keine 50 Euro wert.
Das ist jetzt aber nicht so, dass sich die Verwandten diese Geschenke eigentlich nicht leisten können, denen geht es finanziell schon gut. Ich habe mir nur gedacht, dass ich das Geld eigentlich nicht gebraucht hätte um mich zu freuen. Die Weihnachtskarte hätte den Job auch getan.
Ich habe mich noch nie unwohl bei Geldgeschenken gefühlt, wobei diese mit 40 schon eine Seltenheit darstellen. Für meinen Vater stellen kleinere finanzielle Zuwendungen so ziemlich die einzige Art dar, Zuneigung auszudrücken, Nachkriegskindheit sei Dank. Und sonst schenkt mir im wahrsten Sinn des Wortes keiner mehr was, wie es so schön heißt.
Aber auch in jüngeren Jahren, etwa im Studium, das gelegentliche Scheinchen von Oma oder eine großzügig aufgerundete Zuwendung für Hilfe wie Hundehüten oder Nachhilfe habe ich immer dankend und ehrlich erfreut, aber ohne große Ziererei oder gar schlechtem Gewissen angenommen.
So gut betucht war ich nie, dass ein zusätzlicher 50er oder auch mal ein bisschen mehr nicht willkommen gewesen wäre. Und ich habe den Leuten das Geld auch nie mit Jammergeschichten rausmanipuliert oder zur Bedingung für Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Hilfe gemacht. Und arm war von den großzügigen Spendern auch keiner. Da sehe ich rückwirkend kein Problem darin.
Ich kann dich gut verstehen, denn auch ich habe oft Schwierigkeiten damit, Geld von anderen Leuten anzunehmen. Es ist ein Gefühl der Abhängigkeit und der Unabhängigkeit. Einerseits möchte man nicht als jemand gesehen werden, der ständig auf die Hilfe anderer angewiesen ist, andererseits ist es aber auch schön, wenn es Menschen gibt, die einem in schwierigen Zeiten unter die Arme greifen.
Ich denke, dass es in der Tat auf die Situation und den Betrag ankommt. Wenn es sich um kleinere Beträge handelt, wie bei dir, fühle ich mich oft eher unwohl, weil ich denke, dass ich es auch ohne das Geld schaffen könnte und ich nicht unnötig von anderen abhängig sein möchte. Wenn es jedoch um größere Summen geht, die ich wirklich dringend benötige, dann bin ich dankbar für jede Unterstützung.
Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich bewusst macht, dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten und auch mal Hilfe anzunehmen. Niemand kann immer alles alleine schaffen und manchmal braucht man einfach eine Hand, um wieder auf die Beine zu kommen. Solange man nicht ständig von anderen abhängig ist und auch selbst alles in seiner Macht stehende tut, um die Situation zu verbessern, finde ich es in Ordnung, Unterstützung anzunehmen.
Als Kind habe ich oft Geldgeschenke von meiner Oma und anderen Verwandten bekommen, über die ich mich immer riesig gefreut habe. Seitdem meine Oma nicht mehr lebt, der Kontakt zu anderen Verwandten außerhalb meiner Eltern nicht mehr besteht und ich erwachsen bin, gibt es höchstens mal Geld von meinen Eltern. Das ist aber auch längst nicht zu jedem Anlass der Fall, sondern nur dann, wenn es sonst kein größeres Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten gibt.
Tatsächlich fühle ich mich dann immer unwohl, auch wenn ich weiß, dass meine Eltern das gerne machen, es sich leisten können und ich mir dann etwas Bestimmtes von dem Geld gönnen kann, was ich mir vielleicht schon lange wünsche. Dennoch ist es mir unangenehm. Mir fällt es ohnehin schon schwer, Geschenke allgemein anzunehmen und bei Geld ist es natürlich noch extremer.
Von anderen Personen außerhalb meiner Eltern würde ich nun auch kein Geld annehmen wollen, wenn man mal von Anlässen wie der Hochzeit oder dergleichen absieht. Uns geht es finanziell gut und wir sind da auch nicht darauf angewiesen, so dass ich dann lieber andere Geschenke annehmen würde, auch wenn der finanzielle Wert gleich sein mag.
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